Zumal dies nicht die einzigen deutliche Abweichungen waren: Den Siegesritt von Kristina Bröring-Sprehe und Desperados bewerteten vier der fünf Juroren mit durchschnittlich 82,574 Prozent, der Deutsche Holler kam auf 88,333 Prozent, knapp sechs Prozent mehr. Der Hannoveraner Deckhengst startete etwas unrund beim Einreiten 5,6: Was dann folgte war sehr durchlässig und bestechend konstant in der Anlehnung. Der De Niro-Sohn punktete im starken Schritt, 8,2, seine erste Piaffe gelang gut, die zweite Piaffe war eine der besten, wenn nicht die beste der gesamten Prüfung. Vorm Angaloppieren lag das Paar hauchdünn vor Dorothee Schneider, die bis dahin in Führung gelegen hatte. Aber dann. Wieder gab es eine Unstimmigkeit in den Galoppwechseln, diesmal bei der Einleitung zu den Zweierwechseln. Die 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung auf der Gegen-Diagonalen gelangen dafür wieder sehr gut. Ein kleines Klopfen am Hals signalisierte dem Hannoveraner: Weiter so! Er revanchierte sich prompt mit Bilderbuchpirouetten, vor allem der nach rechts, und siegte mit 83,725 Prozent. „Easy in der Hand“, sei Desperados heute gewesen, sagt seine Reiterin, das sah man.
Dorothee Schneider und Showtime, Dritte des Grand Prix, wirkten schon beim Herumreiten ums Viereck souveräner als noch am Donnerstag. Das wirkte sich vor allem auf die Anlehnung aus. Die ganze Silhouette besser und dann noch die Aufgabe mit den vielen Passagen zu Beginn – wie gemacht für den zehnjährigen Hannoveraner, den Schneider dreijährig in den Stall bekommen hat. „Wir kennen uns so lange und wir verstehen uns. Mal hat er eine Frage, mal ich. Heute hat er mich zweimal gefragt, soll ich? Und ich habe gesagt, ja!“, erläutert die Ausbilderin ihr ganz spezielles Verhältnis zu „Showi“. Wie gut man sich versteht, das zeigten die Passagen, bis 9,8 reichten die Bewertungen, es gibt kaum ein Pferd in der Weltspitze, dass diese Lektion ähnlich elastisch und energisch zeigt. Nach der Trabtour lag der Wertnotendurchschnitt bei 84,7 Prozent. Im starken Schritt nickte der Hannoveraner einmal kurz, 7,5 . Eine Note, über die sich ander freuen, die aber für die überragende Schritttour des Sandro Hit-Sohns sogar noch eher niedrig ist. In der ersten Piaffe gab es eine „Rhythmusfindungsstörung“, doch Schneider wirkte nicht übertrieben stark ein zur Korrektur, sondern sie wartete, bis der Dunkelbraune Takt und Losgelassenheit wieder gefunden hatte.
Die folgende Piaffe gelang dann viel besser, 8,1, es zahlt sich aus, wenn man auch mal warten kann. Nach schnurgeraden Zweierwechseln gab es ein Problem in den 15 EinerwechselnNach guter Linkpirouette, gut zentriert gesprungen, 8,2, kam der Wallach in der Rechtspirouette für einen Moment etwas hinter die treibenden Hilfen. Sofort nach der Lektion ging die Reitfaust kurz vor, Showtime verstand, „alles in Ordnung“, atemte durch und lief noch einmal zu großer Form auf: Passage 9,8, 7,9 für die letzte Piaffe. 81,902 Prozent, Platz zwei. „Er ist angekommen“, sagt Bundestrainerin Monica Theodorescu, zu dem souveränen Auftritt.
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