Wann hat es das zuletzt gegeben? Keiner der Gastgeber unter den ersten Dreien beim CDIO-Grand Prix in Aachen.
Hinter der Niederländerin Dinja van Liere auf Hermes ( 78,02 Punkten), der Britin Charlotte Fry auf Dark Legend (76,717) und dem Schweden Patrick Kittel auf Fiontini (76,261) musste die beste Deutsche, Isabell Werth auf Quantaz, mit Platz vier vorlieb nehmen (76,130). Frederic Wandres mit Duke of Britain folgt auf Platz fünf (75,848) vor Jessica von Bredow-Werndl auf Ferdinand (74,348). Das Streichergebnis des deutschen Teams lieferte Carina Scholz auf Tarantino (73,217), Platz acht. Doch die Gastgebermannschaft hält die Führung in der Teamwertung mit 15 Punkten (nach der Umrechnung in Platzierungspunkte) vor Großbritannien (29) und den Niederlanden (31). Die Entscheidung fällt erst nach dem Grand Prix Special und der Kür.
„Ich denke, das ist ein wahr gewordener Traum. Einfach unglaublich!“, strahlte die Niederländerin Dinja van Liere nach ihrem Sieg mit dem Easy Game-Sohn Hermes. Für sie war es der erste Start in der Großen Tour im Aachener Dressurstadion, das erste Mal im niederländischen Team in Aachen und dann auf Anhieb der ganz große Wurf. 78,022 Prozent ist bei weitem das beste internationale Ergebnis, das der erst neunjährige, von van Liere selbst ausgebildete KWPN-Hengst je erhalten hat.
Für Dinja van Liere ist dieser Erfolg ein großes Trostpflaster. Sie war nominiert für die Olympischen Spiele in Tokio. Doch beim Weltverband FEI war Hermes irrtümlich als im deutschen Besitz befindlich gelistet. Bei Olympischen Spielen müssen die Pferde jedoch bis zu einem Stichtag einen Besitzer aus derjenigen Nation haben, für die sie an den Start gehen. Aus der Traum von Olympia für Dinja van Liere. „Ich denke, heute haben wir gezeigt, dass wir den Platz im Team verdient hätten!“
Hilfe haben die beiden auf ihrem Weg übrigens von unkonventioneller Seite: Sie werden von der Westernausbilderin Rieky Young trainiert, die einst auch Dressurolympiasiegerin Anky van Grunsven das Einmaleins des Westernreitens beigebracht hat. Van Liere: „Das besondere an ihr ist, dass sie wirklich viel Gefühl für Pferde hat. Da ist es egal, ob man Dressur, Springen oder Western reitet.“
Die zweitplazierte 25-jährige Britin Charlotte Fry (25) auf dem KWPN-Wallach Dark Legend v. Zucchero, die seit sieben Jahren in den Niederlanden bei der Familie van Olst zuhause ist, hat ein unglaubliches Jahr hinter sich – Mannschaftsbronze bei den Olympischen Spielen in Tokio, Mannschaftssilber bei den Europameisterschaften in Hagen, Gold bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Verden. „Das ist wirklich ein wichtiges Jahr in meiner Karriere. Eine Platzierung in Aachen ist wie das Tüpfelchen auf dem i.“
Auf Rang drei fand sich einer wieder, der die Aachener Soers kennt wie seine Westentasche, heute allerdings ein für ihn noch neues Pferd präsentierte: der Schwede Patrik Kittel auf der ehemaligen dreifachen Weltmeisterin der jungen Dressurpferde, Fiontini. Aachen ist das dritte Turnier für die beiden und 76,261 Prozent das beste Ergebnis, das die beiden bislang auf internationalem Parkett haben erreichen können. Fiontini gehört Andreas Helgstrand. Weil der aufgrund seiner unternehmerischen Aktivitäten selbst keine Zeit hat, um der talentierten Stute gerecht zu werden, fragte er Kittel ob er wolle. Und der war begeistert. Auch wenn er nicht weiß, ob aus der „Dating-Phase“, wie er seinen derzeitigen Beziehungsstatus mit Fiontini beschreibt, je eine Lebensgemeinschaft wird. Schließlich ist Helgstrand Dressage ein Verkaufsstall. Und das Dressurstadion in Aachen wird so unversehens zur Verkaufsbühne.
Quantaz ist das Pferd, mit dem Isabell Werth für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Herning plant. In Grand Prix Aachen ging er durchweg nicht spannungsfrei, die Anlehnung war nicht gleichmäßig, die Piaffen noch etwas wenig ausdrucksvoll und der starke Schritt zu knapp im Raumgriff. Zu vielen Kleinigkeiten kam eine „Explosion“ bei den Einerwechseln, als sich der elfjährige Quaterback-Sohn von den Hilfen frei machte. Dagegen standen gute Trabverstärkungen und tolle Traversalen à la Werth. Die Reiterin ging noch nicht auf volles Risiko, denn es folgt ja noch die Kür am Sonntag. Auf jeden Fall hat Quantaz die gewisse Ausstrahlung, wenn er ein Viereck betritt, ohne die kein Championatspferd auskommt.
Glänzend schlug sich der zweite deutsche Reiter, Frederic Wandres mit Duke of Britain bei seinem ersten Aachen-Auftritt. „Frederic hat das wirklich verdient“, sagte Monica Theodorescu, „Er hat hier vor Tokio tapfer die ganze Quarantänezeit mit uns durchgestanden, jetzt war er mal dran.“
Erst das dritte internationale Turnier bestritt der zwölfjährige Ferdinand v. Florencio unter Olympiasiegerin Jessica v. Bredow-Werndl. Ihm merkte man die innere Aufregung an, bei den Piaffen schnaubte er zweimal ab, was ja immer den Rhythmus ein wenig stört, andere Sachen gelangen sehr gut, wie die Passagen – ein Pferd jedenfalls, von dem sich seine Reiterin viel verspricht. „Ein Spätentwickler, er brauchte seine Zeit, aber ich traue ihm viel zu. Ich glaube, er hat das Zeug zu einem Championatspferd.“ Auch Carina Scholz auf dem solide seine Lektionen absolvierenden 14-jährigen Tarantino v. Toronto rechtfertigte ihre erste Nominierung im deutschen Aachen-Team.
Die Wertung im Lambertz Nationenpreis ist dieses Jahr etwas anders als gewohnt. Es zählen alle drei großen Dressurprüfungen für die Mannschaftswertung, also neben dem Grand Prix auch Special und Kür. Nachdem alle vier Reiter den Grand Prix geritten sind, gehen im Special und in der Kür nur noch jeweils zwei Paare an den Start. Die Platzierungen, die die Reiter erzielen, werden in Punkte umgerechnet (Platz eins = 1 Punkt usw.). Das Team mit der niedrigsten Punktzahl gewinnt. Gewertet werden neben dem Grand Prix nur die besten drei Platzierungen aus Special und Kür. Bundestrainerin Monica Theodorescu begrüßt den Modus: „Da müssen die Pferde nicht wieder alle drei, sondern nur noch zwei Prüfungen gehen.“
Grand Prix Special 4*: Und wieder Fabienne
Fabienne Müller-Lütkemeier dominiert in diesem Jahr die CDI-Tour in Aachen. Nach ihrem Sieg auf dem zehnjährigen Fuchs Valesco v. Vitalis im Grand Prix packte sie sie noch einen obendrauf. Mit 77,638 Prozent setzte sie sich auch im Grand Prix Special an die Spitze des Neunerfeldes vor der Britin Charlottte Fry auf Glamourdale v. Lord Leatherdale (77,170) und der Dänin Anne Kasprzak auf dem Rockwell-Sohn Rockstar (75,064).
Holländische Dressurnachwuchsstars
Nicht nur die jungen Spring-, auch die jungen Dressurreiter haben nun ihre eigenen Prüfungen in Aachen. Der erste Sieger von zwei Prüfungen für Junge Reiter kommt aus den Niederlanden und ist der amtierende Europameister, Marten Luiten auf Fynona. Die beiden erhielten 78,912 Prozent. Damit lag Luiten klar vor seiner EM-Mannschaftskollegin Thalia Rockx auf Golden Dancer de la Fanzenda, die mit 74,853 Prozent bewertet wurde. An dritter Stelle reihten sich als bestes deutsches Paar Luca Sophia Collin und Descolari mit 74,824 Prozent ein. Das war also wirklich knapp.
Dies ist übrigens exakt die Reihenfolge, in der bei der EM in Oliva auch die Medaillen verteilt worden waren. Marten Luiten wird demnächst übrigens häufiger in der Soers zu Gast sein, ebenso wie die Dänin Sara Aagard Hyrm auf Skovborgs Romadinov, die mit 74,294 Prozent Vierte geworden war. Die beiden gehören nämlich neben noch weiteren Talenten zu jenen Glücklichen, die von Dressurreiterin Isabell Werth für das Exzellenz Programm im Rahmen des CHIO Aachen Campus ausgewählt wurden. Das bedeutet, sie werden nun in regelmäßigen Abständen von Isabell Werth trainiert, erhalten Tipps, wie sie sich und ihre Pferde allgemein fit halten usw. Ziel des Ganzen: Nachwuchs ausbilden für den Großen Sport.Air Jordan 1 Outlet Store online | ACADEMIE-AGRICULTURE ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar