Klingt komisch, ist aber so – alle drei Finalisten im Deutschen Dressur-Derby gingen zwar für andere Nationen an den Start (Spanien, Schweden und Dänemark), leben aber in Deutschland. Und alle drei brachten eine Stute mit an den Start. Am Ende war es der Spanier, der mit blauem Band über den Derby-Platz passagierte.
Borja Carrascosa hat sich nach fünf Jahren im Stall Kasselmann in Krefeld selbstständig gemacht und trainiert nun mit Jan Bemelmans. Mit nach Hamburg hatte er seine Olympiahoffnung gebracht, die Hannoveraner Stute Wonder v. Waterford. Die beiden sind erst seit sechs Wochen ein Paar. Hamburg war ihr zweites gemeinsames Turnier und das erste auf internationalem Parkett. Um sich für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu qualifizieren, müssen neue Paare auf zwei internationalen Turnieren (CDI3* und besser) mindestens 64 Prozent erreichen. Dabei müssen mindestens zwei O-Richter am Viereck gesessen haben, die beide nicht die Nationalität des Athleten haben. Damit haben Borja Carrascosa und Wonder die Hälfte ihres Solls auf dem Weg nach Rio schon erfüllt, nachdem sie gestern bereits den Grand Prix Special gewinnen konnten.
Doch heute ging es vor allem um den Derbysieg. Carrascosa und Wonder mussten als erste aufs Viereck. Beim Finale mit Pferdewechsel wird eine spezielle Derby-Aufgabe geritten, eine stark verkürzte Grand Prix-Version. Wonder war heute ein bisschen aufgekratzt. Das Paar begann mit einer leichtfüßigen, flüssigen Trabtour, Im Galopp wurde die Stute dann aber wohl heiß, kam etwas auf die Vorhand. Schon die Zweierwechsel waren schwankend und mit hoher Kruppe gesprungen. Die kurze Seite reichte nicht aus, um die Stute wieder vor sich zu bekommen, so misslangen auch die Einer. Aber 72,095 Prozent waren schon mal eine Hausnummer.
Als nächste kam die Schwedin Michelle Hagmann aufs Viereck mit der elfjährigen Hochadel-Tochter Happiness. Die Hannoveraner Stute hatte schon gestern im Grand Prix Special mit ihrer konstanten Anlehnung, ihrer hervorragenden Piaffe-Passage-Tour ihrem Engagement begeistert. Heute stand sie dem in nichts nach. Einzig die Zick-Zack-Traversalen im Trab hätte man sich flüssiger und mit mehr Stellung und Biegung gewünscht. Das Ergebnis: 74,99 Prozent, die Führung.
Zum ersten Mal beim Deutschen Dressur-Derby dabei war Dänemarks Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein auf der selbst gezogenen Future Cup-Tochter Fabienne. Die dänische Rappstute ist ohnehin mehr das Modell zartes Püppchen. Da war es nicht unbedingt von Vorteil, dass es ihrer hochgewachsenen Reiterin nicht gelang, die Stute vorne wirklich groß zu machen. Das Ergebnis lautete dementsprechend 69,765 Prozent.
Jetzt waren die Pferdewechsel dran. Um es kurz zu machen: Borja Carrascosa hat absolut verdient gewonnen. Mit ganz viel Gefühl stellte er sich auf die ihm neuen Pferde ein. Besonders augenfällig war die Veränderung auf Fabienne, der Stute von Nathalie zu Sayn-Wittgenstein. Mit dem ersten Trabtritt ging ein Raunen durchs Publikum: Wow, die kann sich ja aufrichten, die Kruppe senken und die Hinterbeine aktivieren. Selbst die Einerwechsel, die unter der eigenen Reiterin total daneben gegangen waren, kitzelte der ehemalige Bereiter im Verkaufsstall Kasselmann aus der Schwarzen heraus. Als einziger Reiter knackte er mit ihr die 70 Prozent-Marke. Am Ende hatte er 217,35 Zähler auf dem Konto, der klare Sieg.
Auch Michelle Hagmann wusste die ihr fremden Pferde in Szene zu setzen. Zwar packte sie Fabienne etwas vorsichtiger an als der spätere Sieger, aber auch sie bekam die Stute gut vor die treibenden Hilfen. Allerdings hatten die Tage und die vorausgegangenen Runden ihren Tribut gefordert. Fabiennes Kräfte ließen nach, die erste Piaffe war sehr matt. Die auf der Schlusslinie gelang dafür ganz hervorragend. Aber um Borja Carrascosa einzuholen, reichte weder diese Runde, noch die mit Wonder – obwohl ihr die Einerwechsel auf der Fuchstute glückten, zwar kurz gesprungen, aber immerhin 15 an der Zahl und hintereinander, 69,529 Prozent. Alles in allem gab es 213,264 Punkte für Michelle Hagmann, die seit 2005 für den Stall Rüben reitet, dem auch ihre Stute Happiness gehört.
Nathalie zu Sayn-Wittgenstein wurde Dritte. Auch ihr gelang das beste Ergebnis mit der Stute Happiness (73,324), die am Ende als einziges Pferd drei Runden über 70 Prozent lieferte. 212,736 Prozent schlugen unter dem Strich für dänische Olympiareiterin zu Buche. „Witzig!“, fand sie ihren ersten Auftritt beim Derby. Eine Weltmeisterschaft mit Pferdewechsel? Kann sie sich durchaus vorstellen, fände sie gut! „Aber dann nur zu dritt. Sonst hat einer die A-Karte gezogen.“ Kurzer Moment des Schweigens. Dann: „Oh, entschuldigen Sie den Ausdruck.“ Das war nicht Prinzessinnen-like! Aber wir wissen ja, was sie meint: Derjenige, der dann kein Edelmetall gewinnt und nicht mit auf dem Treppchen steht, ist der gekniffene. Schauen wir mal, ob man für Bromont 2018 auch einen Pferdewechsel in der Dressur anregen könnte. Spannend wäre es auf jeden Fall!men’s new jordans release dates | cheapest air jordan 1 lows
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