Causa Oliver Oelrich – „zutiefst verstört“, Eltern wenden sich an FN-Präsidium

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Oliver Oelrich und Desario beim Finale des Nürnberger Burg-Pokal 2017 (© www.toffi-images.de)

Der plötzliche Rücktritt Oliver Oelrichs von seinem Amt als DOKR-Honorartrainer des deutschen Dressurnachwuchses hat nicht nur in den sozialen Netzwerken unter dem #teamolli für Aufruhr gesorgt. Jetzt haben Eltern sich in einem Brief an das FN-Präsidium gewandt. Sie stellen sich hinter Oliver Oelrich. St.GEORG liegt das Schreiben exklusiv vor.

Der Rücktritt von Oliver Oelrich vom Amt als Honorartrainer beim Deutschen Olympiadekomitee für Reiterei (DOKR) sorgt weiterhin für Unruhe. Oelrich war vorgestern per sofort von seinen Tätigkeiten als Trainer des deutschen  Dressurnachwuchses zurückgetreten. Ihm war zuvor in einem Trainergespräch bedeutet worden, dass sein bis Ende des Jahres 2020 laufender Vertrag nicht verlängert werden würde. Unter anderem wurden ihm in zwei Zusammenkünften mit Vertretern der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) Problem in der Kommunikation als Grund für die Nicht-Verlängerung seines Vertrags angeführt.

Trainer Duo Oelrich/Meyer zu Strohen: jede Menge Medaillen

Oelrich traf diese Entscheidung vollkommen unvermittelt, wie er in einer Pressemitteilung darlegte. In den vergangenen zehn Jahren seiner Tätigkeit hätten Reiterinnen und Reiter, an deren Betreuung er beteiligt war, über 100 Medaillen auf Championaten gewonnen. Erfolgslosigkeit könne ihm also niemand vorwerfen.

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Nun haben mehrere Eltern einen Brief an das Präsidium der FN gesandt. In dem Schreiben stellen sie sich hinter Oliver Oelrich und betonen dessen positiven Einfluss auf die Charakterausbildung der ihm anvertrauten Kinder und Jugendliche.

St.GEORG liegt das Schreiben vor. Aus Angst vor ungerechten Behandlungen ihrer Kinder wollen die Absender anonym bleiben. Sie befürchten ansonsten Nachteile für ihre Kinder. Hier der Brief im Wortlaut:

An das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung                                       17. Januar 2020

Absender: eine Vielzahl von Eltern und Unterstützern des Dressurleistungssportes im Jugendbereich.

Die Angst vor Sanktionen gegenüber einzelnen ReiterInnen zwingt uns leider dazu, dieses Schreiben in anonymer Form zu verfassen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Rat- und Hilflosigkeit haben uns dazu veranlasst, diesen offenen Brief an Sie zu richten. Wir kommen in unserem Bemühen, unseren Kindern Werte wie Verlässlichkeit und Vertrauen nahezubringen aufgrund der aktuellen Veränderungen im Stab des Jugendtrainerteams des DOKR an unsere Grenzen.

Gerade der Pferdesport und die dem Umgang mit dem Pferd innewohnenden ethischen Maßstäbe erschienen uns Allen als guter Kompass für Heranwachsende. Ein Leistungssport, in welchem sowohl dem Sportpartner Pferd als auch den Menschen im Umfeld besondere Rücksicht entgegenzubringen ist, prägt den Charakter. Nicht zuletzt aus diesem Grunde ermöglichen wir unseren Kindern den zeit- und kostenaufwändigen Dressursport.

Dieser Kompass scheint aber in der zurückliegenden Woche seinen wegweisenden Charakter verloren zu haben. Einem Trainer, der von uns Allen aufgrund seiner außergewöhnlichen fachlichen und menschlichen Fähigkeiten und seinem einzigartigen Engagement überaus geschätzt wird, tritt zurück. Was aber ist der Grund für seine Demission. Aus der Pressemitteilung des DOKR (Anm. d. Red. den Text finden Sie im Original in unserem Update der Meldung zu Olerichs Rücktritt) wird lediglich klar, dass der Vertrag mit Herrn Oelrich über das Jahr 2020 nicht weitergeführt werden solle, da sich das DOKR neu ausrichten wolle und diese neue Ausrichtung ohne Herrn Oelrich plane. Was die neue Ausrichtung aber beinhaltet, bleibt vollkommen offen und verbreitet neben Unsicherheit auch ein tiefes Unbehagen. Eine Neuausrichtung macht immer dann Sinn, wenn Dinge nicht so laufen, wie man es sich erwünscht. Dieses ist aber für uns, unsere Kinder und die breite Öffentlichkeit  zu keinem Zeitpunkt erkennbar gewesen.

Neben dem unzweifelhaften beeindruckenden sportlichen Erfolg ist es dem Trainerteam von Herrn Hans-Heinrich Meyer zu Strohen und Herrn Oliver Oelrich in den letzten 10 Jahren gelungen, heranwachsende Leistungssportler reiterlich und charakterlich in außergewöhnlicher Weise zu fördern. Hierfür möchten wir uns an dieser Stelle aus tiefstem Herze bei diesem Trainerteam bedanken.

Ist es nicht die Pflicht eines Verbandes, welchem wir unsere Kinder anvertrauen, Beweggründe offen und klar und damit verlässlich und vertrauensbildend zu formulieren? Sicher gehört es aber nicht zu den Aufgaben eines Sportverbandes den in dieser Frage orientierungslos gelassenen SportlerInnen und deren Eltern die Antworten schuldig zu bleiben, verbunden mit der „Bitte“ sich nicht mehr zur Causa Oelrich zu äußern. Wir sind sowohl über das Heraufbeschwören der Trainerkrise als auch über das Krisenmanagement des DOKR zutiefst verstört.

Wir verbleiben mit der unmittelbaren Bitte an das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung hier Antworten zu geben und so das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen.

Druck ausgeübt?

Auffallend ist unter anderem die Formulierung, es sei eine „Bitte“ sich nicht mehr zur Causa Oelrich zu äußern vom Sportverband formuliert worden. St.GEORG hatte bereits zuvor von verschiedenen Quellen von dieser angeblichen Vorgehensweise der FN gehört.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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