Anna Warnecke – Die Frau, für die Pferde durchs Feuer gehen

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Es gibt viele Wege, eine zweite Karriere nach dem Großen Sport zu starten: der eine wird Turnierrichter, der nächste Trainer, der dritte macht ganz was anderes. Die deutsche Championatsreiterin Anna Warnecke, hat vielleicht den aufregendsten Job gewählt: Stuntfrau und zugleich Managerin des Historienspektakels in Kynren in Bishop Auckland im Nordosten Englands.

Man muss die FEI Database schon ein ganzes Stück herunterscrollen, bis man sie findet. Es war im Jahre 2005, als Anna Warnecke im deutschen Busch-Team bei der Europameisterschaft in Blenheim half, die Mannschaftsbronzemedaille zu gewinnen.

Der Ire Twinkle Bee war ein Geländepferd von Weltklasse, mit der Dressur hatte er es nicht so und auch im Springen ließ er schon mal eine Stange mitgehen oder zwei. Aber in diesen Jahren spielte der Cross noch wirklich die Hauptrolle beim Eventing und die deutsche Mannschaftsführung war froh, als Honorartrainer Chris Bartle seine Schülerin, Tochter eines deutschen Arztes, die als Kind mit ihren Eltern nach England gezogen war, ins deutsche Team brachte.

Twinkle Bee ist heute 25. Er kam als Vierjähriger zu Anna und nie hat ein anderer draufgesessen. Er ist immer noch der Chef der Herde. Kein anderes Pferd würde es wagen, sich vor ihm der Krippe zu nähern.

Julia Rau

Anna Warnecke und Twinkle Bee (© Julia Rau)

Neue Aufgaben

Seine Reiterin hat sich inzwischen zu neuen Ufern aufgemacht. Zwar sieht man Anna Warnecke immer noch gelegentlich in Vielseitigkeitsprüfungen bis hin zu drei Sternen („Es bleibt mein Hobby“), aber ihr Metier ist inzwischen ein anderes Scheinwerferlicht: die gigantische Nachtschau mit dem Titel „Kynren“. Das ist so etwas wie die englische Antwort auf die Bad Segeberger Karl May-Festspiele, aber noch viel spektakulärer, und vor allem nachts, mit viel Musik und eindrucksvollen Lichteffekten. Es passieren mal eben 2000 Jahre englischer Geschichte Revue, von den Römern bis zu den Zeiten von Queen Victoria, mit 1000 freiwilligen Mitwirkenden, 150 Tieren, darunter 33 Pferden.

Anna Warnecke trägt den stolzen Titel „Director of Cavalry and Estate“ und gehört damit dem Vorstand des Organisationsteams an. Sie trainiert die Pferde, vorwiegend Lusitanos, alles Schimmel, damit man sie im Dunkeln besser sieht; auch ein paar Kladruber und Percherons sind dabei.

Der Zufall hatte seine Hand im Spiel. Schon seit vielen Jahren lebten Anna und ihr Partner mit den beiden Kindern in Bishop Auckland im Nordosten Englands, als man an sie herantrat mit der Bitte, in der neu konzipierten Historienschau Kynren, mehr oder wenig auf dem Nachbargrundstück, das Management und die Ausbildung der Pferde und anderen Tiere zu übernehmen. Anna sagte begeistert zu, inzwischen ist die ganze Familie involviert.

Tochter Lucie (7) reitet schon mit, Lucas (3) hat in der nächsten Saison seine Debüt im Ziegenkarren. Natürlich steigt sie auch selbst in den Sattel und schreckt vor keinem Stunt zurück, mal mit einem brennenden Wams im Rücken, mal als Fahrerin eines rasanten Kampfwagens. „Nur runterfallen lasse ich mich nicht mehr gerne“, sagt die 40-Jährige. Ihre Erfahrungen als Buschreiterin kämen ihr durchaus zugute.

„In der Vielseitigkeit bringt man seine Pferde zum Beispiel dazu, angsteinflößende Tiefsprünge zu überwinden. Wenn sie es tun, dann weil sie dir vertrauen. Wenn ich meine Pferde für die Show trainiere, für den Kampfwagen oder Lanzenkämpfe, wende ich dieselben Prinzipien an! Das Vertrauen, das die Pferde dir entgegenbringen, ist dann sehr beglückend.“

Eine besondere Aufgabe ist es, die Pferde an Lärm und Feuer zu gewöhnen. Manchmal explodieren Feuerwerkskörper nur 50 Meter vor den Pferden, die sich das in aller Ruhe anschauen. Wie kriegt man sowas hin? „Man macht in einer Ecke des Reitplatzes ein kleines Feuer, reitet erst weiter weg, dann ganz allmählich immer näher, bis sie die Angst verlieren. Am Ende kann man eine brennende Fackel nehmen und durch das Feuer springen.“

Anna Warnecke, die Feuerreiterin

Ideale Schauspieler

Die Lusitanos erweisen sich dabei als ideale Schauspieler. „Sie mögen manchmal ein bisschen schreckhaft ein, aber sie sind hochintelligent. Sobald die Musik ertönt, spitzen sie die Ohren und sind bereit.“ Anna ist überzeugt, dass die Pferde an der Musik erkennen, wenn sie dran sind. „Zum Beispiel, wenn mittelalterliche Musik ertönt, werfen alle Pferde, die an den Lanzenkämpfen beteiligt sind, den Kopf hoch und wissen, dass jetzt ihr Auftritt kommt.“

Normalerweise sitzen 8000 Zuschauern bei den nächtlichen Vorstellungen auf den Rängen, die Corona-Pandemie warf auch dieses Show-Programm komplett um. „Die Saison ist mehr oder weniger ausgefallen“, sagt Anna Warnecke. „Das war hart und man hält das vielleicht ein Jahr durch, aber irgendwann wird die Welt wohl wieder in Gang kommen.“

Sponsoren haben geholfen, die Durststrecke zu überstehen. Inzwischen wird ein neues Programm entwickelt mit weniger Zuschauern, bei dem die Abstandsregeln leichter einzuhalten sind. Aber 2021 soll es wieder die große „Kynren-Show“ geben. Anna Warnecke und ihr Team werden wieder Pferde zeigen, die für sie durchs Feuer gehen. Doch eigentlich genau das, wovon jeder Reiter träumt.Sneakers Draked Viola | Atelier-lumieresShops | Sneakers search engine | air jordan 1 mid black university gold release date

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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