„Wir sind alle Sieger“, sagte Finalist Markus Merschformann schon
vor Beginn der Finalprüfung, die beim Berufsreiterchampionat der Springreiter
traditionell unter den besten drei Reitern mit Pferdewechsel ausgetragen wird.
Und er behielt ein bisschen Recht. Denn hinter der Siegerin Judith Emmers gab
es in diesem Jahr zwei Vize-Champions.
Spannend bis zum letzten Ritt so wünscht man sich ein Championat. Und dieser Wunsch ging für den Veranstalter Wilfried Schormann (RV Bad Oeynhausen) in Erfüllung, denn erst der letzte Ritt entschied über die Rangierung der drei Starter.
Beim Finale mit Pferdewechsel traten drei Paare mit unterschiedlichsten Voraussetzungen an: Die Siegerin Judith Emmers, 24 Jahre alt, war erstmals dabei und auf Erfahrungen mit Pferdewechsel-Prüfungen kann die Chefbereiterin von Christian Ahlmann nicht zurückgreifen. Ein bisschen nervös bin ich schon, gab sie unumwunden zu, und dann muss ich auch noch als Erste in den Parcours! Den ersten Ritt mit dem eigenen Pferd, dem zehnjährigen westfälischen Wallach Papillon v. Phantom, absolvierte sie fehlerfrei.
So viel Glück hatte der zweite Starter, Florian Meyer zu Hartum, nicht. Er war schon im Vorjahr mit seinem nun neunjährigen Vererber Fighting Fit am Start und nach dem Bronzerang von 2010 war ihm anzusehen, dass er diesmal mehr wollte. Die Vorbereitung des 37-Jährigen war entsprechend ausgefallen: Um seinen Hengst optimal auf die grüne Saison vorzubereiten, war er drei Wochen lang in Arrezzo gewesen, ein Start auf einem Außenplatz war also nicht Besonderes mehr für den Fighting Alpha-Sohn, der durch souveräne Runden in den Qualifikationen aufgefallen war. Doch schon am Sprung drei, einer Triplebarre, schienen die Weichen gestellt: Einen kurzen Moment ließ sich der Hengst von den Zuschauern auf dem Wall des Sielparks ablenken schon fiel die oberste Stange in den Sand.
Mehr Glück mit dem eigenen Pferd hatte Markus Merschformann, der Dritte im Bunde. Der neunjährige Hannoveraner Wallach Farewell v. For Keeps drehte eine ruhige, sichere Runde, ließ alle Stangen liegen und verschaffte seinem Reiter eine gute Ausgangsposition. Merschformann, der 1997 Mannschafts-Europameister geworden war und zahlreiche Weltcupprüfungen und Große Preise gewinnen konnte, hat den Wallach seit einem dreiviertel Jahr in Beritt eine drei-Sterne-Prüfung allerdings (2. Qualifikation) hatte er dem leistungsbereiten Dunkelbraunen bisher erst zweimal zugemutet. Überhaupt war der Start Merschformanns beim Berufsreiterchampionat erst in letzter Minute möglich geworden. Denn nur Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister sind startberechtigt. Und erst zwei Tage vor Turnierbeginn hat der 38-jährige Profi seine Meisterprüfung bestanden und nachgenannt.
Es folgten sechs Ritte, bei denen jeweils jeder Reiter die beiden fremden Pferde durch den Zwei-Sterne-Kurs von Parcourschef Klaus Holle steuern musste. Neun Sprünge waren zu überwinden, ein verkürzter Parcours also, um den Pferden nicht zu viel zuzumuten, wie Holle beschrieb. Judith Emmers, die erste Frau, die das Berufsreiterchampionat der Springreiter gewinnen konnte, meisterte die Aufgabe am besten, sie blieb als einzige Reiterin mit allen drei Pferden fehlerfrei. Im Sattel von Farewell drehte sie eine sehr harmonische Runde, der liegt mir, lachte sie nach dem Ritt. Mit Fighting Fit war sie sehr schnell unterwegs. Der wurde mir schon etwas heiß im Parcours, sagte die neue Championesse. Markus Merschformann fühlte sich auf Fighting Fit sehr wohl, der ist super gesprungen, kommentierte er. Mit Papillon, dem Pferd von Emmers, unterlief ihm ein Fehler an Sprung vier, da hatte ich ihn nicht genug am Bein, aber hinterher lief er toll!. Damit waren die beiden Herren der Finalprüfung gleichauf und nun lastete der Druck auf Florian Meyer zu Hartum, der als letzter Starter mit Farewell eine fehlerfreie Runde zeigen musste, um nicht auf Rang drei zurückzufallen. Mit Papillon, dem Wallach von Judith Emmers, hatte sich der Profi innerhalb der fünf Minuten Vorbereitungszeit gut anfreunden können und war problemlos ohne Fehler ins Ziel gekommen. Ein tolles, routiniertes Pferd, freute er sich nach seinem Ritt. Auch mit Farewell, dem Wallach von Merschformann, begann es perfekt, in der dreifachen Kombination dann musste der Chefbereiter des Gestüts Eichenhain bei Verden seine ganze Routine ausspielen: eine Stange klapperte bedenklich blieb aber liegen. Da die Nerven zu behalten und cool weiterzureiten, macht einen Profi aus, lobte ihn sein Berufskollege Sören von Rönne, mit dem sich Meyer zu Hartum über die Fremdpferde ausgetauscht hatte. Somit gab es hinter der Siegerin zwei punktgleiche Vizechampions, denn das Reglement sieht nur dann ein Stechen vor, wenn es um den Sieg geht, nicht aber um die Platzierung dahinter. Das ist eine gute Regelung, kommentierte Meyer zu Hartum. Denn die Pferde haben inklusive der Qualifikationen schon sechs schwere Springen hinter sich, das reicht.Bestes Pferd der Prüfung war Farewell, der als einziges Finalpferd fehlerlos alle Runden absolvierte. Alle Ergebnisse und weitere Infos zum Springturnier in Bad Oeynhausen finden Sie hier.
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