Aachen: Siegreiches Comeback von Hermès, Fendi zurück und mehr

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Dinja van Liere und Hermès beim Abreiten 2021 in Aachen. (© toffi-images.de)

Der belgisch organisierte CDI3* Grand Prix heute im Aachener Dressurstadion war beinahe ebenso spannend wie die Kür beim CHIO am Sonntag. Es war der Tag der Comebacks.

Eines der besagten Comebacks war das von Dinja van Liere und Hermès. 2021 hatten die niederländischen WM-Dritten 2022 zum ersten Mal eine Ehrenrunde im Aachener Dressurstadion angeführt. Heute war es wieder so weit. Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass der Easy Game-Sohn einen Turnierplatz betreten hat, damals den beim Weltcup-Finale in Omaha, wo er zurückgezogen werden musste. Die heutige Prüfung gewann das Paar mit 75,522 Prozent.

Hermès wirkte frisch und war phasenweise leichter und feiner in der Anlehnung, als man es bei ihm schon gesehen hat. Zu Anfang etwas übereifrig galoppierte Hermès vor dem ersten starken Trab kurz an, was Van Liere aber schnell korrigieren konnte. Im starken Trab selbst wurde der Hengst dann eilig und eng. Nach dem Aufnehmen bekam Van Liere ihn wieder weg von der Hand. Die zweite Verstärkung nach einem gehorsamen Halten und Rückwärtsrichten gelang besser. Die erste Piaffe-Passage-Tour gelang. Der Hengst ging guten Schritt. Die zweite Piaffe war mehr eine Passage auf der Stelle. In den Zweierwechseln kam wieder die Kruppe hoch. Die Wechsel waren aber gerade und losgelassen durchgesprungen, was auch für die Einerwechsel galt. In der letzten Piaffe auf der Mittellinie schien Hermès sich im Rücken fest zu machen und begann krampfig und ungleich zu fußen. Darunter litt auch die letzte Passage.

Helgstrand-Pferde mit neuen Reitern auf zwei und drei

Hinter dem Paar, das sich seit Jahren kennt, reihten sich zwei Duos ein, die erst seit wenigen Wochen ein Team sind: Isabell Werth im Sattel von Wendy de Fontaine (75,065) und Patrik Kittel mit Jovian (74,50). Beide Pferde waren von Andreas Helgstrand bis Grand Prix ausgebildet worden und wechselten im Zusammenhang mit der Kadersuspendierung ihres Reiters den Stall. Für beide Paare war Aachen das zweite gemeinsame Turnier und das erste unter freiem Himmel.

Wendy wirkte kraftvoll und fit. In der Trabtour zeigte die Sezuan-Tochter ein sehr schönes Seitenbild. Die Grußaufstellung gelang gut, der erste starke Trab war etwas eilig, die Traversalen aber fließend und weit kreuzend. Der Aufforderung zum Rückwärtsrichten kam Wendy nur zögerlich nach. Die Piaffen waren am Platz, lebhaft abfußend und schwingend, aber nicht 100 Prozent ausbalanciert, so dass die Stute zwischendurch „abtauchte“. Die Übergänge zwischen Piaffe und aktiver Passage gelangen. Der starke Schritt war losgelassen, fleißig und mit genügend Raumgriff und erkennbarer Dehnungsbereitschaft gezeigt. Im Galopp schienen Spannungen aufzukommen, schon beim Angaloppieren. In der Folge war immer wieder das Maul offen und die Anlehnung nicht mehr so ruhig und gleichmäßig wie zuvor.

Auch Jovian und Patrik Kittel scheinen sich zu finden. Kittel ritt den riesigen Hengst „kleiner“ im Bewegungsablauf als Andreas Helgstrand das getan hatte, weniger „spektakulär“. Das scheint dem Apache-Sohn gutzutun. In den Piaffen stützt er vorne nicht mehr ganz so stark, zieht die Hinterbeine aber immer noch eher hoch, als dass die Hinterbeine die Last wirklich tragen und vom Boden abdrücken. Die Passagen waren nicht immer ganz gleichmäßig. Zum Gesamteindruck – Jovian wirkte einerseits konzentriert und auch nicht unzufrieden, verwarf sich aber häufig leicht und zeigte einen falschen Knick.

Sieben deutsche Paare dahinter

In Ankum war Ingrid Klimkes Franziskus sein erstes Turnier nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause gegangen und hatte den Grand Prix überlegen gewonnen. Aachen war nun das erste internationale und das erste Freiluftturnier für den WM-Dritten mit der Mannschaft von 2022. Er ging eine gehorsame und konzentrierte Prüfung, für die er 74,283 Prozent erhielt, was schlussendlich Rang vier war. Luft nach oben war noch in den Traversalen, in denen er Takt und Kadenz verlor. Auch in den ersten beiden Piaffen fand der Hengst Takt nicht gleich. Die letzte war wieder so, wie man es zuletzt von dem Fidertanz-Sohn gewohnt war: diagonal, am Platz und fleißig. Im Schritt ist der Raumgriff nicht der weiteste, aber Franziskus schritt losgelassen und fleißig aus und dehnte sich an die Hand heran. Im Galopp gehörten die Serienwechsel zu den Highlights – auch wegen der klar erkennbaren Selbsthaltung, während Franziskus im Trab immer noch mal hinter das Gebiss kam. Ein kleines Missverständnis in den Zick-Zack-Traversalen kostete Punkte, die beiden Pirouetten waren wieder ein Highlight.

Rang fünf ging an das Paar, auf wahrscheinlich alle am gespanntesten waren: Sönke Rothenberger und Fendi. Aachen war das letzte Turnier der beiden in 2023. Das war der CHIO, wo Rothenberger nach dem Grand Prix sagte, die Atmosphäre hätte seinen damals ja erst neunjährigen Franklin-Sohn doch noch sehr erschreckt. Davon war heute nichts zu merken. Fendi kam bedeutend ins Viereck galoppiert und so fing er im Trab auch an – wenngleich in den Verstärkungen noch nicht mit der letzten Schwungentfaltung. Die Traversalen waren fließend, das Halten danach nicht geschlossen, das Rückwärtsrichten aber willig. Sehr schön in allen Phasen: die vorbildliche Kopf-Hals-Einstellung bei gleichmäßiger weicher Anlehnung. Hätte es hier einen Sonderpreis gegeben, die beiden hätten ihn verdient gehabt. Im Schritt ist Fendi nicht der größte Raumgriff in die Wiege gelegt, aber er ging losgelassen und geregelt. Auf die Passagen erhielt er Achten. Das hätte im Vergleich sogar mehr sein dürfen. In den Piaffen wollte Fendi es zum Teil vielleicht sogar etwas zu gut machen, kam sehr weit unter den Schwerpunkt, das Vorderbein in der Stützbeinphase war dann nicht mehr senkrecht und der Wallach wurde etwas eng. Aber er balancierte sich hier aus, fand den Takt und fußte fleißig. Das Angaloppieren war dann mit einem kleinen Bocksprung verbunden. Die Zweierwechsel sprang Fendi energisch durch, hatte aber immer etwas Bewegung im Schweif. In den Zick-Zack-Traversalen schien der Wallach beim Richtungswechsel nach links den Galoppwechsel etwas kurz zu springen. Fehler in den doppelt zählenden Einerwechseln waren auch doppelt teuer. Die Pirouetten gelangen, das anschließende Durchparieren zum Trab kam über Schritt. Auf die letzten Lektionen gaben die Richter dann noch mal Neunen. Alles in allem ein Ritt, der große Lust auf mehr machte!

Hinter Rothenberger und Fendi reihten sich die beiden Frankfurt-Sieger ein, Katharina Hemmer und Denoix. Für den Oldenburger Destano-Sohn war Aachen ebenfalls das erste Freiluftturnier und er wirkte sehr frisch. Tollen Momenten wie beispielsweise den Traversalen standen Momente gegenüber, in denen der Fuchs sich verkroch, eng wurde und so eigentlich gelungene Lektionen wie die Zick-Zack-Traversalen nicht die Punkte brachten, die sie hätten bringen können. Unter dem Strich standen 72,534 Prozent.

Vier weitere deutsche Paare schlossen sich an: Fabienne Müller-Lütkemeier mit einer gut aufgelegten Valencia, die im Schritt Punkte verlor (71,783), Semmieke Rothenberger mit Flanell, die mit 71,261 Prozent aus dem Viereck kam und ihren Bruder Sönke auf Matchball um 1,5 Punkte hinter sich lassen konnte (71,169), und schließlich Matthias Alexander Rath und Thiago, der gehorsam ging, allerdings mit tiefem Rücken und wenig herangeschlossenen Hinterbeinen (71,174).

Richter „von bis“

Bemerkenswert waren die offenbar unterschiedlichen Auffassungen der fünf Richter, wie die Ritte zu bewerten waren. Beim Sieger Hermès zum Beispiel vergab Freddy Leyman (BEL) bei H 71,630 Prozent, Rang acht. Chefrichterin Isobel Wessels (GBR) bei C hatte die beiden hingegen mit 77,174 Prozent an der Spitze. Die anderen drei Kollegen bewegten sich zwischen 75,652 und 76,739 Prozent.

Das viertplatzierte Paar, Ingrid Klimke und Franziskus, hätte aus Sicht der Niederländerin Jeanine van Twist bei B an die Spitze gehört mit 78,043 Prozent. Der Däne Lars Andersson ihr gegenüber bei E vergab hingegen nur 71,304 Prozent, was Rang sechs gewesen wäre.

Am krassesten waren die Unterschiede in der Bewertung von Fendi: von Rang eins bis 17. Auf Platz eins hatte Freddy Leyman das Paar mit 77,391 Prozent. Platz 17 mit 70,870 Prozent gab es von Bernard Maurel (FRA) bei M.

Alle weiteren Ergebnisse des Grand Prix von Tag eins in Aachen finden Sie hier.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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