Die Hälfte der Stadtfläche nimmt ein riesiges Schloss ein, darum wuselt das Leben in Fontainebleau. In diesen Tage bereichert um tausende von Buschfans, für die EM in den Wäldern, in denen schon Ludwig XVI. jagte.
Freitag in Fontainebleau. Die Sonne schiebt sich langsam vor, noch zittert hier alles im Pressezentrum. Ich hatte heute Frühdienst, das heißt, um acht Uhr da sein und zwei Tische für die deutsche Journalistentruppe belegen. Da für 200 akkreditierte Journalisten nur 40 Arbeitsplätze da sind, heißt es vorausschauend planen. Ich verteile also meine Laptops, Schals, Handtasche plus Zettel und bin bereit, wie ein Zerberus das Terrain zu verteidigen. Die Organisation ist supernett und französisch entspannt. Englisch können die Damen von der Pressestelle so gut wie chinesisch, also gar nicht. Dafür kommen die IT-Experten erstaunlich gut mit unseren deutschen Laptops zurecht. Sie klicken hier, sie klicken da und bingo ist man im Netz, auch wenn man nicht weiß, warum.
Das kleine Hotel mitten in der Stadt ist grusel. Ich war zu spät mit der Reservierung und das Leben hat mich hart bestraft: mit einem Zimmerchen unter dem Dach, gefühlte 1000 enge Stufen hoch, mit einem ekligen Teppichboden, den ich nie mit nackten Füßen betrete. Der Spaß kostet nur 50 Euro, das wird wenigstens meine Verlegerin freuen.
Die Stimmung im deutschen Team ist allerbest, nach der Führung am ersten Dressurtag. Bundestrainer Melzer will Attacken reiten lassen, Frank Ostholt will unbedingt eine Einzelmedaille wenn das mal gut geht bei so viel Angriffslust. Tout Warendorf ist da, Sportchef Wendt, sein Stellvertreter Otto Erley und die Mutter der Vielseitigkeit, Pressedame Uta Helkenberg plus eine Truppe Persönlicher Mitglieder, mit Mutter Klimke, denen gleich von Anette Wyrwoll, Olympiateilnehmerin 2000, und Rüdiger Schwarz das Gelände gezeigt wird.
Mittwoch abend war die Eröffnungsfeier im Theater, eine Veranstaltung von der Ostholt der angereisten Luhmühlen-Veranstalterin Julia Otto sagte, sie sollte sich bitte nicht alles abgucken. Nach Reden von Bürgermeister und anderen wichtigen Menschen wurden die Reiter mannschaftsweise auf die Bühne gerufen. Dabei hatte man außer Acht gelassen, dass nicht jeder Spitzenreiter auch ein Showstar ist. Standen die einen verlegen grinsend, mit Knoten in den Beinen, da, machten die anderen das Beste daraus, winkten schüchtern ins Publikum. Zwölf Franzosen, keine einzige Frau, obwohl der Reiterpräsident uns gerade erzählt hatte, dass Reiten in Frankreich ein Frauensport ist. Die Deutschen in beige, glamourös ist anders, Ingrid Klimke immerhin mit Glitzerjeans.
Bekannte lange nicht gesehene Gesichter marschierten auf einmal auf: Ralf Ehrenbrink Mannschaftsolympiasieger 1988, betreut den einzigen Österreicher, Harald Armbros. Ginny Leng, Weltmeisterin und dreifache Europameisterin in den 80er-Jahren hilft den Iren. Von britischem Know How profitieren viele, unter anderem ja auch die Deutschen mit Honorartrainer Chris Bartle.
Draußen wird es langsam warm, die ersten Reiter, die heute morgen dran sind, kurven schon seit Stunden auf dem Abreiteplatz hinter dem Pressezelt herum. Ich muss jetzt gucken, wie Ingrid und Dibo die deutsche Spitzenposition verteidigen.
(Gabriele Pochhammer)
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