Als Dressur-Derby-Finalisten werden Frederic Wandres, Kathleen Kröncke und Hendrik Lochthowe am Sonntag konkurrieren. Sie landeten heute im Grand Prix von Hamburg auf den Podiumsplätzen.
Mit insgesamt 72,565 Prozent konnte ein Reiter siegen, dem das Deutsche Dressur-Derby vertraut ist: Frederic Wandres, der die letzte Auflage im Jahr 2019 im Sattel von Westminster gewinnen konnte. In diesem Jahr führte das Mitglied des deutschen Olympiakaders die Ehrenrunde gemeinsam mit Hot Hit OLD v. Hotline an. Der elfjährige Oldenburger Hengst ist ein Schimmel Marke Mädchentraum. Heute überzeugte er mit einer insgesamt sehr sicheren und gleichmäßigen Vorstellung. Verstärkungen, Pirouetten und fliegende Galoppwechsel sowie die gesamte Piaffe- und Passagetour stachen positiv hervor. Obgleich die erste Grußaufstellung noch nicht ganz gelungen war, glückte die zweite umso besser, was mit Noten bis zu 8,5 bedacht wurde. Lediglich nach der zweiten Pirouette unterlief den beiden ein kleiner Schnitzer, der Oldenburger erschrak kurz und sprang um – Wandres reagierte sofort und hatte ihn schnell wieder bei sich.
Der 35-Jährige saß außerdem auch im Sattel des jüngsten Pferdes der Prüfung: Dom Perignon, neun Jahre jung v. Dimaggio. Der Hannoveraner blieb bei seinem ersten internationalen Start mit 69,935 Prozent knapp unter der 70 Prozent-Marke, Rang vier. Qualifizierte Reiter, die zwei Pferde in der Prüfung geritten sind, haben die Möglichkeit zu wählen, welches sie in der Finalprüfung reiten wollen. Wandres entschied: Am Sonntag wird Dom Perignon im Pferdewechsel zu sehen sein. Er sagt, der junge Wallach sei unkompliziert, gebe immer alles und sei daher für die anderen beiden Reiter sicher leicht zu bedienen. Das Pferd hatte Anfang des Jahres mehrere Grand Prix Starts in Wellington/Florida.
Lange Reise in die alte Heimat zum Derby
Das Hamburger Viereck ist auch für die Zweitplatzierte keineswegs neu. Kathleen Kröncke, geborene Keller, die nächste Derbysiegerin. 2011 gewann sie das Finale des Dressur-Derbys – und das mit gerade einmal 21 Jahren. Diesen Erfolg versucht sie nun zu wiederholen. Um starten zu können, mussten sie und ihre Pferde eine lange Reise antreten: Inzwischen ist die Dressurreiterin in England, etwa eineinhalb Stunden von London entfernt zuhause. Dort sei, wie sie selbst sagt, das sogenannte „Mekka des englischen Dressursports“- Charlotte Dujardin, Carl Hester, Emile Faurie, sie alle sind dort in der Gegend beheimatet. Krönckes Pferde mussten zuerst durch den Eurotunnel reisen, nach einer Zwischenstation in Aachen sind sie dann auf dem Derbyplatz angekommen. Übrigens: Auch Kathleens Vater Dolf Dietram Keller hat einst das Deutsches Dressur-Derby gewonnen, damals mit De Niro.
Mit 71,044 Prozent belegten Kröncke und ihr langjähriger Sportpartner San Royal v. San Remo den zweiten Rang. Der inzwischen 15-jährige Oldenburger war länger verletzt, zeigte sich nun wieder fit wie eh und je mit viel Ausdruck in Traversalen und Passagen. Seinen Start in Hamburg sieht Kröncke keineswegs als selbstverständlich an: „Überhaupt wieder in Hamburg zu reiten ist natürlich unglaublich schön, und ich bin sehr dankbar für jede Runde mit Sunny!“
Das Finale des Dressur-Derbys wird allerdings nicht San Royal, sondern ein anderes Pferd gehen. Auch Kathleen Kröncke macht von der Möglichkeit Gebrauch, nicht das besser platzierte, sondern das andere in der Prüfung gerittene Pferd für das Finale zu satteln. Hampton Court, ein 14-Jähriger Hannoveraner v. Hochadel hatte am heutigen Tage jedoch leider noch einige Probleme während der Prüfung. Er erschrak mehrfach auf Seite der VIP-Zelte und hatte dadurch unter anderem in der zweiten Piaffe heute noch deutliche Unstimmigkeiten. Seine Reiterin sagte hinterher, er habe generell etwas Angst vor anderen Pferden und habe sich in den spiegelnden Fenstern der Zelte möglicherweise selbst entdeckt. Für Sonntag ist Kröncke recht zuversichtlich – „der Wallach ist sehr lektionssicher und bereitet beim Reiten immer Freude“.
Vom spontanen Derbystart bis vor ins Finale
Über seinen Start auf dem diesjährigen Hamburger Derby sagte Hendrik Lochthowe hinterher, er sei so eigentlich gar nicht geplant gewesen. Vor zwei Wochen auf dem Pferdefestival in Redefin sei die Idee aufgekommen, hier zu reiten. Und die wurde prompt in die Tat umgesetzt. Mit Erfolg: Auf dem nun 13-Jährigen Bricco Barone v. Bertoli W erzielte er 70,130 Prozent.
Zu Beginn wirkte der Hannoveraner doch recht angespannt, weshalb Lochthowe vor dem Einreiten bei A noch einmal tief durchatmete. Das schien zu helfen: Nach einem kurzen Stocker nach dem ersten starken Trab entspannte sich Bricco Barone zusehends und zeigte einige Highlights. Engagierte Piaffen und vor allem eine durchweg sehr gute Galopptour brachten einige Punkte. Überhaupt geben die beiden ein sehr ansprechendes Bild ab: Trotz der Spannungen zu Beginn saß Lochthowe immer ruhig und gelassen, löste kleine Unstimmigkeiten beinahe unsichtbar. Das macht Spaß anzusehen!
Lochthowes Resümee? „Ich bin mehr als zufrieden!“ So stürmisch kenne er den Hannoveraner zwar bisher gar nicht, aber gerade die Galopptour habe ihm ein sehr gutes Gefühl gegeben.
Die weiteren Platzierten
Für das Finale mit Pferdewechsel qualifizieren sich traditionell nur die ersten Drei der Prüfung. Auf den weiteren Plätzen gab es ein Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern. Rang fünf mit 68,543 Prozent belegte der amtierende Landesmeister aus Schleswig-Holstein und Hamburg, Felix Kneese, im Sattel von San Simeon v. Sir Donnerhall I. Rang sechs ging an die Finnin Emma Kanerva, selbst bereits Derby Siegerin im Jahr 2018. Mit Feldrose FRH erzielte sie heute 68,370 Prozent. Dahinter folgten der Portugiese António do Vale und Fine Fellow H (68,065) und Ann-Kathrin Lindner mit Nachwuchshoffnung FBW Lord of Dance (67,848).
Dass das Viereck in Hamburg wahrlich kein leichtes ist, sah man heute bei einigen Paaren. Eine lange und eine kurze Seite werden von Tribünen eingefasst, an der anderen langen Seite stehen die VIP Zelte und an der kurze Seite bei C die Richterhäuschen- das kann den Pferden schnell zu eng werden. Frederic Wandres, dessen Hot Hit OLD sich ja heute auch kurz gruselte, fasste es folgendermaßen zusammen: „Man muss das Pferd gut kennen und das Pferd muss Vertrauen haben!“ Zum Verhängnis wurden die Bedingungen heute zum Beispiel zwei Reitern, deren Pferde sich so gar nicht mit der Atmosphäre anfreunden konnten – Juliane Brunkhorst, selbst aus dem Norden, hatte Con Cento v. Christ gesattelt. Der Wallach zeigte zwar tolle Momente, fühlte sich aber immer wieder sichtlich unwohl, sodass Brunkhorst zum Wohle des Pferdes in der Galopptour auf die Fortsetzung des Ritts verzichtete.
Finale am Sonntag mit Pferdewechsel
Am Sonntag steht das Highlight der Dressur, das Deutsche Dressur-Derby mit Pferdewechsel, an. Alle drei qualifizierten Reiter konnten bereits Erfahrungen mit Pferdewechseln machen – Kröncke und Wandres beim Derby selbst, Lochthowe beim hessischen Berufsreiterchampionat.
Eine wirkliche Strategie für den Pferdewechsel konnten die drei qualifizierten Reiter im Pressegespräch im Anschluss an die Prüfung noch nicht benennen. Nur in einem sind sich alle drei schon jetzt einig: Was wird als erstes gemacht, wenn man auf das fremde Pferd aufgestiegen ist? Galoppiert! Dort könne man am besten erfühlen, wie das Pferd auf die Hilfengebung reagiert.
Am kommenden Sonntag, den 29.05.2022 um 11 Uhr geht es los! Noch gibt es Karten für die Dressur- und wem die Reise nach Hamburg zu weit ist, der kann bequem per ClipMyHorse.tv zusehen.
Die Ergebnisse finden Sie hier.
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