Bundesberufswettbewerb: Deutsche Azubi-Meisterschaft

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Pferdebeurteilung war eine der Teilprüfungen beim Bundesberufswettbewerb der Pferdewirt-Azubis an. (© Hartwig)

In drei Fachrichtungen traten die Auszubildenden Pferdewirte beim Bundesberufswett­bewerb letzte Woche in Warendorf an, der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft der Pferdewirt ­Azubis. Westfalen, allen voran Greta Busacker, und das Landgestüt Celle taten sich hervor.

Ein Portfolio an Aufgaben hatten die Auszubildenden Pferdewirte beim Bundesberufswettbewerb zu absolvieren. Gemünzt auf ihre jeweilige Fachrichtung. Eingeladen waren Azubis der Klassischen Reitausbildung, der Pferdezucht und aus der Fachrichtung Pferdehaltung und Service. Zehn Teams á vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aus ganz Deutschland angereist. In jedem Team musste mindestens eine/einer jeder Fachrichtung vertreten sein.

Teilnahmevoraussetzung für den Bundesberufswettbewerb ist ein gültiger Berufsausbildungsvertrag als Pferdewirt. Außerdem darf die Abschlussprüfung noch nicht abgelegt worden sein. Sollte eine Zuständige Stelle keine Mannschaft stellen können, dürfen Mixteams gebildet werden. Die Pferde wurden vom Landgestüt Warendorf gestellt. Jede Mannschaft loste die Pferde für die jeweilige Prüfung aus. Die Mannschaften nahmen dann die Verteilung der Pferde unter sich vor. Die Pferde wurden von nicht teilnehmenden Personen vorbereitet und dann den Teilnehmerinnen und Teilnehmern übergeben. Alle haben vor der jeweiligen Teilprüfung im Reiten zehn Minuten und vor dem Vorführen zwei Minuten Zeit, die Ausrüstung einzustellen und sich mit dem Pferd vertraut zu machen.

Bundesberufswettbewerb: die Prüfungsthemen

Der zweitägige Wettkampf gliederte sich auf in Vorentscheidungen und Finalprüfungen. Am ersten Tag ging es z.B. in Pferdehaltung und Service um die Beratung am und ums Pferd. Konkret um Pferdehaltung und Gesundheit, Ausrüstung und den Umgang mit und Erziehung von Pferden.

Vom Landgestüt Celle kam die Auszubildende Anna Steffen. Die 20-Jährige konnte die Einzelentscheidung in Pferdehaltung und Service gewinnen. „Ich bin mit Pferden aufgewachsen, mein Vater ist ebenfalls Pferdewirt. Deshalb möchte ich diesen Beruf lernen“, erzählte Anna. „Auf den Bundesberufswettbewerb haben wir uns im Betrieb sehr gut vorbereitet. Wir haben viel geübt, theoretisch und praktisch. Besonders gut gefallen hat mir das Miteinander mit den anderen Teilnehmern.“

Den Azubis der Pferdezucht wurden drei Pferde vorgestellt, die sie beurteilen mussten. Diese Teilprüfung hat bei Ailyn Weber am besten geklappt. Sie lernt ebenfalls im Landgestüt Celle bei Ausbilder Henning Steinhoff. In Warendorf trat sie für das Team Hannover an. „Bei der Beurteilung wurden uns drei verschiedene Hengste vorgeführt. Man musste sie nach bestimmten Kriterien wie Geschlechtstyp, Kopf, Hals und Rücken und in der Bewegung im Trab und Schritt mit Noten bewerten.“

Greta Busacker in Klassischer Reitausbildung

Die angehenden Pferdewirte der Klassischen Reitausbildung demonstrierten selbstständiges Reiten in Dressur und Springen. Und die Unterrichtserteilung Dressur. In dieser Fachrichtung stach besonders Greta Busacker hervor, die neben ihrem BWL-Fernstudium im letztes Lehrjahr im Beruf Pferdewirt im Turnierstall von Ingrid Klimke lernt. Wie ihre Mutter reitet die 22-Jährige Dressur und Vielseitigkeit und brachte schon einiges an Erfahrung mit.

Mit drei Jahren bestritt sie ihre erste Führzügelklasse. Sie lernte auf Klimkes ehemaligen Championatspferd Butts Abraxxas und wurde mit Scrabble Doppel-U21-Europameisterin Vielseitigkeit. Außerdem mischte sie beim Preis der Besten mit. Als erste, die in zwei Disziplinen gleichzeitig startete. „Wir hatten mit unserer Mannschaftsführerin gemeinsame Teamabende, sind theoretische Themen durchgegangen und einmal an der Deutschen Reitschule gewesen, um die Abläufe zu besprechen und die Pferde anzuschauen“, berichtet sie von der Vorbereitung. Sie lobte die Veranstaltung: „Der Bundesberufswettbewerb ist eine total tolle Chance, sich auch mit den anderen Fachbereichen auszutauschen. Dazu hat man sonst nicht die Möglichkeit, weil man doch sehr in seinem eigenen Ausbildungsbetrieb bleibt. Da ist der Kontakt sehr begrenzt. Und hier ist eine super Möglichkeit gegeben, um sein Wissen zu erweitern über das Fachgebiet hinaus. Und auch mit den anderen Teams bundesweit in Verbindung zu stehen.“

Gemeinsam im Team bereiteten die Azubis neben den Teilprüfungen auch einen Vortrag zu einem zugelosten Thema vor. Den präsentierten sie zu Beginn des zweiten Tages. Auch dafür gab es eine Gesamtnote.

Finale

In den Finalprüfungen war in Pferdehaltung & Service das Longieren eines Pferdes gefragt. Um eine Anpaarungsberatung für Züchter ging es in Pferdezucht. In der Klassischen Reitausbildung war eine Trainingseinheit mit gymnastizierender Arbeit über Hindernisse gefordert.

Die Mannschaftswertung ergab sich aus den Ergebnissen aller drei Fachrichtungen. Mit insgesamt 1175 Punkten durften sich Greta Busacker, Tiara Janika Schmidt aus dem Dressur- und Ausbildungsstall Anne Horstmann. Sophia Heckel (Zucht) aus dem NRW Landgestüt und Laura Emily Schmidt (Pferdehaltung und Service), die bei der Sportponyvermarktung Scharf lernt, über den Sieg freuen. Die Plätze zwei und drei holten die Mannschaften der Landesverbände Sachsen (1160 Punkte) und Baden-Württemberg (1150).

Die Einzelsiegerinnen

In der Einzelwertung der Fachrichtung Klassische Reitausbildung ging der zweite Platz hinter Greta Busacker (90) mit 85 Punkten an ihre Teamkollegin Tiara Janika Schmidt. Lily Seifert vom Gestüt Redefin (Landesverband Mecklenburg-Vorpommern) hatte sich vor allem mit dem Sieg in der Teilprüfung Unterrichtserteilung für das Finale qualifiziert. Sie beendete den Wettkampf mit 80 Punkten insgesamt auf Platz drei.

In der Fachrichtung Pferdehaltung und Service siegte Anna Steffen (Landesverband Hannover) mit 74 Punkten vor Benita Bieler (72, Landesverband Baden-Württemberg). Dritte wurde Marlene Schmidt (65, Landesverband Sachsen).

Ailyn Webering stellte sich in der Fachrichtung Pferdezucht mit 86 Punkten vor Tim Süß (84, Landesver- band Sachsen) und Jasmin Kremnitzer (82, Baden-Württemberg).

„An diesen zwei Tagen kommen alle zusammen, die mit der Berufsausbildung zu tun haben. Ausbilderinnen und Ausbilder, Prüfer, die Zuständige Stelle, die FN und BBR sowie die Berufsschule. Dieser bundesweite Austausch ist sehr wertvoll, wichtig und gut“, berichtet BBR-Geschäftsführerin Carolin Lux. Die BBR ist gemeinsam mit dem NRW Landesgestüt, der FN und den Zuständigen Stellen für die Ausrichtung des Wettbewerbs verantwortlich. „Die Prüfungen verliefen super. Viele Azubis haben starke Leistungen gezeigt. Am Ende haben wir uns direkt vor Ort Feedback an unterschiedlichen Stellen eingeholt, um den Bundesberufswettbewerb nächstes Jahr zu noch zu optimieren.“ Bei der Siegerehrung trat auch der neue FN-Präsident Martin Richenhagen ans Mikrofon und gratulierte. Es war seine erste offizielle Veranstaltung im Amt.

 

 

Ergebnisse

Teamwertung

1. Westfalen (1175)
2. Sachsen (1160)
3. Baden-Württemberg (1150)

Einzelwertungen Klassische Reitausbildung

1. Greta Busacker, Westfalen (90)
2. Janika Tiara Schmidt, Westfalen (85)
3. Lilly Seifert, Mecklenburg-Vorpommern (80)

Pferdezucht

1. Ailyn Webering, Hannover (86)
2. Tim Süß, Sachsen (84)
3. Jasmin Kremnitzer, Baden-Württemberg (82)

Pferdehaltung & Service

1. Anna Steffen, Hannover (74)
2. Benita Bieler, Baden-Württemberg (72)
3. Marlene Schmidt, Sachsen (65)

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Laura BeckerRedakteurin

Nach der Lehre zur Pferdewirtin „Klassische Reitausbildung“ und Coach für Longier- und Reitabzeichen Studium der Germanistik. Anschließend Volontariat beim St.GEORG. Mutter von zwei Söhnen, verantwortet alle Themen rund um die Berufsreiterei. Auch Tipps und Hilfen in punkto Pferde- und Reiterausbildung sowie Recherchen rund ums Pferd gehören zu ihrem Aufgabenbereich.

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