DRFV-Präsident und Reitmeister Hubertus Schmidt über die aktuellen Tierquälerei-Fälle und Diskussionen über Ausbildungsmethoden.
„Die Bilder, die wir in den letzten Wochen aus den USA gesehen haben, waren ganz schrecklich. Ich komme viel herum, aber sowas habe ich noch nie gesehen. Das ist Tierquälerei. Es ist richtig, dass das an die Öffentlichkeit kommt, und die (verbandsrechtlichen) Konsequenzen wirken hoffentlich abschreckend. Es ist unser aller Pflicht, das zu unterbinden, wenn man so etwas sieht, und gegebenenfalls zur Anzeige zu bringen.
Schnellere Verbreitung
Ich bin der Meinung, es sind einige wenige, die uns in Verruf bringen. Und ich bin bei weitem nicht weltfremd. Ich glaube nicht, dass das mehr geworden ist oder dass wir uns in die falsche Richtung entwickeln. Bei der Europameisterschaft in Riesenbeck letztes Jahr wurde noch nie in der Breite so gut geritten beispielsweise. Es gibt viele Pferde, die 18 Jahre und älter sind, die Olympische Medaillen gewonnen haben. Es wird nur in der heutigen Zeit durch die Sozialen Medien mehr aufgedeckt und viel schneller verbreitet.
Aber: Diese tierquälerischen Bilder haben mit unserer Diskussion um falsche Ausbildungsmethoden nichts zu tun. Extreme Bilder sind überhaupt nicht akzeptabel, aber es gibt auch Bilder im Sport und in der Hobbyreiterei, die nicht harmonisch sind, aber nichts mit Tierquälerei zu tun haben. Alles Extreme ist nicht gut. Zu tief, zu hoch – das kann man alles diskutieren. Da sind die Richter gefragt. Sie entscheiden, wie zu Hause geritten wird. Wir brauchen keine schärferen Gesetze, es ist alles geregelt über die FN, die FEI und die Tierschutzgesetze – sie müssen nur umgesetzt werden.
Wir müssen Courage haben, aber auch unterscheiden können zwischen Gymnastizieren und nicht pferdegerechtem Arbeiten.
Wir müssen klar machen, dass Reiten gymnastizieren bedeutet. Und dabei ist jedes Pferd mal enger und mal mehr gestellt und gebogen. Für einen kurzen Moment ist das keine Quälerei. Ich habe die Sorge, dass der Blick dafür nicht vorhanden ist oder verloren geht. Natürlich wollen wir keine offenen Sporenstellen oder ein blutendes Maul – da sollte jeder Zivilcourage zeigen und den Mund aufmachen. Aber sich beschweren, wenn ein Pferd schwitzt? Warum darf ein Pferd nicht schwitzen? Das bedeutet nicht sofort, dass es gestresst ist oder in Panik. Es ist ein schmaler Grat. Wir müssen Courage haben, aber wir müssen auch unterscheiden können, was Gymnastizieren und was nicht pferdegerechtes Arbeiten ist.“
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