Louis Armstrongs Wonderful World stimmte die knapp 9000 Zuschauer in der Stuttgarter Schleyer-Halle stimmungsvoll auf den emotionalsten Moment des diesjährigen Stuttgart German Masters ein: die Verabschiedung von Isabell Werths Weltmeister und Olympiasieger Satchmo!
Auf den Tag genau, am Samstag, den 19. November 2005, hatte das Paar hier an selber Stelle seinen endgültigen Durchbruch erlebt und einen Weltrekord für den Grand Prix aufgestellt. Viele der Wegbegleiter des heute 17jährigen Hannoveraner Wallachs waren diesen Samstagabend in die Schleyer-Halle gekommen, Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, die drei Pfleger, die Satchmo im Laufe der letzten zehn Jahre betreut haben, Bundestrainer Holger Schmezer, der langjährige Trainer Wolfram Wittig, Hannoveraner Zuchtsverbands-Geschäftsführer Werner Schade.
Doch der Dank Isabell Werths richtet sich nicht nur an sie und viele andere, die ihre und Satchmos glanzvolle wie wechselhafte Karriere begleitet haben, sondern auch zwei Personen, die aus gesundheitlichen Gründen diesem hochemotionalen Moment nicht beiwohnen konnte, Satchmo-Züchter Albert Kampert und Werth- und Satchmo-Entdecker Uwe Schulten-Baumer.
Ihr besonderer Dank galt Madeleine Winter-Schulze, Nach den zwei wechselvollen Jahren hätten viele andere Pferdebesitzer dieses Pferd sicherlich einem anderen Reiter gegeben oder verkauft, ich bin Madeleine unendlich dankbar, dass sie den Glauben an Satchmo und mich nie aufgegeben hat!
Isabell Werth verabschiedete Satchmo mit einer glanzvollen Kür-Vorstellung, in der braune Hannoveraner noch einmal seine ganze Ausstrahlung un Elastizität demonstrierte und die unterstrich, was sie schon am Vortag sagte: Eigentlich ist Satchi so gut in Schuss, dass ich mich schon frage, warum ich ihn verabschiede, aber der Entschluss ist der richtige. Satchmo hat es nicht verdient, nicht mehr die Nummer eins zu sein. Er hat neben den vielen Medaillen und Titel bei Championaten 75 Grand Prix-Prüfungen gewonnen. Ob nun noch drei oder vier weitere hinzukommen, spielt keine Rolle. Realistisch betrachtet, hat er auf einem Turnier, bei dem die komplette Weltspitze vertreten ist, nur noch Chancen auf Platz vier oder fünf, und auf Turniere mit wenig Konkurrenz zu starten, nur damit er noch ein paar Grand Prix mehr gewinnt, das möchte ich nicht tun.
Zu Beginn seiner Karriere hatte der Sao Paulo-Sohn zwar immer wieder sein großes Talent bewiesen, aber auch immer wieder Probleme im Viereck bereitet und gescheut. 2005 stellte sich heraus, dass er ein Augenproblem hatte. Schwimmende Membranen irritierten und verunsicherten ihn. Nach ihrer Entfernung änderte sich Satchmos Verhalten im Viereck schlagartig.
Es kam zu Weltrekord im November 2005 und zum Höhepunkt seiner Karriere bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen, wo das Paar mit seinem Special-Ritt nicht nur den Weltmeistertitel gewann, sondern 45.000 Zuschauer im Stadion von den Sitzen riss. Zusätzlich gewann das Paar 2006 den Mannschafts-Weltmeistertitel und Bronze in der Kür.
Zwei Jahre später in Hongkong ging Mannschaftsgold und Einzelsilber an die beiden. Die WM in Aachen bleibt jedoch als größtes Highlight in der Erinnerung Isabell Werths, Im eigenen Land vor 45.000 Zuschauern zu starten, das war eine ganz eigene Atmosphäre, eine ganz eigene Stimmung, die lässt sich nicht vergleichen. Und, als begeisterte Anhängerin der klassischen Prüfungen fügt sie hinzu, Aachen hat bewiesen, wenn man die Prüfungen richtig verkauft, dass klassische Dressurprüfungen die Zuschauer in Massen anziehen und begeistern können. Schon zum Grand Prix waren 35.000 Zuschauer anwesend gewesen, für den Special waren es alleine im Hauptstation 45.0000 Zuschauer plus die, die im Fahrstadion auf der Großleinwand die Prüfung verfolgt haben.
Vorläufig wird Isabell Werth Satchmo auch weiterhin zuhause reiten, Er hätte sicherlich kein Verständnis dafür, wenn dem nicht so wäre.
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