Das Vorzeigepferd für eine zuchtpolitische Wende
Weihegold ist fortan das Lieblingsbeispiel für den Oldenburger Zuchtleiter Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff. Der vertritt nämlich die Meinung, dass in Deutschland „die falschen Hengste“ gekört würden. So formuliert er einmal im St.GEORG seine Kritik an dem damals bestehenden System, das zweijährigen Hengsten die Zuchtzulassung ausspricht, ohne dass man auch nur die geringste Aussage darüber hat, wie sie sich unter dem Sattel anstellen. Der Artikel schlägt hohe Wellen, manch einer der Herren (Damen kommen ja erst nun allmählich in diese Ämter) fühlt sich auf den Schlips getreten – schon klar, ein echter Experte kann in einen Hengst hineinschauen, auch ohne Sattel … Der Artikel wird u.a. illustriert mit einem Bild von Weihegold.
Interessanterweise hat übrigens Bronzemedaillengewinner Desperados von Kristina Sprehe-Bröring bei der „klassischen“ Körung zunächst kein OK für die Zucht bekommen. Und die Frage zu stellen, wie viele Siegerhengste es in deutsche Olympiamannschaften geschafft haben, wäre wohl etwas ketzerisch.
Warum eigentlich Weihegold?
Eigentlich werden Pferde, Ausnahme Trakehner und Vollblüter, nach dem Anfangsbuchstaben ihres Vaters benannt. Bei Weihegold ist das andes. Im Oldenburger Zuchtgebiet ist es seit Jahrhunderten üblich, die Stuten nach den Anfangbuchstaben ihrer Mütter zu benennen, häufig wird auch der erste Wortteil oder die erste Silbe verwendet. So kann man einen Stutenstamm auf einen Blick erkennen. Weihegold geht auf eine Familie zurück, die in der Wesermarsch in der Nähe des Jadebusens ursprünglich beheimatet ist, den „Weissena-Stamm“. Die Stute Weissena IV v. Chronos war noch eine Oldenburger Stute des „alten Typs“, als in Oldenburg noch niemand Sportpferde züchten wollte, sondern Arbeitspferde für den täglichen Einsatz im Stall. Untypisch: Sie war ein Schimmel, eigentlich gab es damals nach dem Krieg in Oldenburg beinahe auschließlich Rappen und Braune. Sie wurde u.a mit dem Vollblüter Vollkorn xx angepaart – so begann die Sportpferdezucht und Pferde mit Erfolgen bis in den Olympischen Parcours (Heisman v. Furioso II/Michael Matz, USA) und Grand Prix Viereck sollten fortan für diesen Stutenstamm Werbung machen. Weissena IV, geboren 1964, ist die Ururgroßmutter der neuen Mannschaftsolympiasiegerin und Einzel-Silbergewinnerin. Aber sie ist ja auch ganz Frau, eine Stute, eine Mutter …
[…] Bron: St. Georg/Paardenkrant-Horses.nl […]