Im CDI4*-Grand Prix Special ließ sich trefflich Fehler gucken. Denn die gab es am laufenden Band. Nur dem Siegerpaar Sieger Cosmo und Sönke Rothenberger unterliefen keine. Der Zweitplatzierten Isabell Werth und Emilio aber sehr wohl.
Wie schon vorgestern ritt Sönke Rothenberger seinen Mannschaftsweltmeister Cosmo im Grand Prix Special nicht auf „volle Kraft voraus“. Die Ohren des Niederländers waren gespitzt. Und Cosmo ist ja für seine humorvollen Einlagen aus dem Beginn seiner Karriere bekannt. Der erste starke Trab war ein guter, gleichmäßiger Mitteltrab (7,9), wohl zum Akklimatisieren. Das galt auch noch für die Trabtraversalen – Sicherheit war Trumpf (8,1). Mit jedem Meter wirkte das Paar danach sicherer, risikofreudiger und konzentriert. Vorm starken Schritt zeigte die Zwischenwertung 82,455 Prozent. Nach guten zwei Piaffen, etwas spät begonnenen fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen (8,4) und sicheren Einerwechsel (8,1) schien die Sache klar. Leichte Abstriche für die erste Pirouette, die nicht so gut gelang wie im Grand Prix vorgestern (7,7), die anschließende Rechtspirouette war dafür dann deutlich besser (8,6). Die letzte Piaffe, klar im Vorwärts, nahm mehr als einen Meter ein. 82,213 Prozent, ein klarer Sieg!
Emilio: fehlerfrei ist anders
Isabell Werth begann mit einem Emilio, der nicht still stehen wollte: Erste Note somit 6,2. Da war also noch die viel zitierte Luft nach oben. Sprich: Füße hoch in eben jene, die Luft nämlich! Nach Trabtraversalen und den Wechseln zwischen starkem Trab und Passage lag die Zwischenwertung dann schon bald bei 77,19 Prozent Mehrfaches Kopfschütteln, wenn auch kein heftiges, während der ersten Piaffe (7,2) zeigten aber: Am Ende waren die beiden noch nicht. Die zweite Piaffe war gehorsamer und konstanter in der Anlehnung (7,8). Nach den neun Zweierwechseln schlichen sich noch zwei weitere fliegende Wechsel vor Punkt K hinzu (5,8). Teuer war dann ein Stolpern in den 15 Einerwechseln (4,4). In den neun fehlerfreien Einerwechseln zwischen den gut gelungenen Galopppirouetten war das Genick wiederum nicht ganz konstant. Die dritte Piaffe gelang am besten von allen. 76,681 Prozent bedeuteten Platz zwei.
Als Schlussreiterin hätte Jessica von Bredow-Werndl mit Zaire durchaus noch Zweite werden können. Das elegante Paar begann mit guten Trabtraversalen (7,9), im Wechsel mit leichtfüßigen Passagen und starkem Trab. Auf der Anzeigentafel, die nur die Zuschauer sehen können, erschien die Summe von 78,747 Prozent als das Paar im starken Schritt auf der Diagonalen unterwegs war. Sehenswert war der fließende Übergang (8,0) aus der zweiten Piaffe (7,7) in die Passage.
In den Galopptraversalen kam das Paar etwas zu früh am Hufschlag an (7,8 und 7,7). Und dann ereilte der Fehlerteufel auch das Team Aubi: Nach 13 recht flinken, sprich energiegeladenen Einerwechseln kam es zu einem Aussetzer (4,5). Die Aufholjagd begann: erste Pirouette gut (7,8), zweite auch (7,7). Dazu noch weitere gute Übergänge zum Abschluss in der Passage-Piaffe-Passage-Tour. Resultat: 76,192 Prozent, zwölf Punkte hinter Isabell Werth und Emilio auf Platz drei.
Augenweide aus den USA
Wenn man die großgewachsene Adrienne Lyel, USA, sieht, fällt zunächst ihr wunderbarer, gestreckter Sitz auf. Mit leichter Verbindung zum Pferdemaul ritt sie Harmony’s Duval v. Rousseau ruhig und souverän durch die Prüfung. Das erste Drittel des Grand Prix Special gelang dem Paar schön im Fluss. In der Passage wünschte man dem Wallach manchmal etwas mehr Abdruck und ein schnelleres Hinterbein, wobei die Regelmäßigkeit sehenswert war. Der Schimmel ist keiner, der „die Lampen austritt“, aber einer, der beim starken Trab vier Huf breit übertritt. Raumgewinn, auch so ein Kriterium in den starken Tempi … Highlights waren die zweite Piaffe, schnurgerade Zweierwechsel (7,7). Leider kam auch dieses Paar nicht fehlerfrei durch die 15 Einerwechsel (3,8). Die neun fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung zwischen den Galopppirouetten – wobei hier die letzte viel zu groß war – gelangen dann gut. Der Eindruck: ein Pferd mit Perspektive. Der fünfte Grand Prix Special in der Karriere des in den USA geborenen KWPN-Wallachs erzielte 74,234 Prozent, Platz vier.
An seine guten Auftritte in den letzten Monaten konnte Sammy Davis jr. heute unter Dorothee Schneider nicht heranreichen. Die schwingende Souveränität, wie man sie von dem Paar gewöhnt ist, blieb heute aus. Es gab deutliche Höhepunkte, so in den Passagen mit hohen Bewertungen (8,3), Piaffe (7,3), Einer- (7,5) und Zweierwechsel (7,3). Abstriche mussten heute aber im starken Schritt (6,2), einigen Passagen mit mehreren kleinen Taktfehlern und einer unsauberen Linkspirouette (6,0). Notensumme: 73,830 Prozent, Platz fünf.
Hubertus Schmidt und Escolar gelang ein deutlich besserer Ritt als im Grand Prix. Was aber nicht hieß, dass die Ostwestfalen-Combo ohne Fehler durch die Prüfung kam. Ein, wenn auch nur leichter, Taktfehler am Ende der ersten Diagonale im starken Trab war ein eher untypischer Fehler des mächtigen Hengstes. Die erste Piaffe gelang besser als im Grand Prix, auch die Übergänge (7,3). 73,6 Prozent standen nach dem ersten Drittel im Protokoll. Die Zweierwechsel (7,6) waren in der Ausführung vielversprechend, ernüchternd dann die Einerwechsel, Fehler (4,2). Danach gelang dem Paar wieder vieles nach Plan, aber die Noten waren in der Schublade „kleine Sieben“ gelandet. Linkspirouette (7,3), neun Einerwechsel (7,3), Rechtspirouette – etwas groß – (7,1). Zum Abschluss eine sichere letzte Piaffe (7,2). Unterm Strich 73,191 Prozent, die sechstbeste Prüfung.
Siebte wurde die Britin Charlotte Fry mit Everdale. Vieles, was das Paar zeigte, war rhythmisch präzise. Aber in den starken Tempi veränderte sich das Pferd nicht im Rahmen. Everdale stemmte auf den Vorderbeinen in Piaffen, wie insgesamt die Kruppe häufig zu hoch war und das Hinterbein zwar aktiv abfußte, aber ohne die Hanken zu beugen (72,979 Prozent).
Zeit für eine Floskel? Ein „Wechselbad der Gefühle“ machte Benjamin Werndl im Sattel von Daily Mirror im Dressurstadion durch. Was gut gelang, war zeitweise richtig gut. Was nicht klappte, war aber auch entsprechend mitunter voll daneben. So gab der Damon Hill-Sohn eine Levade zum Besten, wo die erste Piaffe hätte gezeigt werden sollen (3,0). Bei der nächsten Piaffe war dann schon wieder alles im Lot (7,0). Also hieße es Punkte zu sammeln im Galopp. Das klappte: 7,8 für die Galopptraversale, 7,6 für die Zweitempi, 7,8 für die Einerwechsel. Im starken Galopp in der Rückführung ein weiterer Patzer. Die erste Pirouette super, in der zweiten am Ende nicht genug Energie im Hinterbein, die neun fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung dazwischen gut gelungen. Dann bei X Halten, ach nein: Piaffieren (6,3). 71,83 Prozent.
Tristan Tucker und Zephir O, besser bekannt als Comedy-Einlage „Brett Kidding“, und Deutsche Bank Reitsport Akademistin Anna-Christina Abbelen mit Henny-Hennessy komplettierten mit 66,915 und 66,787 Prozent das Feld.
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