Dreimal falsch abgewendet, drei Medaillen – diese Europameisterschaft geht als das Podium der Verreiterinnen in die Geschichte ein. Auch weil es zu einem unvermuteten Tränenausbruch bei der Pressekonferenz kam. Und das nicht, weil die Zukunft von Valegro unsicher ist.
Ich hatte mehr Angst vor Carl als vor dem Verlust der Medaille, sagt Charlotte Dujardin, nachdem sie mit Valegro die Goldmedaille im Grand Prix Special gewonnen hatte. Denn Trainer Carl Hester habe sie immer in den Ohren, wie sie schon nach dem Grand Prix verraten hatte. Auf dem Hinweg habe ich Patrik Kittel getroffen, der erzählte, dass er sich verritten hatte. Da habe ich gedacht, oh nein! Und als die Britin dann ins Stadion kam, hörte sie, dass ihre Vorreiterin Helen Langehanenberg sich verritten habe. Oh nein!, habe ich da gedacht. Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Charlotte Dujardin reizt Valegro nicht voll aus im starkem Trab, im direkten Notenvergleich liegt Damon Hill leicht vorn, was sich naturgemäß im Schritt, Valegros schwächster Grundgangart, ein Huf Übertritt im starken Schritt (7,2), Taktprobleme im versammelten Tempo (4,9), nicht ändert. Vorm Galopp hat Helen Langehanenberg 1,6 Prozent Vorsprung. Im Galopp dann das Missgeschick: Charlotte Dujardin leitet keine Traversale ein, sondern setzt zu Zweierwechseln an. Die Glocke klingelt, wie schon zuvor bei Helen Langehanenberg. Es war nicht ganz einfach, sich danach wieder zusammenzureißen, sagt die neue Europameisterin in der Rückschau. In Dujardins Aufgabe sind die Zweierwechsel (9,3), die Einerwechsel (9,1) und der starke Galopp 8,9 die Highlights, neben den guten Piaffen für die letzte Piaffe erhält sie im Schnitt eine 9,2 und hat damit auf der letzten Mittellinie Helen Langehanenbergs Ergebnis doch noch übertrumpft. Nach dem Gruß schlägt sich die Topfavoritin an den Helm Verritten, oh nein! Was Carl wohl sagt? Der so gescholtene Carl Hester? Der will sich mit der Rolle des schimpfenden Trainers nicht abfinden: Und genau dafür, dass jetzt jeder denkt, ich sei ein Unmensch, werde ich sie jetzt umbringen. Er sollte es sich überlegen, denn dann muss jemand anders 22 Zehnen im Grand Prix Special reiten.
Übrigens ist nach wie vor unklar, wie es weiter geht mit den Besitzverhältnissen des Goldpferdes. Gesucht wird ein Syndikat, doch das gestaltet sich schwierig. Man sei nach den Olympischen Spielen von London schon recht weit gewesen, sagt Carl Hester, doch dann kamen einige Rückzieher. „Es gibt so viele stinkreiche Menschen in Großbritannien, da müssen sich doch welche finden.“
Helen Langehanenberg und Damon Hill beginnen wie gestern im Grand Prix. Locker, dynamisch, Happy Athlete durch und durch! Der Westfale beginnt mit einem starken Trab der Marke extra gut: schwungvolle gleichmäßige Traversalen, akzentuierte Passagen, da wird das Pferd kurz, fußt kraftvoll unter den Schwerpunkt. So sieht echte Versammlung und relative Aufrichtung aus! Aus der Versammlung dann immer wieder Nase vor im starken Trab und wieder genauso geschmeidig zurück nach der langen Seite. 88,3 Prozent zeigt die Anzeigetafel als Zwischenergebnis.
Der Schritt ist wieder ein Highlight: schreitend, entspannt und dennoch dynamisch mit gutem Fleiß – 8,6, da hätte man auch noch mehr ziehen können in den sieben Richterhäuschen. Eine kleine Aufforderung bedarf es in der ersten Piaffe. Dami war nicht ganz so frisch wie gestern, das ist normal bei zwei Prüfungen an zwei Tagen, erläutert seine Reiterin. Das zeigt sich auch in der folgenden Passage und der nächsten Piaffe. Aber dann kommt der Galopp!
Nie schlägt das Pferd mit dem Schweif, die Serienwechsel sind perfekt eingeteilt, für die Wechsel von Sprung zu Sprung gibt es 9,1. Die Linkspirouette gelingt weniger gut als die zweite, sehr konzentriert gerittene Rechtspirouette. Alles sieht gut aus. Doch im Trab, 150 Meter vorm Ende der Prüfung, biegt Helen auf die Trabdiagonale ab anstatt an der langen Seite geradeaus einen starken Trab zu zeigen. Die Glocke signalisiert das Verreiten. Sie hält an, ihre Faust saust verzweifelt durch die Luft. Verdammt!. Am Ende stehen 84,330 Prozent für den Donnerhall-Sohn zu Buche, Silber.
Es ist so schön zu sehen, dass Adelinde Cornelissen (NED) wieder gerade auf ihrem Parzival sitzt anstatt in Rückenlage im Viereck unterwegs zu sein. Der Fuchs geht in viel besserer Haltung, offener im Genick, zufriedener im Maul. Zeitweise wird er eng, heute war er heißer als gestern, erläutert die Niederländerin. Punkte lassen die beiden in Trabtraversalen, die etwas wenig Biegung haben dürften (7,8). Die Piaffen sind Weltklasse, lebhaft, balanciert und weniger hüpfend im Hinterbein. Insgesamt ist der Fuchs lockerer. Und dann das. Auch Adelinde Cornelissen verreitet sich. Exakt an derselben Stelle wie Charlotte Dujardin. Ich wollte sportlich sein, nach meinen Vorreiterinnen, scherzt sie später. Die Linkspirouette gelingt eher nur naja und Rechtspirouette gut, aber nicht spitze. Ganz gut hingegen die Piaffe zum Abschluss!
Lange, viel länger als sonst verharrt die Niederländern nach dem Schlussgruß bei G und streichelt Parzivals Ohren. Mit 81,548 Porzent hat sie bronze gewonnen. Bei der Pressekonferenz scherzt die Niederländerin professionell, wie man es von ihr kennt.
Dann kommt die Frage, wie sich diese Bronzemedaille anfühlt. Plötzlich bricht sie in Tränen aus, kann gerade noch sagen, dass sie normalerweise ja nicht emotional wäre, auch nicht nach Medaillengewinnen. Aber dass Parzival nach der Herzerkrankung wieder zurück ist, das scheint sie zu übermannen. Sie versucht weiter zu sprechen. Doch die Tränen sind stärker. Goldmedaillengewinnerin Charlotte Dujardin nimmt die Kollegin schützend in den Arm. Zickenkrieg sieht anders aus, diese Europameisterschaft hat viele Überraschungen parat.
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