Die Dressurkür beim CHIO Aachen 2021 im Telegramm-Stil. Der Beitrag wird laufend aktualisiert!
„Pomp and Circumstances“ für Isabell Werth und Quantaz, die Musik hat die Olympia-Zweite von Tokio schon auf vielen Erfolgen begleitet. Starker Trab dann Passage zu „Land of Hope and Glory“, der heimlichen Nationalhymne der Briten. Die Beatles, „She loves me“, zur Traversale im versammelten Trab. Der Quaterback-Sohn in guter Silhouette mit sehr kadenzierten Passage-Traversalen, ein absolutes Highlight des Paars. Flöten zur ersten, präzise ausgeführten Piaffe, dann ertönt die „Air“ von Johann Sebastian Bach zum Schritt. Jetzt Galopp: Freddie Mercurys Hymne an seine „Mama“, Queen ist ja immer gut. Sichere Zweierwechsel, doppelte Pirouette, starker Galopp und 19 Einerwechsel nach der nächsten doppelten Pirouette. Für Momente ist Isabell Werth am Ende leicht vor der Musik, kann das aber wieder korrigieren. Am Ende des Programms, das den Schwierigkeitsgrad 10,0 hat, dann Piaffe-Pirouette, Passage-Traversalen und ein Halten exakt zum Schlusspunkt der Musik. 88,35 Prozent, das ist der Sieg. Nicht nur der 14. Triumph der Rheinbergerin im Großen Dressurpreis von Aachen, sondern auch der Sieg für die deutsche Dressurmannschaft.
Neue Talente aus den Niederlanden
Passagieren kann der Easy Game-Sohn Hermes, und piaffieren auch. Die Niederländerin Dinja van Liere, Siegerin im Grand Prix, nutzt die Stärken ihres verhinderten Olympiapferds, auch mit Traversalen in der Passage. Zum Schritt: Geigen und Piano (auf dem Zirkel), ansonsten ein „Tutti“ des Orchesters unterstützt von Schlagzeug. Aus der doppelten Pirouette direkt in die fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung, dann gleich wieder eine doppelte Pirouette. Neun Jahre jung ist Hermes, aber schon sicher im Programm, die Kruppe wünschte man sich teilweise tiefer. Die Silhouette ist sicher, die Piaffe-Pirouette am Ende reicht an solche heran wie sie seine väterliche Halbschwester Dalera zeigt oder wie man sie aus den Programmen von Isabell Werth kennt. Entsprechend laut fällt der Jubel aus. 86,74 Prozent. Persönliche Bestleistung der Reiterin und – natürlich – auch des Pferdes.
Charlotte Frys Dark Legend kann die musikalische Aufforderung von Jason Derulo, „Let me take you dancing“ kaum abwarten. Stillstehen ist beim Gruß der Britin entsprechend nicht angesagt. Charlotte Fry zeigt den Wallach in deutlich angenehmerer Halseinstellung als Everdale, mit dem sie bei Olympischen Spielen und den Europameisterschaften hoch bewertete Runde hingelegt hat in jüngster Zeit. „Call me Senorita“ zum Schritt. Da guckt der Rappe kurz einmal. Die Galopptour wird von Sia und David Guetta mit „Flames“ untermalt. Die Choreographie entflammt zunächst nicht die letzte Begeisterung. Aber dann! Die Zweierwechsel auf einer leicht gebogenen Linie gefolgt von einer sehr gut zentrierten doppelten Pirouette vor Chefrichterin Katrina Wüst bei C. Auch die Einerwechsel sind sicher und gerade. Und zum Schluss dann nochmal Jason Derulo zu Passage. Als der aufhört zu singen, hält Dark Legend auch, zwar nur kurz, aber immerhin. 83,675 Prozent, der dritte Rang.
Ein Skandinavien-Duo: Die Dänin Fiontini und der Schwede Patrik Kittel. Nutzt Kittel sonst gerne Pop-Themen in seinen Küren (Depeche Mode, Billy Idol), ist er diesmal im Filmmusik-Bereich unterwegs. Passagen, Piaffen – auch als Pirouetten ausgeführt – und Passage-Traversalen. „Sons of Odin“, noch so ein Fantasy-Orchesterstück mit gefühlt 100 engagierten Streichern im Power-Einsatz begleitet das Paar. Die ehemalige Weltmeisterin der Jungen Dressurpferde wirkt in vielem deutlich verbessert zu dem Auftritt, den sie beispielsweise noch im Frühjahr unter ihrem Besitzer Andreas Helgstrand hatte. Im Galopp fehlt manchmal die allerletzte Feinabstimmung, so kommt es zu einem Fehler in den Zweierwechseln, 83,410 Prozent, Platz vier – die Weltmeisterschaften in Dänemark können 2022 kommen!
Fredric Wandres holt uns aus dem Hier und Jetzt zurück in die 1980er Jahre. „Relax“ von Frankie goes to Hollywood macht das schon beim Einreiten klar. Evelyn Thomas‘ „High Energy“ zu Piaffen und Passagen, Modern Talking darf auch nicht fehlen. Auch die Pet Shop Boys „Westend Girls“, „Shout to the top“ von Style Council und vieles mehr aus der Dekade der breiten Schulterpolster. Im Schritt dann „The Power of Love“, ja die Eighties konnten auch Ballade.
Duke of Britain, Olympiakader-Pferd von Fredric Wandres, ist gut drauf, die Piaffen sind schwingend, der starke Galopp „Wouldn’t it be good“, Nik Kershaw, ausdrucksstark, die folgenden Galoppirouetten sicher. Genau wie die Einerwechsel: „What is love“, Howard Jones. Dann eine toll ausbalancierte Fächerpiaffe zum Schluss – da darf dann noch mal der Synthesizer von Dieter Bohlen aus den Modern Talking-Zeiten ausgepackt werden. „Freddie“ passagiert einhändig zum Schlussgruß! 82,07 Prozent, Platz fünf.
Viele sichere Serienwechsel, etwas zähe Piaffen, klar abgesetzte Passage-Traversalen. Das sind die technischen Eckdaten der Kür, die der Rappe Boston zeigt. Die Niederländerin Denise Nekeman hat sich dazu dramatische Musik aus der Computerspiel-Serie „Might and Magic“ ausgesucht. Leitmotiv ist die Musik, die in der Serie den wahnsinnigen König des Reichs Erathia, Gryphonheart, begleitet. Das kommt bei den Richtern an: Sechste mit 79,405 Prozent.
Fluch des Kürreitens, pardon, „Fluch der Karibik“. Die gebürtige Dänin Charlotte Jorst, die für die USA reitet, wo sie auch lebt, ist vor allem immer dann in den Schlagzeilen, wenn sie mal wieder bei Andreas Helgstrand ein mutmaßlich hochpreisiges Pferd erwirbt. Gekauft hat sie viel, einer aus der Helgstrand Dressage Kollektion hält ihr die Treue, hat das Kommen und Gehen überlebt: der gut piaffierende Niederländer Nintendo. Er wird zu den Gassenhauern aus den Erfolgsfilmen mit dem ziegenbärtigen Captain Jack Sparrow durch das spärlich besetzte Dressurstadion in Aachen geschippert. Die Anlehnung ist fein, die Choreographie hält wenige Überraschungen bereit. Am Ende dann aber eine herrlich federnde, wenn auch reichlich groß ausgeführte Piaffe-Pirouette mit 360 Grad-Wendung. 79,105 Prozent – persönliche Bestleitung des Paars, das zusammen auf stolze 74 Lebensjahre kommt und mit Platz sieben in Aachen sich sicherlich einen Lebenstraum erfüllt.
Viele Schwierigkeiten aneinandergereiht, von denen auch einige gut funktionierten. Dazu die orchestralen Klänge, die man immer und immer wieder zu Gehör bekommt, wenn man Dressurküren verfolgt. Hier mal Streicher – „Drama“ – dann wieder etwas Leichteres. Bläser dürfen auch nicht fehlen. 78,37 Prozent, Platz neun, erhält Yvonne Lossos de Muniz aus der Dominikanischen Republik mit Aquamarijn dafür.
Darf’s etwas keltische Kultur sein? Die typischen, hochtönenden Flöten, Dudelsäcke –„Amazing Grace“ zum Schritt – und irische Bouzoukis, die ein bisschen wie Banjos klingen, sind die Klangelemente, die die Kür der Britin Lara Butler untermalen. Sie reitet den von Familie Bechtolsheimer gezüchteten Kristjan v. Polarion. „Scotland the brave“ darf als echter Dudelsack-Klassiker nicht fehlen, dazu passagiert es sich trefflich. Feines Reiten, nicht das spektakulärste Programm, aber immer schön anzuschauen, 77 Prozent, Platz zehn.
Pop und Latino-Klänge Juan Matute Guimon viel Passage und Piaffen zu Beginn, untermalt von Fingerschnipsen und „Can’t stop the feeling“ von Justin Timberlake. Der junge Spanier mit seinem herrlich gestreckten Sitz stellt seinen Quantico angenehm losgelassen vor. Im Schritt genauso wie in der Galopptour zu Juanes‘ „La Camisa Negra“. Besonders angenehm: Kein Aneinanderreihen von Lektionen zu Kosten des Gesamtbildes, stattdessen ein Pferd in feiner Selbsthaltung, mit dem man dann auch mal eine Pirouette einhändig vor den Richtern wagen kann. Dabei gibt es zwar einen kleinen Wackler. Aber dennoch ein schöner Ritt, der am Ende mit „Uptown Funk“ von Bruno Mars in der Passage endet. So groovy wird man in Aachen Zehnter, 76,81 Prozent.
Noch ein junger Mann, der US-Reiter Benjamin Ebeling mit dem Belgier Illuster van de Kampert. Das Duo muss als erstes ins Stadion und lässt bei seinem Aachen-Debüt wenig Punkte liegen. Doppelte Pirouetten, fliegende Galoppwechsel … Beeindruckt vom großen Namen „Aachen“ scheinen die beiden nicht zu sein. 76,325 Prozent, 11.
Brittany Fraser Beaulieu zeigt ein technisch neues Element: Die Courbette. Der KWPN-Wallach All In legt sich nach dem ersten Gruß auf das Gebiss und macht einen Satz nach obne und nach vorne statt im starken Trab auf die Richter zuzuwandern. Damit will das Olympiapferd der Kanadierin vermutlich nur die Musik ideal umsetzen, hat doch gerade die Titanic-Chanteuse Celine Dionne „I’am alive“ geschmettert. Eine gewisse Grundspannung ist immer mal wieder zu erkennen. Aber auch Momente von Losgelassenheit. Aus dem versammelten Schritt in die Einerwechsel auf gebogener Linie – das ist mal eine gute Idee! Aber den Satz zum Auftakt kann das Paar dann doch nicht wieder ausgleichen. 75,855 Prozent, Rang zwölf.
Wenig spektakulär ist die Choreographie des Japaners Sado Kazuki. Er reitet den 15-jährigen Hannoveraner Barolo v. Breitling W, der einst von Charlotte Dujardin in den Sport gebracht worden ist. Der gut sitzende Japaner kommt auf 74,885 Prozent, Platz 13.
Die Zeit des „Bubble Gum Pop“ lässt der Spanier Borja Carracosa musikalisch auferstehen. Stehend bzw. wenig beweglich ist sein Fuchs Laponia teilweise in den Piaffen. Das ist der technischen Note nicht eben zuträglich. Eine der vorherrschenden Melodien: „Let’s Marvin Gaye and get it on“, das stammt zwar aus dem Jahr 2016, erinnert aber an den großartigen Marvin Gaye und damit die 1960er-Jahre. Das DSP/Spanien-Duo endet mit 72,22 Prozent, 14. Der Schwierigkeitsgrad ist hoch, die Ausführung mäßig. Manchmal ist weniger mehr!
15. wird der Kanadier Chris von Martels mit Ecplis (71,755). Der Schwede Soerensen Jacob Noerly reitet mit Sheeran zu Melodien aus dem Musicalfilm „Grease“ – „You are the one one that I want”, John Travolta und Olivia Newton John schmachten sich im College an, die Älteren unter uns erinnern sich noch. Leider gelingt da technisch wenig so wie geplant. 71,24 Prozent, 16.
Flutlichtkür mit Sieg für die Niederlande
Wer eine schwere Dressur in Aachen in diesem Jahr gewinnen will, hat als Staatsbürger der Niederlande gute Chancen. Das zeigte sich nicht nur im Grand Prix und den Prüfungen der Nachwuchsreiter, sondern auch in der zweiten Kür in Aachen, die in der CDI4*-Tour. Diese Kür findet traditionell unter Flutlicht am Samstagabend statt.
Mit knapp zwei Prozent Abstand wurde sie von der Niederländerin Emmelie Scholtens gewonnen. Mit dem Hengst Desperado, Vater unter anderem des vor ein paar Jahren immens populären Deckhengstes Ibiza, kam sie auf 83,110 Prozent. Das war der klare Sieg, vier der fünf Jurymitglieder sah die Niederländerin auf Position eins. Lediglich die Dänin Susanne Baarup gab Dorothee Schneider den Vortritt. Die ließ ihren DSP-Wallach Sammy Davis jr zu der bekannten Tango-Kür tanzen. Der mit 81,21 Prozent bewertete Vortrag dürfte eine der letzten Vorstellungen des Paares gewesen sein. Der Rappe wird als „Schoolmaster“ im Internet „inseriert, soll also international kürzer treten.
Dritter wurde der Spanier José Antonio Garcia Mena mit dem Westfalen Sorento v. Sandro Bedo und 79,44 Prozent. Knapp dahinter rangierten Fredric Wandres und der Bordeaux-Sohn Bluetooth (79,333). Matthias Bouten und Boston wurde Siebter (76,635), Jessica Süß mit Duisenberg Achte (75,925).
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