2017 hatte es noch nicht ganz gereicht, diesmal hat es geklappt: Perspektivgruppenmitglied Claire Louise Averkorn sicherte sich das U25 Derby auf dem Hamburger Dressurviereck. Und zwar mit Weile.
Man merkte der 23-jährigen Claire-Louise Averkorn an, dass sie täglich acht verschiedene Pferde reitet, als es ins Finale mit Pferdewechsel auf Prix St. Georges-Niveau ging. Sie war diejenige, die sich am besten auf die ihr fremden Pferde einstellen konnte und am Ende den Sieg davon trug. Dabei hatte sie mit ihrem eigenen Pferd, dem 14-jährigen Condio B, noch nicht einmal die beste Bewertung der drei mit ihren eigenen Pferden. Mit 70,289 Prozent waren die beiden ins Finale gestartet. Zweite war Claire-Louise Averkorn schon einmal gewesen, 2017. Das sollte es nach Möglichkeit nicht noch einmal werden. Und mit ihrem Sieg in der Qualifikation hatte sie ja schon mal eine Duftmarke gesetzt.
Heute erhielt allerdings Jolan Lübbecke die höchste Bewertung der drei Finalistinnen mit ihrem eigenen Pferd, dem Dancier-Sohn Dujardin H.B.. Ihn hatte die 22-Jährige beim Züchter entdeckt und erworben. Damals war er dreijährig. Nun ist er neun und bescherte Jolan, die eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester macht, mit 72,526 Prozent die zwischenzeitliche Führung im Finale.
Dritte im Bunde der U25-Finalistinnen war Merethe Wempe, Studentin der Tiermedizin an der TiHo Hannover, die den von der Familie selbst gezogenen Oldenburger Sir Bo Bo v. Sir Donnerhall vorstellte. „Er ist als Fohlen in einen Kanal gefallen. Davon hat er eine Narbe zurück behalten. Mein Vater sagte, damit könne er ihn nicht verkaufen und hat ihn mir überlassen.“ Darüber, dass sie es ins Finale geschafft hatte, war sie selbst erstaunt. „Nein, damit hatte ich nicht gerechnet!“ Ihre Ausgangsposition mit Sir Bo Bo: 69,711 Prozent.
Der Pferdewechsel
Als erste musste Jolan Lübbecke auf Sir Bo Bo in „die Höhle des Löwen“. Jolan gab sich große Mühe, den feingliedrigen Braunen gefühlvoll durch die Aufgabe zu steuern, aber in den Traversalen gab es erste Abstimmungsprobleme. Die Pirouetten gerieten reichlich groß und die Wechsel verlangten deutlichen Körpereinsatz der Reiterin. Insgesamt sah das alles ein bissschen wackelig aus. 63,842 Prozent ließen den Vorsprung von Lübbecke zusammenschrumpfen.
Als nächstes stellte Perspektiv-Gruppen Mitglied Claire-Louise Averkorn Jolans Dujardin vor. Sie begannen stark. Claire-Louise, die als Sportsoldatin in Warendorf stationiert ist und ihre Pferde am DOKR stehen hat, rahmte den talentierten Rappen ein und hatte ihn sicher an den Hilfen. Aber auch bei ihr wurden die Traversalen zu einer ersten Hürde. Im weiteren Verlauf der Aufgabe kam Dujardin ihr auf die Vorhand und wurde zu eng. Doch 68,921 Prozent waren ein Ergebnis, dass hoffen ließ.
Dann war Merethe Wempe mit Condio B dran, dem Pferd von Claire-Louise. Die Reiterin, übrigens eine Schülerin von Kira Wulferding, schien Mühe zu haben, den Wallach wirklich vor sich zu bekommen. Dennoch schaffte sie es zunächst, ihn über die größten Klippen zu manövrieren. Aber bei den Wechseltouren hakte es. Die Vierer zeigten sie gar nicht, von den Dreiern nur zwei. Es wurden 63,499 Prozent.
Claire-Louise Averkorn ritt ihre letze Runde auf Sir Bo Bo. Und zwar eine sehr gute. Die beiden begannen mit tollem Schulterherein. Bei den Rechtstraversalen hätte man sich sowohl im Trab als auch im Galopp mehr Biegung nach rechts gewünscht. Toll anzusehen war, wie Claire-Louise sich wirklich bei jeder Lektion bemühte, sie gründlich vorzubereiten und am Punkt zu reiten. So gelangen ihr mit Sir Bo Bo dann auch ordentliche Pirouetten und Wechseltouren. 70,289 Prozent waren das Ergebnis, besser als mit der eigenen Reiterin.
Dann stellte Merethe Dujardin H.B. vor. In der Trabtour hatten die beiden es offenbar ein wenig eilig, das Ganze hinter sich zu bringen. Das war etwas schade, denn ansonsten klappte hier eigentlich alles ganz gut. Doch wieder hakte es bei Merethe in den Serienwechseln. In den Vierern reagierte der Wallach nicht auf die Hilfe, in den Dreiern baute er einen Zweierwechsel ein. Beide Pirouetten gerieten arg groß, 65,368 Prozent waren am Ende das Ergebnis.
Den Abschluss machten Jolan und Condio B. Besonders die Seitengänge bei den beiden waren ein Highlight, sowohl im Trab als auch im Galopp. Aber auch bei ihnen hakte es in den Wechseln. Aber alles in allem schienen Claire-Louise Averkorn und Jolan Lübbecke wechselseitig gut zurechtzukommen mit dem Pferd des anderen, 69,447 Prozent.
Am Ende hatte Claire-Louise Averkorn 3975,5 Punkte auf dem Konto. Das bedeutete den Sieg vor Jolan Lübbecke mit 3910,5 Punkten und Merethe Wempe mit 3773 Zählern.
Bestes Pferd wurde Dujardin H.B. von Jolan Lübbecke, gefolgt von Sir Bo Bo und Condio B.
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