Briatore gewinnt Burg-Pokal Finale 2022, Andrina Suter der Star von Frankfurt

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Andrina Suter und Briatore, Sieger im Nürnberger Burg-Pokal 2022. (© Ludwiga von Korff)

Das erste Mal beim Burg-Pokal Finale am Start und dann gleich die Plätze eins und zwei – das war ein Einstand nach Maß der Schweizerin Andrina Suter, die mit ihren beiden Wallachen die heutige Prüfung überstrahlte – wenngleich auch ein bisschen dank der Fehler ihrer ärgsten Konkurrentin.

Nachdem sich die Wege vom DOKR und von Oliver Oelrich als Nachwuchstrainer getrennt haben, wurde Oelrich Nationaltrainer der Schweiz. Das könnte Deutschland vor die Füße fallen, wenn Andrina Suters Toppferde Del Curto und Briatore Grand Prix-reif sind und für die Schweiz international gehen.

Oelrich war es, der Andrina Suter davon überzeugt hat, dass der Nürnberger Burg-Pokal für sie und ihre beiden Wallache genau das richtige wäre. „Sonst hätte ich mich gar nicht getraut“, sagt Andrina Suter. Sie reitet nicht nur überragend, bescheiden ist sie auch noch. Dabei hat sie heute allen die Schau gestohlen und nicht nur die Plätze eins und zwei belegt, sondern auch noch den Stilpreis gewonnen.

Ludwiga von Korff

Andrina Suter und Del Curto (© Ludwiga von Korff)

Das fing schon mit dem ersten Pferd der Prüfung an. Das war nämlich Andrina Suters Del Curto, neunjähriger Hannoveraner Wallach v. Dimaggio-Wolkentanz II. Was für ein Auftakt! Der großrahmige Dunkelfuchs war „an“, aber dabei absolut losgelassen und konzentriert bei seiner Reiterin. Seine Bewegungen sind groß mit einer Riesenübersetzung. Er hat sicherlich gut und gerne 1,75 Meter Stockmaß, seine Reiterin ist sehr zierlich. Trotzdem gelang es ihr, den Wallach problemlos am Sitz zu versammeln – wenngleich sie im Galopp auch etwas mehr in der Hand zu haben schien, als im Trab. Aber das waren Nuancen. Lektionsmäßige Höhpunkte waren die Serienwechsel, die Schritttour, die Pirouetten und auch die Schlusslinie. Aber das eigentliche Highlight war das Gesamtbild. Wie Christoph Hess es formulierte: „Das wollen wir sehen: entspannte Pferde mit großen Bewegungen.“ 76,097 Prozent gaben die Richter. Das war eine Hausnummer, die letztlich nur Del Curtos Stallkollege Briatore überbieten konnte.

Sieger mit sieben Jahren

Gerade mal siebenjährig ist der Belissimo M-Sohn Briatore, mit dem Andrina Suter dieses Jahr auch schon bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen. Den konnten sie heute bestätigen.

Briatore, der wie auch Del Curto fünfjährig zu Andrina Suter kam, präsentierte sich in der Festhalle wie ein alter Hase, völlig unbeeindruckt von lila Riesensternen, Weihnachtsmännern und sonstiger Deko reihte er einen Höhepunkt an den anderen. In der ersten Trabverstärkung schlich sich noch ein Taktfehler ein. Aber was Andrina Suter besonders auszeichnet, ist ihr Sitz. Sie versteht es, Pferde in Balance zu bringen. So konnte sie das Problemchen ruckzuck beheben. Es folgten sehr schöne Traversalen, ein gut geregelter starker Schritt mit genügend Übertritt und sicherer Rückführung. Dann williges Angaloppieren. Beide Pirouetten mit guter Lastaufnahme und schon sehr gut ausbalanciert. Wunderbare Wechseltouren mit viel Ausdruck, aber vielleicht noch etwas hoher Kruppe, dann noch eine problemlose Schlusslinie mit dem gefürchteten Rückwärtsrichten und sie waren zuhause.

Da war es übrigens ein Glück, dass Briatore eine so coole Socke ist, denn die Zuschauer waren so enthusiastisch, dass sie schon vor dem Schlussgruß zu klatschen begannen. „Da ist mir das Herz kurz in den Stiefel gerutscht“, bestätigte Suter später. Hätte es nicht müssen. Briatore nahm den Applaus einigermaßen gelassen entgegen. Er wusste wohl, dass er ihn sich verdient hatte. Christoph Hess schwärmte: „Sie sind ein tolles Publikum! Sie haben verstanden, dass hier etwas ganz Besonderes passierte. Bei dem Fehler in der Trabverstärkung habe ich mir notiert, dass es ein positiver Fehler aus Übermotiviertheit war. Das war tolles Reiten und das geht nur, wenn man so zu Pferde sitzt wie Andrina: ausbalanciert, im Gleichgewicht und dem Pferd Vertrauen gebend.“ 77,146 Prozent wurden es, neue Führung. Aber noch war die Prüfung nicht zu Ende.

Pechvogel Dorothee Schneider

Ludwiga von Korff

Dorothee Schneider und Dante’s Hit

Dies war das 31. Finale im Nürnberger Burg-Pokal. 170 Pferde fanden über dieses Sprungbrett in den ganz großen Sport und nahmen an Championaten teil. Dorothee Schneider alleine hat nun schon 20 Pferde hier ins Finale gebracht. Nummer 20 war einer der Favoriten für den heutigen Tag: Dante’s Hit, achtjähriger Oldenburger Dante Weltino-Sohn, der seit seinem fünften Lebensjahr in Schneiders Stall steht und ihr „jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert“, wie sie sagt. Die Einlaufprüfung hatten die beiden zusammen mit Suter und Briatore gewonnen, und heute sah es die ersten Minuten noch ganz so aus, als hätten sie heute den alleinigen Sieg im Sinn.

Die Trabtour gelang wunderbar fließend, ein Tritt wie der andere bei sicherer Anlehnung im stets passenden Rahmen. Auch der Schritt war geregelt, fleißig, raumgreifend. Das erste Missgeschick passierte beim Angaloppieren nach den Schrittpirouetten. Da schlichen sich zwei Trabtritte ein. Dann die erste Pirouette, Dante’s Hit sprang hinten um, fiel aus. Doppelt ärgerlich, weil eine der Schlüssellektionen der Aufgabe, die mit dem Koeffizient zwei versehen ist. Die Punkte, die sie hier verloren haben, konnten sie nicht mehr aufholen. Dann schlichen sich auch noch Fehler in den Viererwechseln und ein Stocken beim Aufnehmen aus dem starken Galopp ein. Am Ende wurden es 72,682 Prozent und Rang fünf.

Überraschung auf Rang drei

Platz drei ging mit 73,268 Prozent an Thomas Wagner im Sattel des neunjährigen Hannoveraners Wynton’s Son. Der nobel aufgemachte (Christoph Hess: „Der hat Guck und Schnabel, wie man so sagt“) Dunkelbraune erhielt 73,268 Prozent. Er ist zweifelsohne ein auffälliges Pferd, aber man wünschte sich, dass die Bewegungen mehr von hinten über den schwingenden Rücken nach vorne weitergeleitet würden. Dann wäre wohl auch mehr Gleichmaß in den Bewegungen. Doch lektionsmäßig machte er wenige Fehler, wenngleich die Linkspirouette auch immer noch beidbeinig gestemmt, statt lebhaft weitergesprungen war. Chefrichter Henning Lehrmann gab hier als einziger eine 6, Ulrike Nivelle bei E eine 6,5. Die drei anderen Kollegen waren zweimal bei 7 (Katrina Wüst, Dr. Evi Eisenhardt) und einmal bei 7,5 (Elke Ebert).

Die weiteren Platzierten

Platz vier sowie der Preis fürs beste Rückwärtsrichten gingen an Susan Pape und den achtjährigen Vivaldi-Sohn V-Plus. Den beiden gelang eine sehr harmonische Prüfung, aber man wünschte dem Rappen insgesamt etwas mehr Engagement von hinten. 73,024 Prozent wurden es.

Hinter dem bereits besprochenen Dante’s Hit platzierten sich Juliane Brunkhorst und der achtjährige Rheinländer Elitist v. Escolar auf Rang sechs mit 72,121 Prozent. Unglücklicherweise musste der imposant daherkommende Braune ausgerechnet vor der ersten Pirouette äppeln und fiel aus.

Siebte wurde Dorothee Schneider mit ihrem zweiten Pferd im Finale, dem neunjährigen Hannoveraner Quaterline v. Quaterback. Er war auch heute noch ziemlich aufgeregt in der Festhalle, so begann Schneider ihre Aufgabe etwas mit angezogener Handbremse und vor der ersten Schrittpirouette erschrak sich der Wallach einmal und sprang zur Seite. Doch im Galopp fühlte er sich sichtlich wohler und hatte Highlights in den Serienwechseln und den Traversalen. Am Ende wurden es 71,853 Prozent.

In der Einlaufprüfung waren Marcus Hermes und der neunjährige Westfale De Massimo vom NRW-Landbeschäler Dankeschön noch abgeklingelt worden. Der Grund war Blut in der Fesselbeuge aufgrund einer Maukeinfektion, die sich geöffnet hatte, wie es hieß. Davon war heute nichts zu sehen und den beiden gelang auch ein recht ansprechender Auftritt mit wunderbar herausgearbeiteten Serienwechseln. Allerdings tendiert der schöne Schimmel dazu, hinten breit zu werden und im Außengalopp nach der Linkspirouette sprang er einmal um und wieder zurück. 71,048 Prozent gab es, Platz acht.

Als Nachrücker rutschten Lukas Fischer und die neunjährige Quotenkönig-Tochter Querida Mia ins Finale. Die Stute, eine Halbschwester zum Starvererber Fidertanz, präsentierte sich als ein williges, zufriedenes Pferd. Ihr Reiter wirkte dezent ein und fand genau das richtige Maß für die heutige Vorstellung. Da schaute man richtig gerne hin. Sie wurden Neunte mit 70,902 Prozent.

Platz zehn teilten sich zwei Pferde mit jeweils 70,609 Prozent. Das war zum einen der Dimaggio-Sohn Da Costa. Er ist Westfale, versieht aber seinen Staatsdienst im Landgestüt Celle. Er und seine Reiterin Janina Tietze sind schon lange ein Team und das sieht man auch. Ein wunderschönes Paar, ein talentiertes, williges und positives Pferd, eine tolle Prüfung, heute allerdings mit zu vielen Fehlerchen und leichter Spannung.

Aber die Worte von Christoph Hess dürften Balsam auf die Seele der Reiterin wie auch auf die des Landstallmeisters Dr. Axel Brockmann gewesen sein, der auf der Tribüne saß und die Daumen drückte. Hess sagte: „Ganz, ganz toll in Szene gesetzt! Als Landbeschäler ist er doppelt belastet und das war über weite Teile eine wirklich schöne Runde. Die gesamte Trabtour war toll nach vorne angelegt. Und dann kam diese eine Störung. Pferd ging ein bisschen gegen den Schenkel, aber Janina hat das gut gemanagt und dann die Aufgabe sehr schön nach Hause geritten. Insgesamt ein tolles Paar, ein modernes Paar, dem ich ganz viel für die Zukunft zutraue.“

Ein Pferd für die Zukunft sieht auch die zweite Schweizer Reiterin dieses Finales in ihrem Partner, Jasmine Sanche-Burger mit dem De Niro-Sohn Deep Purple, ebenfalls erst siebenjährig. „Er ist nicht unbedingt ein Angeber, aber er überzeugt mich jeden Tag durch seine Leistungsbereitschaft und seine Versammlungsfähigkeit“, hatte Sanche-Burger (bekannt als Reiterin von Unee BB im Burg-Pokal Finale 2010) im Vorfeld erklärt. Das demonstrierte der Schwarze unter anderen in den Pirouetten. Die schwierige Schlusslinie mit Halten, Rückwärtsrichten, im Mitteltrab anreiten, hat ihn aber offensichtlich doch noch überfordert. „Das ist eine Kraftsache“, tröstete Kommentator Hess.

Zwölfte wurden Lena Waldmann und die auch gerade mal sieben Jahre junge Westfälin Scarlett O’Hara v. Scuderia. Das Vorderbein hat die bunte Fuchsstute von ihrem Muttervater Laurentianer. Das konnte sie imposant in Szene setzen, gepaart mit einem starken Motor. Allerdings schienen Reiterin und Pferd heute ein Tempo von mindestens 500 Meter pro Minute vor Augen gehabt zu haben. Über weite Teile fehlte die Versammlung. Obwohl die Stute in den Pirouetten demonstrierte, dass sie sich zu setzen versteht. Aber das auf Dauer zu halten, ging heute wohl noch nicht. 69,680 Prozent wurden es.

Zukunftsperspektiven

Der 31. Nürnberger Burg-Pokal ist Geschichte, die 32. Auflage wirft ihre Schatten voraus. Denn dass die erfolgreichste deutsche Reitsportserie erhalten bleibt, sei für den Sponsor kein Diskussionspunkt, bekräftigte Andreas Politicki, Vorstandsmitglied der Nürnberger Versicherungen. Allerdings wird es kommenden Jahr nicht mehr zwölf, sondern nur noch acht Qualifikationen geben. Ins Finale kommen trotzdem zwölf Paare: die acht Sieger sowie die vier punktbesten Zweitplatzierten.

Die Siegerin dieses Jahres hat dann bereits andere Pläne. Andrina Suter verriet, dass sie Del Curto in der Schweiz auch schon auf Intermédiaire II-Niveau präsentiert hat – und da direkt siegreich war. „Da wollen wir weitermachen“, sagte sie. Mit ihm könnte der Louisdor-Preis also ein Thema sein.

Aber der Sieger, der siebenjährige Briatore, bekommt nun erstmal Pause und soll dann wahrscheinlich noch eine Saison Zeit bekommen, in der kleinen Tour zu reifen. „Er ist so jung und so lernwillig, er lernt so schnell, das kommt einfach, das muss man nicht forcieren. Er bestimmt das Tempo.“

Alle Ergebnisse finden Sie hier.cheap air jordan 1 low | air jordan 1 royal nike outlet

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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