Pferdewirt-Ausbildung: Mit Pferden arbeiten

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Traumberuf Pferdewirtin? (© slawik.com)

Lust auf Traumberuf? Die Pferdewirt-Ausbildung gibt es in fünf verschiedenen Fachrichtungen, jede mit anderen Schwerpunkten. Ein Überblick über Ausbildungsinhalte, Anforderungen und wichtige Informationen

Die Pferdewirt-Ausbildung generell:


Fachrichtung Pferdehaltung & Service: Vielfältige Aufgaben

Als Betriebsmanagement könnte man die Tätigkeit in der Fachrichtung Pferdehaltung und Service auch beschreiben, denn in dieser Fachrichtung geht’s um das Rund-um-Paket für Pferde, Reiter und den gesamten Betrieb.

„Mir gefällt, dass der Pferdewirt-Beruf so abwechslungsreich ist und dass man nicht den ganzen Tag in einem Büro sitzt“, erzählt Lisa Ullrich, die in der Landes- Reit- und Fahrschule Langenfeld in Nordrhein-Westfalen die Pferdewirt-Ausbildung in der Fachrichtung „Pferdehaltung und Service“ absolviert hat. „Nicht nur die Arbeit mit dem Pferd, auch der Umgang mit den Menschen ist toll.“ Insgesamt sind in der Landes-Reit- und Fahrschule 15 Mitarbeiter beschäftigt, inklusive vier Auszubildende. Auf dem elf Hektar großen Areal gibt es 120 Außenboxen für Pensions-, Beritt-, Ausbildungs- und Schulpferde. Zu Lisas Aufgaben gehörten im zweiten Lehrjahr zum einen der Stalldienst, das Instandhalten der Anlage sowie das Säubern der Hof- und der Führanlage. Zum anderen trainierte sie Pferde an der Longe und kümmerte sich um die Vor- und Nachbereitung der Beritt- und Ausbildungspferde – putzen, satteln, warmreiten und versorgen. Sie saß auch selbst im Sattel, auf ein bis zwei Pferden täglich, und sie bekam Unterricht in Dressur und Springen. Außerdem war Lisa verantwortlich für die Fütterung, den Weideservice im Sommer und den Paddock- und Führmaschinendienst im Winter. Sie betreute die Kunden und war immer Ansprechpartnerin. In den Reitabzeichen-, Basispass- und Ferienlehrgängen übernahm sie Theorie-Einheiten, beispielsweise über das korrekte Verladen. Bei den Longierabzeichen leitete sie die Lehrgangsteilnehmer in Theorie und Praxis an.

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Lisa hat an der Landes-Reit- und Fahrschule in Langenfeld gelernt. © Schnell

„Ich wollte diesen Beruf schon immer machen“, betont Lisa, „und die Fachrichtung Pferdehaltung und Service hat von allem etwas, sie ist besonders vielfältig – das finde ich super! Der Fokus liegt nicht allein auf dem Training der Pferde, man hat ganz viel mit Menschen zu tun. Und anderen etwas beizubringen, theoretisch oder praktisch, macht mir besonders viel Spaß.“ Vor dem Start ihrer Ausbildung hat Lisa das große Reitabzeichen und die Prüfung zum Trainerassistenten abgelegt. Ihr Tipp für Interessierte: „Ich habe einen Infotag der BBR besucht. Das kann ich jedem empfehlen. Dort bekommt man viele Infos nicht nur zum Beruf an sich, sondern auch über die Berufsschule und zu Weiterbildungsmaßnahmen. Das hat mir sehr weitergeholfen. Und ich würde ein Praktikum absolvieren, um alle Arbeitsabläufe und den Betrieb kennenzulernen.“

Lisas Tipp für Berufseinsteiger:

Ich würde den BBR-Infotag zum Beruf des Pferdewirts besuchen.

BBR-Infotage finden bundesweit, das ganze Jahr über statt.

 


Prüfungsinhalte

Praktische Prüfungsteile inklusive Fachgespräche

  • Kundenberatung und -ausbildung
  • Umgang mit Pferden, Grunderziehung und Bodenarbeit, Verladen und Transportieren
  • Gesundheitsvorsorge und Notfälle
  • Bewegen von Pferden (Longieren, ausbalanciertes Reiten in allen Gangarten, Überwinden kleinerer Hindernisse, Anführen eines Ausrittes)
  • Haltung und Versorgung von Pferden

Schriftliche Prüfungsteile

  • Betriebsorganisation
  • Wirtschafts- und Sozialkunde

 

Auf einen Blick
Schwerpunkte „Pferdehaltung und Service“

  • Arbeiten vor allem in Pensionsbetrieben und Vereinen
  • Pferdefütterung, Futtergewinnung und -beschaffung
  • Stall- und Weidemanagement
  • Das Bewegen von Pferden (Reiten oder Fahren), Arbeiten an der Longe
  • Die Beratung von Kunden und kundenorientierte Anlagenbewirtschaftung

 

 

 

 

Klassische Reitausbildung: Im Sattel zuhause

Die Ausbildung von Pferden und Reitern – das steht im Fokus in der Fachrichtung Klassische Reitausbildung – also viele verschiedene Pferde reiten und Unterricht geben in allen Altersklassen.

Luisa Benedikt sitzt schon seit ihrem fünften Lebensjahr im Sattel. Pferde seien schon immer ihre Leidenschaft gewesen, sagt sie, und sie habe immer Spaß daran gehabt, mit jüngeren Pferden zu arbeiten. Lieber Stall statt Schule war das Motto. Daher war für sie auch schnell klar, dass sie nach dem Abitur die Ausbildung zur Pferdewirtin in der Fachrichtung „Klassische Reitausbildung“ absolvieren und ihr Hobby zum Beruf machen möchte. Im ersten Lehrjahr in der Landes-Reit- und Fahrschule Langenfeld (NRW) umfasste ihr Arbeitstag von 7 bis 18 Uhr  mit Pausen die Stallarbeit (Boxenpflege, Füttern, Fegen), das Training von rund vier Pferden und Kinderlongenunterricht und Kindervoltigieren. Vorab hatte sie schon ihren Trainerschein abgelegt, so dass sie viel im Schulbetrieb mithelfen konnte.

Trainiert und unterrichtet wird in Langenfeld in zwei Reithallen, auf drei Dressurvierecken, einem Springplatz, einer Trainingsbahn und einem Geländetrainingsplatz sowie auf einem Longierzirkel. Außerdem gibt es eine Führanlage, Weiden und Paddocks. Kinder ab drei Jahren können ihre ersten Erfahrungen mit den Ponys sammeln. Es gibt Voltigier- und Longenstunden, Gruppen- und Einzelunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit rund 30 Schulpferden. Das ganze Jahr über finden Abzeichen- und Ferienlehrgänge sowie Trainer- und Pferdepflegerausbildungen statt. „Ich habe vor meiner Lehre ein Praktikum in Langenfeld gemacht, um den Betrieb und den Alltag einer Pferdewirtin kennenzulernen. Das würde ich jedem raten, der sich für diesen Beruf interessiert“, betont Luisa. „Wenn man noch nicht weiß, in welchen Betrieb man gehen möchte, würde ich Praktika in verschiedenen Ställen machen, um einen Überblick zu bekommen und einschätzen zu können, wo man sich wohlfühlt. So lernt man auch die verschiedenen Abläufe in unterschiedlichen Betrieben kennen und merkt vielleicht schon, was einem besonders liegt.“ Allen, die mit dem Gedanken spielen, den Beruf des Pferdewirts ergreifen zu wollen, gibt sie zu bedenken: „Man muss wissen, dass man den ganzen Tag draußen ist, zu jeder Jahreszeit – das sollte einem Spaß machen. Man sollte sich das gut überlegen! Auch die Zusammenarbeit mit Kunden jeden Alters ist sehr wichtig und sollte einem liegen.“

Schnell

Reiten und Ausbilden gehört zur Klassischen Reitausbildung. © Schnell

Das Besondere an ihrer Ausbildung war für Luisa das Training mit dem Nachwuchs, sowohl mit dem vier- als auch dem zweibeinigen. „Es macht mir unheimlich viel Spaß, Kindern das Reiten und den korrekten Umgang mit den Ponys und Pferden beizubringen“, erklärt sie. „Und genauso viel Spaß macht es mir, die Entwicklung eines jungen Pferdes miterleben und fördern zu dürfen. Die Youngster lernen so schnell, jeden Tag ein bisschen mehr, und man selbst lernt auch bei jedem Pferd so viel dazu. Es ist einfach ein schönes Gefühl, aufzusteigen und zu spüren, wie sie besser werden.“

Luisas Tipp für Berufseinsteiger:

Man muss wissen, dass man den ganzen Tag draußen ist – das sollte einem Spaß machen.

 


Prüfungsinhalte

Praktische Prüfungsteile inklusive Fachgespräche

● Dressurausbildung und Dressur- aufgabe Klasse L auf Kandare
● Springausbildung und Spring- parcours Klasse L
● Unterrichten Schriftliche

Prüfungsteile

● Pferdegesundheit, Reit- und Sportlehre
● Wirtschafts- und Sozialkunde

 

Auf einen Blick
Schwerpunkte „Klassische Reitausbildung“

● Arbeiten in Ausbildungs- und Turnierbetrieben sowie Vereinen
● Vielseitige, klassische Ausbildung von Pferden und Reitern
● Funktionelle Pferdebeurteilung
● Vorbereitung und Vorstellung von Pferden bei Leistungsprüfungen

 


 

 

Fakten

Pferdewirtprüfungen

Die Zwischen- und Abschlussprüfungen für die Fachrichtung „Klassische Reitausbildung“ finden an der Deutschen Reitschule in Warendorf statt. Ausnahme ist das Bundesland Bayern – dort wird an der Bayerischen Landes-Reit- und Fahrschule in München-Riem geprüft. Voraus geht ein zwölftägiger (in Bayern dreiwöchiger) Vorbereitungslehrgang. Für die übrigen Fachrichtungen werden die Prüfungen in ausgewählten, anerkannten Ausbildungsbetrieben in den jeweiligen Bundesländern durchgeführt.

Zwischenprüfungen
In der Regel findet nach dem ersten Ausbildungsjahr eine Zwischenprüfung statt, um den Ausbildungsstand zu überprüfen. Diese ist angelehnt an die Abschlussprüfung auf einem niedrigeren Niveau und wird den Fachrichtungen entsprechend unterschiedlich gestaltet.

 

Pferdezucht: Vom Abfohlen zum Anlongieren

Ein Pferd von Beginn seines Lebens an zu betreuen – das gehört zu den Aufgaben des Pferdewirts bzw. der Pferdewirtin in der Fachrichtung „Pferdezucht“, genauso wie alles rund um das Züchten.

 

Die Pferde von klein auf begleiten – das ist Aufgabe einer Pferdewirtin der Fachrichtung Zucht. © Casper

Pferde begleiten ab dem Zeitpunkt, an dem eine Stute zum Besamen vorbereitet wird, bis hin zur Fohlengeburt, der Aufzucht und dem Ausbilden – dieser ganze Weg gehörte zu Diana Hartmanns Ausbildung in der Fachrichtung „Pferdezucht“ auf dem Gestüt Birkhof im baden-württembergischen Donzdorf. Der Betrieb hat rund 100 Pferde und 100 Aufzuchtplätze auf ca. 100 Hektar Betriebsfläche inklusive einer EU-Besamungsstation mit rund zehn Hengsten. Um den Betrieb kümmert sich Thomas Casper mit einem Team aus Pferdewirtschaftsmeistern, Pferdewirten und einem Tierarzt sowie fünf Auszubildenden und einigen Praktikanten. Das Gestüt ist ein Familienbetrieb mit nationalem und internationalem Renommee, Vererberlegende Heraldik xx war auf dem Birkhof stationiert, entdeckt wurde er von Gestütsgründer Alfred Casper. Das Gestüt hat sich auf die Zucht, die Aufzucht, auf Vermarktung und Service sowie auf die Ausbildung von Pferden und Reitern spezialisiert, es gibt außerdem einen Pensionsbetrieb sowie regelmäßige Fortbildungslehrgänge und Seminare.

Zu Dianas Aufgaben gehörten die Stallarbeit und das Versorgen der Pferde. Sie kontrollierte die Pferde täglich auf Verletzungen und versorgte den Hengstnachwuchs. In der Decksaison kümmerte sie sich um die Stuten, die besamt werden sollten. Sie unterstützte den Gestütstierarzt bei den nötigen Untersuchungen für die Bedeckungen und brachte die Hengste zum Absamen. Sie war bei den Fohlengeburten dabei, kümmerte sich um das Füttern und Versorgen der Jungpferde in der Aufzucht, die den Sommer auf den Weiden rund um das Gestüt verbringen und im Winter in Laufställen untergebracht sind, und hatte das Impf- und Entwurmungsmanagement im Blick. Dreijährig wird der Nachwuchs aufgestallt und die Ausbildung beginnt, daran war Diana ebenfalls beteiligt.

Wenn die Junghengste auf die Vorauswahl zur Körung vorbereitet werden, helfen die Auszubildenden mit. Sie longieren die Hengste für die Vorauswahl und die Körungen und können so ganz viele Erfahrungen sammeln. Auf die Körungen und Stutenschauen fährt immer ein Teil der Azubis mit, die anderen kümmern sich um die Abläufe im Betrieb.
„Ich bin mit Pferden aufgewachsen und für mich kam nie etwas anderes in Frage als die Pferdewirtausbildung“, beschreibt Diana ihre beruflichen Ambitionen. Vor dem Start ihrer Lehre hat sie erst einmal ein Praktikum auf dem Birkhof absolviert, um in den Beruf hineinzuschnuppern und um zu testen, ob der Betrieb zu ihr passt. Genau das rät sie auch allen, die sich überlegen, den Beruf des Pferdewirts zu ergreifen. „Ich habe mich auf dem Birkhof sofort wohlgefühlt und mag das Familiäre hier sehr! Wir können uns den Tag selbst einteilen und eigenverantwortlich arbeiten. Mir macht einfach alles Spaß an diesem Job, wirklich! Vom Abfohlen bis zum Anlongieren!“

Dianas Tipp für Berufseinsteiger:

Vor der Ausbildung ein Praktikum absolvieren – mindestens zwei Wochen.

 


Prüfungsinhalte

Praktische Prüfungen inklusive Fachgespräche

● Zuchtmaßnahmen im Laufe eines Fortpflanzungszyklus
● Haltung und Betreuung von Zucht- pferden
● Vorstellen von Pferden

Schriftliche Prüfungen

● Planung und Organisation der Pferdezucht: Vererbungsvorgänge und Methoden der Pferdezucht, Zuchtziele und Zuchtkriterien, Hygienemaßnahmen im Zuchtbetrieb, Kundenberatung
● Wirtschafts- und Sozialkunde


Auf einen Blick

Schwerpunkte „Pferdezucht“

● Arbeiten in Zucht- bzw. Aufzuchtbetrieben und auf Deckstationen
● Zuchtmethoden, -ziele und -kriterien, Zuchtberatung
● Haltung und Betreuung von Zuchtpferden
● Pferdebeurteilung
● Zuchtmaßnahmen, Reproduktion, Fohlengeburt und Aufzucht
● Führen von Deck- und Abfohlregistern
● Versorgung der Stuten und Fohlen nach der Geburt
● Vorstellung von Pferden bei Zuchtschauen und -prüfungen


 

 

Spezialreitweisen: Spezielle Allrounder
Nicht nur im klassischen Bereich, auch bei den Gangpferden oder im Westernreiten sind Pferdewirte gefragt. In der Fachrichtung „Spezialreitweisen“ gibt es viele verschiedene Aufgaben.

Die Pferdewirt-Ausbildung in der Fachrichtung „Spezialreitweisen“ kann man entweder im „Westernreiten“ oder im „Gangreiten“ absolvieren. Letzterem hat sich Johanna Fersch in der Reitschule Berger in Nordrhein-Westfalen gewidmet, dem „Islandpferde-Zentrum Sauerland“, das die gesamte Palette an Möglichkeiten im Pferdesport beherbergt: Zucht, Aufzucht, Ausbildung, Turnierreiten, Verkauf, Pferdepension und Reitschule. Außerdem ist das Hotel „IsOtel Berlar“ angeschlossen.
Der Betrieb bietet Platz für rund 150 Islandpferde jeder Alters- und Ausbildungsstufe. Es gibt drei große Herden in Offenstallhaltung, 30 bis 40 Boxen, Jungpferde- und Junghengstherden und einen Laufboxenstall sowie Paddocks und Ausläufe. Trainiert werden kann auf der Oval- und der Passbahn sowie in der Rund- und in der Reithalle.

Johannas Herz gehört den Isländern und der Fachrichtung „Spezialreitweisen“. © Reitschule Berger

„Meine Eltern haben mir nach dem Abitur zu der Pferdewirt-Ausbildung geraten“, erzählt Johanna. „Wir sind eine Pferdefamilie und ich bin schon immer Isländer geritten. Und jetzt habe ich das Glück, jeden Tag mit Tieren arbeiten zu können und draußen zu sein.“ Johanna kümmerte sich morgens ab acht Uhr gemeinsam mit zehn Kolleginnen und Kollegen erst einmal um die Fütterung und die Boxenpflege. Eine Teambesprechung gab es beim Frühstück und danach war der Koppel-, Weidedienst dran, bevor das Training der Pferde begann. Dabei übernahm Johanna in jedem Bereich Aufgaben – beim Anreiten der jungen Isländer, bei der weiteren Ausbildung, bei Beritt- und Korrekturpferden und der Turniervorbereitung und -vorstellung – wie beispielsweise für Töltprüfungen, die es in acht unterschiedlichen Kategorien T8 bis T1 mit verschiedenen Aufgabenteilen gibt, wobei es in T8 darum geht, auf beiden Händen beliebig schnell Tölt zu reiten. In T2 muss zunächst langsam getöltet werden, dann muss mit den Zügeln übergestrichen werden und schließlich gilt es, Tölt im starken Tempo zu zeigen. Es gibt auch Passprüfungen – sie gehören zur Königsdisziplin im Gangreiten.

Ein weiterer Hauptbestandteil von Johannas Arbeit war das Unterrichten. „Wir geben drei bis vier Reitstunden täglich, da ist alles vertreten – Kinder, ambitionierte Jugendliche, Erwachsene und Späteinsteiger. Mir macht das Unterrichten sehr viel Spaß. Gerade bei Kindern gibt einem das so viel, finde ich. Wenn man ein Bewegungsgefühl vermitteln kann und es zum Beispiel beim Leichttraben auf einmal klick macht – das macht meinen Beruf so besonders. Pferde sind mein Leben. Am Ende des Tages kann ich zurückblicken und sehe, was ich geschafft habe, sei es, dass ein Pferd besser geworden ist oder dass es im Kinderunterricht einen Durchbruch gab. Natürlich ist es furchtbar anstrengend – aber ich liebe meinen Job.“
Bei der Berufswahl sei sie vielleicht den „unvernünftigeren“ Weg gegangen im Vergleich zu einem Studium oder ähnlichem, sagt Johanna, aber sie sei ihrem Herzen gefolgt. „Und ich bin sehr, sehr glücklich damit!“ Ihr Tipp für Interessierte: „Ich finde, man sollte einfach ausprobieren, ob es der Traumjob ist. Es ist keine Schande, abzusagen, wenn man merkt, dass es einem nicht liegt.“ Außerdem rät Johanna, sich einen Stall zu suchen, der nicht unbedingt in der Nachbarschaft liegt: „Man sollte sich nicht fürchten, von Zuhause wegzugehen. Ein bisschen Entfernung hilft einem, erwachsen zu werden, seinen Weg zu finden und sich auf Neues einlassen zu können.“

Westernreiten
In der Fachrichtung „Spezialreitweisen“ können sich Auszubildende auf das „Gangreiten“ oder das „Westernreiten“ spezialisieren, die Schwerpunkte sind dieselben.

Johannas Tipp für Berufseinsteiger:

Ausprobieren! Und sich nicht fürchten für den Job von zu Hause wegzugehen.

 


Prüfungsinhalte

Praktische Prüfungsteile inklusive Fachgespräche

● Pferdehaltung und -gesundheit
● Ausbildung von Pferden: Auswahl spezieller Ausrüstung und Hilfsmittel, verschiedene Pferde gymnastizieren, ausbilden und beurteilen, vorstellen von Trainingsmöglichkeiten, Pferde an der Hand und in Kerndisziplinen unter dem Sattel arbeiten und taktrein, losgelassen, an den Hilfen und in Balance vorstellen.
● Ausbildung und Beratung von Reiterinnen und Reitern

Schriftliche Prüfungsteile

● Planung und Organisation eines Betriebs, des Trainings und der Aus- bildung von Reiterinnen und Reitern
● Wirtschafts- und Sozialkunde

Auf einen Blick
Schwerpunkte „Spezialreitweisen“

● entweder „Gangreiten“ oder „Westernreiten“:
● Arbeiten in Ausbildungs- und Turnierbetrieben sowie Vereinen Ausbildung von Pferde, Reiterinnen und Reitern
● Pferdebeurteilung
● Betriebsmanagement


 

 


Pferderennen: Geschwindigkeitsrausch

Für den Beruf eines Rennreiters braucht es vor allem eines: Mut. Leon Wolf erzählt, was ihn am Galoppsport fasziniert und wie sein Alltag in einem Rennstall aussieht.

privat

Wer auf einer Galopprennbahn arbeitet, braucht Mut – so wie Leon. © privat

 

Im Rennstall Asterblüte in Köln beginnt der Tag um halb sechs. Auch für die Auszubildenden Pferdewirte in der Fachrichtung „Pferderennen“. Der Rennstall, angeschlossen an die Rennbahn Köln, gehört zu den größten deutschen Rennställen im Galoppsport. Seit mehr als 20 Jahren werden dort Vollblüter unter der Leitung von Trainer Peter Schiergen ausgebildet und trainiert. Es gibt rund 90 Boxen auf der Anlage und neben der Rennbahn Köln auch eine Gras-Trainingsbahn, zwei Sandbahnen, eine Wald- Trainingsbahn, ein überdachtes Sandoval, eine Führmaschine, einen Trainingsring mit eingebauter Startbox, eine Startmaschine, einen Aquatrainer, eine Pferdewaage sowie Gras- und Sandpaddocks. Morgens putzte Leon Wolf in seiner Ausbildung zunächst einmal mit dem Team alle Pferde. Danach zog er sich um und stellte die Sättel und Trensen für das Training zusammen. Der Vormittag war dann in fünf „Slots“ eingeteilt – das sind Trainingseinheiten à 45 Minuten. Zu jeder Einheit gehört eine Gruppe von zehn bis 20 Pferden, die auf den Galoppbahnen trainiert werden. Leon ritt in jedem Slot ein Pferd. Mittags wurde die Wäsche gemacht, also die Gurtschoner, die Lappen zum Putzen und die Wischtücher, die unter den Sätteln liegen, wurden gewaschen, es wurde gefegt und gefüttert und die Azubis harken die Führmaschine. Am Nachmittag wurden die Boxen abgemistet und es wurde gefüttert.

In Köln gibt es die einzige Jockeyschule in Deutschland. Dort konnte Leon und seine Azubi-Kollegen auf zwei Racehorse Simulatoren, den „E-Pferden“ wie Leon sagt, den richtigen Sitz erlernen. Sie bekommen gezeigt, wie sie im Renngalopp die Balance halten, während nur ihre Knöchel in den kurzgeschnallten Bügeln das Pferd umklammern. Der Schwerpunkt muss bei simulierten 60 Stundenkilometern direkt über der Schulter des Pferdes liegen. In der Jockeyschule kann auch die Reitfertigkeitsprüfung absolviert werden – eine wichtige Voraussetzung für Azubis, um in Rennen reiten zu dürfen. Nach dem ersten Lehrjahr findet ein dreiwöchiger überbetrieblicher Lehrgang in der Rheinischen Landes- Reit- und Fahrschule Langenfeld statt. Hier soll die Grundausbildung der Rennreiter zur Gymnastizierung der Rennpferde im Training sichergestellt werden.

Leon Wolf reitet seit seinem siebten Lebensjahr, zunächst war er allerdings im Dressurviereck zu finden. „Obwohl ich auch schon immer gerne im Gelände Gas gegeben habe“, erzählt er mit einem Grinsen. Durch Zufall hatte er über einen Freund die Möglichkeit, einmal auf einer Galoppbahn zu reiten. „Ich habe das ausprobiert und gleich gefragt, wann ich wiederkommen darf. Wenn einen die Faszination Galoppsport mal gepackt hat, lässt das einen nie mehr los!“ Leon blieb auf der Galoppbahn und ritt auch als Amateur Rennen, bevor er schließlich seine Lehre im Rennstall Asterblüte begann. „Es ist kein leichter Beruf “, gibt er zu bedenken, „aber das Gefühl auf der Bahn ist einfach atemberaubend! Und jeder Tag ist anders. Man muss sich auf jedes Pferd neu einlassen und immer zu allem bereit sein. Wenn man für Pferde lebt, ist das das Richtige. Ein Job im Büro wäre nichts für mich.“ Die wichtigsten Voraussetzungen, um Rennreiter zu werden? Man sollte klein, leicht und mutig sein! „Die Galopper sind auf der Bahn so in ihrem Element, aber sie werden unsicher, wenn der Reiter Angst hat. Angst ist wie ein Schalter im Kopf, der alles blockiert – Angst darf man nicht haben“, betont er und rät: „Wenn sich jemand für diesen Beruf interessiert, sollte er ein Praktikum machen, um herauszufinden, ob ihm das liegt. Jeder Trainer ist offen für Praktikanten.“

Leons Tipp für Berufsreinsteiger:

Man muss Mut haben!


Prüfungsinhalte

Praktische Prüfungsteile inklusive Fachgespräch

● Gesunderhaltung von Pferden
● Training von Rennpferden: Ausrüstung entsprechend der Trainings- order zusammenstellen, Pferde reiten oder fahren, Trainingsverläufe und -methoden analysieren und Leistungsfähigkeit von Rennpferden beurteilen

Schriftliche Prüfungsteile

● Planung von Renneinsätzen
● Wirtschafts- und Sozialkunde

 

Auf einen Blick
Schwerpunkte „Pferderennen“
● entweder „Rennreiten“ oder „Trabrennfahren“ – Arbeiten in Rennszällen, Trainingsbetrieben oder Rennvereinen
● Ausbidlung und Training von rennpferden
● Vorbereitung und Vorstellung von Pferden bei Rennprüfungen
● Ausbildung von Reiterinnen und Reitern


In der Fachrichtung „Pferderennen“ können sich Auszubildende auf das Rennreiten oder das Trabrennfahren spezialisieren. Die Schwerpunkte sind dieselben. Der Auszubildende trainiert hauptsächlich Rennpferde und nimmt an Rennen teil.

 

Neu seit diesem Jahr: Die BBR bietet die Zusatzqualifikation „BBR-Basis-Ausbilder“ für alle Fachrichtungen während oder nach der Ausbildung an.

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Laura BeckerRedakteurin

Nach der Lehre zur Pferdewirtin „Klassische Reitausbildung“ und Coach für Longier- und Reitabzeichen Studium der Germanistik. Anschließend Volontariat beim St.GEORG. Mutter von zwei Söhnen, verantwortet alle Themen rund um die Berufsreiterei. Auch Tipps und Hilfen in punkto Pferde- und Reiterausbildung sowie Recherchen rund ums Pferd gehören zu ihrem Aufgabenbereich.

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