An Isabell Werth und ihren beiden „Strunk-Pferden“ Bella Rose und Emilio war an diesem Wochenende kein Vorbeikommen beim CDI Fritzens, Österreich. Mit Stehauf-Stute Bella Rose dominierte die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten die Special-Tour, mit Emilio die Kür.
Bella Rose und Emilio – beide stammen aus der erfolgreichen Zucht von Heinrich und Wilhelm Strunk, beide haben Mütter, die die Blutkombination Cacir AA-Frühlingsball führen, und beide haben dieses Wochenende jeweils zwei gelbe Schleifen beim CDI4* in Fritzens geholt.
Der Ritt auf Wolke sieben mit der Belissimo M-Tochter Bella Rose ging für Isabell Werth nach dem Grand Prix auch im Grand Prix Special weiter beim 24. Manfred & Hilde Swarovski-Gedächtnisturnier. Mit 80,17 Prozent knackte das Paar gleich in der nächsten Prüfung nach dem siegreichen Comeback der eleganten 14-jährigen Westfalen-Stute am Freitag die 80-Prozent-Marke.
Werth: „Ich bin super zufrieden. Dass Bella Rose nach dreieinhalb Jahren Turnierpause gleich über 80 Prozent kommt, sozusagen von null auf hundert, das ist einzigartig. Sie war heute schon noch stabiler als im Grand Prix und noch geschlossener. Und sie gibt einfach alles, sie will immer, sie ist ein so außergewöhnliches Pferd. Im Starken Trab reite ich sie noch etwas verhalten, da sie von sich aus mehr geben will, als sie sollte. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Aber ihr fehlt natürlich noch die Turniererfahrung.“
Dono di Maggio vor Faustus
Turniererfahrung sammelt auch noch der elfjährige Oldenburger Wallach Dono di Maggio, den der für Ullrich Kasselmann arbeitende Brite Emile Faurie reitet. In seinem erst vierten Grand Prix Special erzielte der Dimaggio-Sohn mit 75,596 Prozent sein bisher bestes Special-Ergebnis und dies völlig verdient mit einer hervorragenden Piaffe-Passage-Tour, in denen die Piaffen zum Teil wirklich vorbildlich waren, auf dem Punkt, ausdrucksvoll, im Takt, gut gesetzt, wobei die Schlusspiaffe auf der Mittellinie noch etwas erhabener hätte sein können.
Der Reiter meinte: „Beim letzten Starken Trab habe ich gemerkt, dass ihm etwas die Kraft ausging, die fehlte ihm dann auch auf der Schlusslinie, aber er ist ja auch noch am Anfang seiner Grand Prix-Karriere. Er muss natürlich noch reifen, aber Dono di Maggio ist ein ganz feines Pferd, mit ganz feinem Charakter, der immer will und trotzdem immer gut unter Kontrolle zu halten ist.“ Der Wallach, zu dessen hohen Grundqualitäten auch ein hervorragender Starker Schritt zählt, wäre sicherlich eine Bereicherung für das britische WM-Team. Eine Entscheidung, wer zur britischen Mannschaft in Tryon gehören wird, soll laut Emile Faurie aber erst Mitte August fallen.
Weniger glücklich war Dorothee Schneider am Abschlusstag mit ihrem zehnjährigen Hannoveraner Faustus. Der Falsterbo-Sohn hatte sowohl in den Einer-Galoppwechsel auf der Diagonalen als auch zwischen den Galopp-Pirouetten gleich mehrere Fehler und kam mit 71,851 Prozent nach Platz zwei im Grand Prix am Sonntag im Special nur auf Platz drei, „Er war heute nicht bei mir. Es war einfach nicht sein Tag!“, fasste die Mannschaftsolympiasiegerin zusammen. Allerdings war dies bisher das erste Mal, dass der Senkrechtstarter der Saison sich nicht in Topform zeigte. Pferde sind eben auch nur Menschen…
Apropos Senkrechtstarter: zu ihnen zählt in dieser Saison im internationalen Grand Prix-Sport auch der Münchner Dressurausbilder Ferdinand Fisch, der wie schon in Mannheim und München sich wieder im vordersten Feld mit dem zwölfjährigen Hannoveraner Wallach Stevie Wonder platzieren konnte. Im Special wurde es mit 71,234 Prozent Platz vier.
Kür-Tour an Emilio
Vier Starts, vier Siege – Isabell Werth gelang beim CDI Fritzens 2018 nicht nur ein „Full House“, sondern sie darf auch den funkelnden Manfred & Hilde Swarovski-Wanderpreis nach dreimaligen Gewinn (2016, 2017, 2018) dauerhaft behalten. Ein krönender Abschluss für ein mit dem Comeback von Bella Rose extrem emotionales Turnier für die sechsfache Olympiasiegerin aus Rheinberg. Zuvor war dies nur der österreichischen Rekord-Staatsmeisterin Victoria Max-Theurer gelungen.
Wie am Vormittag im Special gelang Isabell Werth auch in der Grand Prix Kür zum Abschluss des 24. Manfred & Hilde Swarovski-Gedächtnisturniers der Sprung über die Achtzig-Prozent-Marke. Hier stellte sie den zwölfjährigen Westfalen-Wallach Emilio v. Ehrenpreis vor. Mit Ausnahme eines Schreckmoments, ausgelöst von einem Anschlagen Emilios in der Traversale gegen sein eigenes Bein, und eine etwas übereilte Galopp-Pirouette lief alles wie am Schnürchen. Die nicht ganz geglückte Pirouette resultierte aus dem Bestreben, wieder in Übereinstimmung mit der Musik zu kommen, erklärte es die Weltcup-Siegerin nach ihrem Ritt.
Die Musik ihrer Kür, bestehend aus einer punktgenauen Mischung von Ausschnitten aus Puccinis Oper ‚Gianna Schicchi’ und Beethovens Sinfonie ‚Ode an die Freude’ stimmte abgesehen von dem zuvor erwähnten Momenten hervorragend mit der Choreographie überein und begeisterte die dicht um das Dressurviereck sitzenden und stehenden Zuchauer.
Rose rockt
So überschwänglich glücklich wie über ihren zweiten Platz (78,97) hat man die Mannschafts-Olympiasiegerin Dorothee Schneider selten gesehen: „Ich bin überglücklich! Das war erst die zweite Grand Prix Kür für Rock ’n Rose und sie ging so konzentriert und viel gelassener als bisher. Ich bin begeistert, wie sie sich in den letzten Wochen entwickelt hat.“ Die Framersheimerin hatte mit der hannover’schen Rubin Royal-Tochter einen Ritt wie aus einem Guss in beständiger, sicherer Anlehnung, guter Aufrichtung, aktiver, gesetzter Hinterhand taktsicher hingelegt.
Die folgten Plätze repräsentierten einige der fast zwanzig anwesenden Nationen: Die Britin Hayley Watson-Graves wurde mit dem wie Rock n’ Roll von Rubin Royal OLD abstammenden Rubins Nite Dritte (75,75). Platz vier (74,86) ging an die Bayerin Stefanie Schatz-Weihemüller mit ihrem 15jährigen KWPN-Wallach Wunderkind, Platz fünf (73,385) an den Spanier Borja Carrascosa mit dem neunjährigen, westfälischen Fuchswallach Ein Traum. Sechste wurde als beste Österreicherin erneut Astrid Neumayer mit Rodriguez (73,03) vor Anja Plönzke (Heidenrod) mit Tannenhofs Fahrenheit.
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