In einem denkwürdigen Finale wurde der Louisdor-Preis 2018 entschieden. Es war eine Prüfung voller Highlights und Überraschungen. Der Däne Daniel Bachmann Andersen gewann mit dem erst achtjährigen Hengst Blue Hors Veneziano. Benjamin Werndl wurde Zweiter, Favorit Hubertus Schmidt musste im wahrsten Sinne des Wortes feststellen: Shit happens! Die Grand Prix Kür ging an Isabell Werth und Don Johnson.
Der Fuchshengst Veneziano v. Vivaldi ist auf dem Gestüt Blue Hors geboren. Seine Mutter ist eine Vollschwester zum Weihegold-Vater Don Schufro. Für seinen Reiter Daniel Bachmann Andersen ist der Fuchs ein „ganz besonderes Pferd“. Vor vier Jahren kam der Reiter auf das Gestüt im dänischen Randbøl. Seitdem sitzt er im Sattel des Fuchses. Dem Paar gelang eine Aufgabe ohne Fehler. Und das war im diesjährigen Finale des Louisdor-Preis schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal.
Ich bin nicht da reingeritten, um zu gewinnen. Ich wollte die Atmosphäre in dieser tollen Halle genießen, nicht zu viel Druck machen.
Daniel Bachmann Andersens Oldenburger Hengst punktete in allen Lektionen. Die erste Piaffe war noch etwas zaudernd zu Beginn. Aber der fein einwirkende Däne ließ dem Pferd die Zeit, sich zu finden. Und das zahlte sich aus. Ein sehr guter starker Schritt, sichere Serienwechsel. Mitunter ging das Pferd leicht gegen die Hand. Aber auch in diesen Momenten fand Daniel Bachmann Andersen immer wieder schnell den Knopf für die Zufriedenheit. „Ja. Das kann noch besser, aber er ist auch erst acht.“
Ins Schwärmen geriet Dr. Dietrich Plewa, der die Prüfung nicht richtete, aber anschließend per Mikrofon kommentierte: Er sprach von einer „Souveränität, die kaum zu überbieten ist, Hilfengebung, die schulmäßiger nicht sein könnte.“ Er würde „ein ,sehr gut‘ für die Reiterei“ geben. Der so gelobte Daniel Bachmann Andersen gab das Kompliment stante pede an sein Pferd weiter. „Ich habe ihn seit vierjährig geritten, selbst ausgebildet. Obwohl er erst acht ist und noch etwas Kraft braucht,“ sei er glücklich mit der Prüfung. Plewa wollte dieses Tiefstapeln nicht durchgehen lassen. Euphorisch lobte er, bei dem Paar sei „kein Schwachpunkt zu entdecken, alle Türen offen für Ergebnisse auf Weltniveau, die großen Konkurrenzen standhalten werden.“ 75,14 Prozent bedeuteten den Sieg.
Lernen im Louisdor-Preis
Benjamin Werndl ging mit Famoso als letzter Starter ins Viereck. Der Oldenburger Farewell III-Sohn trabte federleicht durch die erste Diagonale, ist auch im Hinterbein stärker geworden. Weit kreuzende Traversalen ließen große Hoffnungen aufkeimen. Nach sicherem Halten trat der Wallach gut rückwärts. Bis dahin lag die Bewertung im hohen 70-Prozent-Bereich, das Paar auf Sieg eingestellt. Dann kam die erste Piaffe. Anfangs hatte der Wallach in dieser seiner eigentlichen Paradelektion einen Knoten in den Beinen. Es folgte ein guter, entspannter, schreitender Schritt über die Diagonale. Auch der versammelte Schritt gelang sicher, am Ende musste einmal Famoso äppeln. Die zweite Piaffe zählte zu den Gänsehautmomenten der Prüfung.
Aber dann schlichen sich Fehler in die Prüfung ein: Ein Einerwechsel zum Beginn der Zweierwechsel, dann am Ende der Zickzacktraversalen ein Ausfall. Teuer, weil hier der Koeffizient zwei zum Tragen kommt. In den Einerwechseln sprang der Wallach einmal hinten kurz und vor der Linkspirouette sprang er hinten einmal um. Die Rechtspirouette gelang deutlich besser. Am Ende des starken Trabs galoppierte Famoso dann einmal an. Spätestens jetzt war auch dem letzten Zuschauer klar, dass es mit dem Sieg wohl nichts mehr werden würde. Die letzte Piaffe war dann wieder fürs Lehrbuch. Dietrich Plewa brachte es auf den Punkt: „Er war nicht ganz so locker und losgelassen wie er schon war“. Benjamin Werndl, ganz Sportsmann, macht in seinem Statement ganz klar, wo der Fehler lag:
Ich war das Problem, ich war das erste Mal in meinem Leben in einer Favoritenrolle, das bin ich noch nicht gewöhnt. Da muss ich erstmal ankommen.
Ein großer Applaus des Publikums honorierte diese sportliche Geste. Und Dietrich Plewa setzte noch einen drauf: Famoso ist „auf dem Weg ein Toppferd zu werden“. 74,6 Prozent bekam das Paar. Drei Richter hatten die Vorstellung auf Platz eins gesehen. Katrina Wüst, Bajuwarin wie Benjamin Werndl, war das Zünglein an der Waage. Sie gab dem Dänen 27 Punkte mehr als dem zweitplatzierten Werndl. Insgesamt standen unter dessen Protokoll 13,5 Punkte weniger.
„Despis“ Nachfolger
Mit 73,12 Prozent kamen Kristina Bröring-Sprehe und Destiny v. Desperados auf den dritten Platz. Damit waren drei Oldenburger Pferde auf dem Podium. Der Rappe Destiny verfügt über herrlichen Schmelz, sein geschmeidiger Trabablauf macht Freude anzusehen. Leichtfüßig absolvierte er seine Aufgaben. Aber in der ersten Piaffe hielt er an. Die zweite Piaffe war dann gehorsam, wenn auch mit knapper Anzahl an Tritten. In den Zweierwechseln ritt Kristina Bröring-Sprehe mit leicht angezogener Handbremse. Die 15 fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung gelangen hingegen viel besser. Teuer war ein Fehler bei der Einleitung der Linkspirouette auf der Mittellinie.
Kommentator Plewa lobte Eleganz und Harmonie. Etwas nüchterner war die Reiterin. Ihr Fazit: „Was zuhause schon so richtig gut klappt, klappte hier noch nicht so gut.“ Aber sie weiß auch den Grund. „Er braucht mehr Mut, mehr Vertrauen in der Prüfung“. Es war erst der zweite lange Grand Prix für den hochbeinigen Rappen. Kristina Bröring-Sprehe nimmt übrigens den Ausfall in der ersten Piaffe auf ihre Kappe: „Vielleicht hätte ich einfach lockerer sitzen sollen – wir üben weiter“. 73,72 Prozent, Platz drei.
Eine „besch…“ erste Piaffe für Escolar und Hubertus Schmidt
Große Erwartungen lasteten auf Hubertus Schmidt und dem Hengst Escolar. Und sie lieferten! Nahezu perfekte Trabtraversalen, Stellung, Biegung und Kadenz – sehr gut! Und dann der Moment, den man am freundlichsten mit „Shit happens“ beschreibt: In der ersten Piaffe musste Escolar auf die Toilette. Und als wohlerzogener Mann von Welt macht man so etwas nun mal nicht in der trabartigen Bewegung auf der Stelle. Hubertus Schmidt blickte nach hinten und schüttelte den Kopf. Sie zählten zu den großen Favoriten für den Louisdor-Preis. Auch in der zweiten Piaffe stockte es und in der dritten Piaffe gab es ein Rhythmusproblem.
Aber dem standen viele tolle Momente gegenüber. Einerwechsel von selten gesehener Güte. In allen starken Tempi weiß der ehemalige Bundeschampion so und so zu überzeugen. Das Pferd immer in souveräner Selbsthaltung, die Silhouette wie aus dem Lehrbuch. „Dieses ist eines der besten Pferde, das Hubertus je hatte“, sagte Dr. Dietrich Plewa. Hubertus Schmidt war direkt nach dem Ritt enttäuscht, verständlicherweise. Aber er entschuldigte seinen Hengst. Es ist „sein zweiter langer Grand Prix“. Und dass Escolar äppeln musste? „Da kann ich dem Pferd nicht böse sein“. Mit 71,94 Prozent war es Platz vier.
Was für schöne Piaffen!
Die Stärken von Abegglen und Marcus Hermes sind die Trabtour, Piaffen und Passagen und der Galopp. Gerade von den Piaffen kann man nur begeistert sein. Der erst achtjährige Wallach, dessen Karriere als gekörter Hengst bei der Westfalenkörung in Münster-Handorf begonnen hatte, piaffiert gesetzt, fleißig und Marcus Hermes hat buchstäblich nicht mehr als das im Lehrbuch beschriebene Zügelgewicht in der Hand. Anlehnung wie sie die alten Meister forderten. In der Linkspirouette hörte der Westfale im Hinterbein auf zu springen. Ganz schade war der Abschluss dieser Prüfung. Schon beim Abwenden auf die Mittellinie fußte Abegglen in der Passage nicht mehr so energisch ab. Die Piaffe bei X gelang erst beim zweiten Ansatz. Das kostete viele Punkte. Dr. Dietrich Plewa lobte den Weg des Pferdes in den Grand Prix Sport und wie Ausbilder Marcus Hermes immer an den Schwachpunkten gearbeitet und sie stetig verbessert habe. Etwas enttäuscht, aber dennoch glücklich über die Leistung des Achtjährigen zeigte sich der Pferdewirtschaftsmeister, der auf dem Freiberger Hof tätig ist. „Eigentlich ist die letzte Mittellinie immer sein Highlight.“ Der Wallach sei etwas müde, aber dennoch aufgeregt gewesen, „das ist ne schwierige Kombination“. 70,82 Prozent, Platz fünf.
Die Plätze sechs bis zehn
Ein gehorsames Pferd ist SPH Dante v. Welfenadel. Ingrid Klimke stellte den mittelrahmigen in Australien gezogenen Wallach vor. „Unser kleiner Dicker“, sagt die Reitmeisterin zu ihm.
Besitzerin ist die Russin Elena Knyaginicheva, der auch Delatio gehört, den Patrik Kittel nun reitet. Mag das Großzügige dem Pferd auch fehlen, er überzeugte durch Lektionssicherheit. Nach Linkspirouette kam das Pferd etwas aus der Richtung, „nicht optimal eingeleitet“, erläuterte die Reiterin. „Die allerletzte Erhabenheit und Kadenz fehlte in den Traversalen“, attestierte Dr. Dietrich Plewa, der die schnurgeraden fliegenden Galoppwechsel ausdrücklich lobte. Es war der erste lange Grand Prix ohne Gerte für das Pferd, 70,62 Prozent, Platz sechs.
Siebte wurde Juliane Burfeind mit dem Holsteiner Devanto v. De Chirico. Im Schritt fällt das Pferd im Vergleich zu Galopp und Trab ab. In den Piaffen ritt die Reiterin alles noch sehr nach Vorwärts. Dadurch ging der Braune sehr schön im Takt und die zweite Piaffe zählte zu den besten der gesamten Prüfung. Im Galopp: ein Holsteiner! In den fliegenden Galoppwechseln kam die Kruppe zwar tendenziell noch manchmal etwas hoch, aber die Grundmechanik des Holsteiners macht Spaß. Da ist noch viel Luft nach oben! „Alles im Fluss, ein tolles Pferd auf die Dauer“, sagte Dr. Dietrich Plewa. „Mit einem besseren Gefühl kann ich eigentlich nicht nach Hause fahren“, bilanzierte auch Reiterin Juliane Burfeind. 69,38 Prozent, Platz sieben.
Die bayerische Kombination Alexandra Sessler und Chilly Jam v. Romanov waren als ersteTeilnehmer ins Viereck gekommen. Die achtjährige Stute wirkte phasenweise etwas fest in der Oberlinie. Nach dem starken Galopp sprang das Pferd in den Kreuzgalopp, einer von mehreren Fehlern, die sich in der Galopptour einschlichen. Mit sehr guten Einerwechseln zeigte die Stute: Gebt mir die Zeit, dann zeige ich gereift mein ganzes Potenzial. 67,66 Prozent, Platz acht.
Es ist schon etwas Besonderes, wenn man als Züchter ein selbst ausgebildetes Pferd bis zum Louisdor-Preis Finale bringt. Schon die Mutter der Stute Stella hat Matthias Kempkes im Grand Prix Sport geritten. Die Silvermoon-Tochter ist eine Halbschwester zu der Schimmelstute Matinée, mit der Andreas Helgstrand 2016 bei der WM in Aachen Medaillen gewonnen hatte. Das Pferd bestach in Piaffen und Passagen. Aus dem eigentlich flachen Trab kommt da auf einmal ein Ausdruck im Vorderbein, das vom Boden emporgeschnellt kommt, den man so nie erwartet hätte. Von den Grundgangarten her kam die Stute nicht an den Rest des Teilnehmerfeldes heran. Das Pferd ist lang im Mittelstück, die Kruppe ist häufig hoch. „Er hat einfach etwas aus dem Pferd gemacht“, sagte Dr. Dietrich Plewa. Und Züchter, Ausbilder und Reiter Matthias Kempkes erläuterte: „Das Pferd hat einem immer gesagt, dass es will, wenn man drauf sitzt. Das ist ein Genuss es auszubilden und zu reiten,“ 67, 0 Prozent, Platz neun.
Foundation und Matthias Alexander Rath begannen stark. Der Hannoveraner Hengst v. Fidertanz zeigte sehr gute Traversalen und sicheres Rückwärtstreten. Und starken Trab kann der viel genutzte Deckhengst sowieso. Dann aber die erste Piaffe mit wenig Rhythmus, die zweite klebte am Boden, die Übergänge zur Passage fielen entsprechend schwach aus. Im Galopp dann ging der Braune durchgängig fest in der Oberlinie, in den Einerwechseln sprang das Pferd zunächst kurz, dann trabte er. Die Linkspirouette war ein Totalausfall, ebenso wie die letzte Piaffe. Dr. Dietrich Plewa „Die Prüfung begann verheißungsvoll“. Aber nach den kadenzierten Traversalen ging es dann bergab. Matthias Rath stimmte zu „Das ist seine Stärke, die Trabtour“. In den Piaffen sei er „ein bisschen abgelenkt“ gewesen. Kleiner Trost für Matthias Rath: Seine Frau erwartet das dritte Kind. Das tröstet über den letzten Platz an diesem dritten Advent, 65,36 Prozent.
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