Jessica von Bredow-Werndl hat mit Dalera den Grand Prix Special und damit die Deutsche Meisterschaft 2024 gewonnen. Mit 81,079 Prozent setzte sie sich vor Frederic Wandres und Bluetooth. Ingrid Klimke wurde Dritte und hat damit ihre Olympiaambitionen unterstrichen.
Jessica von Bredow-Werndl gibt sich, die Goldmedaille für ihren sechsten DM-Titel um den Hals, pragmatisch: „Wenn man einen Gang höher schalten will, ruckelt es vielleicht auch mal ein bisschen“. Hintergrund: Nach der guten Leistung in München hatte sie sich vorgenommen in Balve, „noch etwas frecher zu reiten“. Im Grand Prix am Donnerstag war „es ein bisschen drüber“, heute dafür im DM Balve Grand Prix Special „ziemlich optimal“, so die Bilanz. Im Grand Prix hatte Dalera in den Zweierwechseln gepatzt, heute gelangen die Lektionen präzise, konzentriert und mit der besonderen Leichtigkeit, die der Dressursport von heute so nötig hat. Perfektionistin von Bredow-Werndl weiß aber auch: Es geht noch besser. Heute gab es einen Taktfehler im letzten starken Trab und der fliegende Galoppwechsel nach dem starken Galopp war kurz gesprungen. Kleinigkeiten, die „ich nun noch abstellen darf“, formuliert die neue Deutsche Meisterin.
Dalera bei DM Balve Grand Prix Special in guter Frühform
Insgesamt ist es imponierend, wie sich die 17-jährige Trakehner Stute körperlich und auch in der Ausführung einiger Lektionen noch einmal verändert hat. So sind die fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung noch erhabener in der Machart, ohne an Durchsprung oder Bodengewinn verloren zu haben. Die Piaffen waren heute, nach der Levade am Donnerstag, wieder in gewohnter Dalera-Manier, rhythmisch mit fließenden Übergängen. Das mitunter leicht rückständige Vorderbein in der Piaffe ist ein weiterer Punkt, an dem die 38-Jährige offensichtlich gearbeitet hat.
Der Lohn: DM-Gold Nummer sechs für Jessica von Bredow-Werndl und ein gutes Gefühl für die morgige Kür, in dem es um einen weiteren Medaillensatz gehen wird. Bereits heute Abend wird der Dressurausschuss des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) tagen. Er entscheidet, welche vier Reiterinnen und Reiter für den Nationenpreis beim CHIO Aachen nominiert werden. Die drei, die heute auf dem Podium standen, dürften sicher dabei sein.
Silber für Frederic Wandres und Bluetooth
Die Sonne scheint aufs Dressurviereck, Schauplatz des DM Balve Grand Prix Special. Ein erfrischender Wind lässt Fahnen und Zeltplanen flattern. Das motiviert den einen, und stört den anderen. Bluetooth, der Oldenburger Wallach von Frederic Wandres nahm die Brise als buchstäblichen Rückenwind. Vorm Einreiten machte er einen kleinen Satz nach vorn. Frederic Wandres kennt das schon, „es war schon eine etwas kitzlige Situation“. „Das braucht er wohl, dann schüttelt er sich frei und dann war er perfekt“. Der edle Braune schnurte das Programm ab, präsentierte sich als Verlasspferd. Da der Grand Prix Special in Paris bei den Olympischen Spielen die Aufgabe ist, in der die Mannschaftsmedaillen verteilt werden, werden die Verantwortlichen beim DOKR diese Tugend sicherlich notiert haben. Mit 79,431 Prozent schaffte das Paar eine Topleistung. Freuen konnte sich Wandres außerdem, weil er mit seinem Zweitpferd Duke of Britain nach einer lektionssicheren, wenngleich etwas weniger dynamischen Runde mit 79,961 Prozent Vierter wurde.
Bronze an Ingrid Klimke und Franziskus
Das Münster-Duo Ingrid Klimke und Franziskus fing da an, wo die beiden vorgestern aufgehört hatten. Konzentriert und dynamisch, einfach schön anzusehen. Entsprechend „happy“ war Ingrid Klimke. „Er hört zu und ist unheimlich frisch und fröhlich und bei mir, das ist das Schöne. Manchmal ist es ja auch immer eine Gratwanderung gewesen, dass ich auf den ersten Bocksprung gewartet habe“, sagt die Mannschafts-Vielseitigkeitsolympiasiegerin. Franz hat keine Flausen im Kopf, sondern den klaren Willen, der Maxime seiner Ausbilderin, „reite zu deiner Freude“, gerecht zu werden. Er trabt „richtig los“ in den Verstärkungen, er piaffiert klassisch gesetzt, die Übergänge leicht und rhythmisch. Und das von der ersten bis zur letzten Sekunde. Nie war der Braune so gut wie derzeit unterwegs.
Werth ohne Fehler Fünfte
Deutlich besser als im Grand Prix ging der Quaterback-Sohn Quantaz unter Isabell Werth. Nach fehlerhaften Zweierwechseln in der Prüfung am Donnerstag und einer nicht zu übersehenden Kribbligkeit an der kurzen Seite bei A hatte die Olympiasiegerin im Training sich vor allem auf vertrauensbildende Maßnahmen in dieser Region konzentriert, verrät Bundestrainerin Monica Theodorescu. Quantaz ging gehorsam, punktete in den Passagen und ließ Punkte im Schritt. 76,628 Prozent gab es für diesen Ritt, Platz fünf.
Einen bärenstarken Auftakt hatte Katharina Hemmer mit Denoix. Sie kam zum Reiten, hatte den Fuchs beispielhaft vor sich. Rutschte der Destano-Sohn ihr im Grand Prix noch manchmal kurzzeitig hinter die Senkrechte, war das in diesem Grand Prix Special so gut wie gar nicht der Fall. Im Gegenteil. In imponierender Selbsthaltung kam der Fuchs beim Piaffieren „rein und raus“. Das Problem: Den Promibonus muss sich Hemmer noch erreiten. Es gab Achten, wo die Top-Weltrangliste mutmaßlich auch mit Neuen belohnt worden wäre. Zwei Neunen gab es im Protokoll für Trabtraversalen Marke Lehrbuch. Ein leichter Fehler in den Zweierwechseln kostete Punkte. Noch teurer war die erste Pirouette. Hier, nach dem Abbiegen bei A auf die Mittellinie, und damit im Bereich, der auch Quantaz nicht ganz geheuer war, rettete sich Denoix mit einem Sprung nach vorn aus der Lektion. Ein flatterndes Sonnensegel bei F wurde als irritierender Schuldiger identifiziert. Das Paar vom Fleyenhof bekam 34,5 Punkte, also ca. sieben pro Richter, weniger als Isabell Werth und wurde Sechster (75,275).
Eine geschmeidige Vorstellung ließ den „Schrittkapitalisten“ (8,6) Destacado mit Matthias Rath auf Rang sieben landen. In den fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen meldete sich der Wechselteufel einmal zu Wort (74,941).
Deutlich besser als im Grand Prix zeigte sich Fendi unter Sönke Rothenberger. In der Passage flackerte wieder dieses gewisse Etwas aus, dass den Dänen in der Saison, in der er den Louisdor Preis gewinnen konnte, schnell zum Geheimtipp hatte avancieren lassen. Die Piaffen gelangen besser als im Grand Prix, die auf der letzten war die beste in Sachen Balance und Rhythmus. Die 15 Einerwechsel wurden dem Paar zum Verhängnis, Platz acht im DM Balve Grand Prix Special (74,392).
Ergebnisse Deutsche Meisterschaften Balve Grand Prix Special 2024
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