FN-Kommission Ausbildungsmethoden: Touchieren im Springen verboten

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Springen, Details Vorderbeine

Springen, Details Vorderbeine (© www.toffi-images.de)

Touchieren und andere Dinge … Seit Anfang letzten Jahres hat eine Kommission bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) über unterschiedliche Ausbildungsmethoden diskutiert. Das 27-köpfige Gremium, bunt besetzt – von Spitzensportlern bis zu Tierschützern – hat nun seine Empfehlungen bezüglich Barren/Touchieren formuliert.

Touchieren war nur eines der Themen der Kommission. Die Bewertung der Vorfälle im Stall Beerbaum, über die RTL Ende Januar berichtet hatte, spielte offiziell keine herausragende Rolle. Es ging um Generelles. Die Kommission, die sich bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) mit unterschiedlichen Ausbildungsmethoden im Reitsport beschäftigt hat, bestand aus 27 Menschen (hier eine Übersicht, wer alles dabei war). Per Videokonferenz und auch in Präsenz wurden Maßnahmen diskutiert, die bei der Ausbildung von Pferden zum Einsatz kommen. Zum Touchieren ist nun ein einstimmiger Entschluss gefasst worden.

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Touchieren? Nein!

Mit Spannung wurde erwartet, wie sich die 27 Fachleute zum Thema Touchieren im Springsport positionieren würden. Die Diskussion darüber, was noch Touchieren ist und was schon den Tatbestand des Barren erfüllt, war nach der RTL-Berichterstattung neu entbrannt. Das erste Mal war Barren (lesen Sie hier unseren Hintergrund) Anfang der 1990-er Jahre in die allgemeine öffentliche Diskussion gelangt. Damals war Videomaterial aufgetaucht, in dem Paul Schockemöhle Pferde für Werbevideos seiner P.S.I.-Auktion mit Knüppeln „präpariert“ hatte. Damals waren als Reaktion Gutachten geschrieben und das Wort Touchieren für die Methode, bei der mit einer Stange an die Beine der springenden Pferde geschlagen wird, aus der Taufe gehoben worden.

FN-Präsidium: Touchieren verboten

Nun hat die Kommission entschieden: Touchieren ist kein probates Ausbildungsmittel. „Das FN-Präsidium wird nun im FN-Beirat Sport den Antrag stellen, ein Verbot des Touchierens am Sprung auch im Training in das Turniersport-Regelwerk Leistungsprüfungsordnung (LPO) aufzunehmen“, heißt es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung. Betont wird aber auch, dass von der Auffassung, Touchieren sei fachgerecht angewendet nicht tierschutzrelevant, nicht abgerückt wird. Aber perfektes Touchieren sei eben schwierig. „Bei dieser Methode gibt es fast keine Fehlertoleranz“, so das Präsidium im Wortlaut.

In einem Interview, das die FN parallel veröffentlicht hat, sagt der Leiter der Abteilung Ausbildung, Olympiasieger Thies Kaspareit: „Inzwischen sind 30 Jahre vergangen und wir haben festgestellt, dass es selbst Fachleuten oft schwerfällt zu veranschaulichen und zu vermitteln, wo die Grenze des bisher erlaubten, fachgerechten Touchierens am Sprung ist. Für uns steht das Wohl der Pferde an oberster Stelle. (…) Für die handelnden Akteure ist es aber sehr schwierig, das Touchieren am Sprung exakt so durchzuführen, wie es laut Richtlinien gemacht werden soll. Die Möglichkeit, dass beim Touchieren am Sprung Fehler gemacht werden, besteht. Es gibt bei dieser Methode fast keine Fehlertoleranz. Kleine Abweichungen können negative Folgen für das Pferd haben. Eine klare Positionierung gegen das Touchieren am Sprung gibt allen Akteuren eine klare Orientierung und schützt die Pferde.“

FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach verweist auf die Regeln des Weltreiterverbandes (FEI), der keine Unterscheidung zwischen Barren und Touchieren macht. „Das heißt, jeder international startende Reiter läuft Gefahr, wegen eines Verstoßes gegen internationale Regeln zur Verantwortung gezogen zu werden, auch wenn das Pferd im Training fachgerecht im Sinne unserer Richtlinien am Sprung touchiert wird.“ Und, so räumt Lauterbach in dem Interview weiter ein, auch die öffentliche Wahrnehmung habe eine Rolle gespielt. „Die Öffentlichkeit, ob pferdenah oder nicht, unterscheidet jedoch nicht zwischen Barren und Touchieren am Sprung und sieht beide Methoden als nicht fair gegenüber dem Pferd an. Die Unterschiede eindeutig verständlich zu machen, ist uns nicht gelungen. Das ist einer der Gründe, weshalb wir uns jetzt vom Touchieren am Sprung verabschieden.“ Gerte und Sporen stünde aber nicht zur Diskussion.

Zuchtverbände müssen Hausaufgaben machen

Ganz klar macht Lauterbach, dass sich das Touchieren, wie es bislang in den Richtlinien beschrieben war, sich immer auf das gerittene Pferd bezogen hat. Die Manipulation von jungen Hengsten sei damit seit jeher nicht erlaubt gewesen. Lauterbach wird deutlich: „Fotos und Videos von Körungen und Jungpferdeprüfungen dokumentieren aber immer wieder Fälle, in denen Pferde unnatürlich und besonders vorsichtig oder hoch springen, wo sie es gar nicht müssten. Das hätte es nie geben dürfen und das darf es auch nicht mehr geben. Wenn man diese Bilder sieht, dann muss jetzt auch der Letzte verstanden haben, dass umgehender Handlungsbedarf besteht.“

Kommission erarbeitete Vorschläge

Den Umgang mit der Trainingsmethode des Touchierens von Pferden am Sprung zu untersuchen, war nur eines der Themen der Kommission. Das prominent besetzte Gremium hatte dabei keine Entscheidungsgewalt. Vielmehr wurde ein Vorschlag formuliert, wie zukünftig mit dem Touchieren im Springsport aus Sicht der Expertenrunde umzugehen ist. Diese Empfehlung ist dann dem FN-Präsidium zur Abstimmung vorgelegt worden.


Wer sitzt im FN-Präsidium?

Das FN-Präsidium besteht aus 15 ehrenamtlich tätigen Mitgliedern. Dies sind Hans Joachim Erbel, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Dr. Harald Hohmann, Vize-Präsident FN-Bereich Sport, Theo Leuchten, Vize-Präsident FN-Bereich Zucht, Annett Schellenberger, Vize-Präsidentin FN-Bereich Persönliche Mitglieder, Gerhard Ziegler, Finanzkurator, Dieter Medow, Interessenvertreter der AG Landesverbände, Heidi van Thiel, Bundesjugendwartin, Dr. Christiane Müller, Tierschutz-Beauftragte, Dr. Norbert Camp, Vorsitzender des Trakehner Verbandes, Mitglied für den FN-Bereich Zucht, Peter Hofmann, Unternehmer, Organisator des Mannheimer Maimarkt Turniers, Mitglied für den Bereich Spitzensport, Ulrike Mohr, Gründerin mehrerer Kinderreitschulen, Mitglied für den Bereich Breitensport.

Neben diesen Funktionsträgern bei der FN gibt es noch weitere Mitglieder, nämlich Julia Becker, Medienunternehmerin (Funke Medien Gruppe), Frau von Bundestrainer Otto Becker, Rudolph Herzog von Croÿ aus dem Landesverband Westfalen, Jürgen Petershagen, Futtermittelproduzent und FEI-Steward, Holger Wulschner, Springreiter, Derbysieger, Aktivensprecher.

Sie hatten über das Touchieren zu entscheiden.


Heute um 11 Uhr hat die FN zu einem Pressegespräch eingeladen. Wir werden über den Ausgang dieses Gesprächs berichten.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. berndride

    Na, dann hat die ganze Aufregung ja doch noch was Positives bewirkt. Dieser Absatz in den Richtlinien Bd.2 kann dann auch gestrichen werden. Allerdings ist auch ein Umdenken notwendig. Besonders bei den Profis im mittleren Bereich, oder denen die sich dafür halten, wird das möglicherweise noch dauern.


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