Die Überraschung von Fritzens – Dressurreiterin Lisa Müller im Interview

Von
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Einen verdienten großen Erfolg feierten Lisa Müller und Stand by me in Fritzens. (© Schreiner)

Lisa Müller (29) war nach ihrer Trainerin Isabell Werth die erfolgreichste Teilnehmerin in den vier Grand Prix-Prüfungen des CDI4* Fritzens. Birgit Popp hat sich mit der Ehefrau von Fußball-Superstar Thomas Müller unterhalten.

St.GEORG: Herzlichen Glückwunsch zu Ihren Erfolgen beim CDI4* Fritzens! In der Grand Prix Special-Tour wurden Sie hinter Ihrer Trainerin Isabell Werth und Bella Rose mit Stand by me Zweite im Grand Prix mit 75,478 Prozent und ebenso im Special mit Ihrer persönlichen Bestleistung von 77,106 Prozent.

Lisa Müller: Ich hatte gehofft, dass wir unsere Ergebnisse von 72, 73 Prozent hier bestätigen können, dann lief ja am Freitag der Grand Prix schon sehr gut mit 75 Prozent und da dachte ich, oh, jetzt wird schwierig. Also Ruhe bewahren und doch wieder darauf schauen, dass wir 72, 73 Prozent reiten. Dass es jetzt so gut war, ist umso erfreulicher.

 

SG: Sehen Sie den heutigen Special-Ritt als noch steigerungsfähig an?

LM: Auf jeden Fall! Die Galoppwechsel müssen noch sicherer werden und einfach noch viele Kleinigkeiten, wo ich mich noch nicht so traue, auf Angriff zu reiten. Aber Stand by me ist da immer so engagiert, dass ich ihn nicht dabei bremsen will.

 

SG: Über 77 Prozent im Special und das bei einem Vier-Sterne-CDI und Championatsrichtern, das bringt Sie ja selbst in Deutschland auf Augenhöhe mit Championatspaaren. Gehen Ihre Gedanken schon in diese Richtung?

LM: Ich glaube, da lassen sich die Verantwortlichen noch ein bisschen Zeit, bis sie sehen, dass das gefestigt ist. Sie wollen mich bestimmt noch nicht so schnell, denn sie wissen auch, dass noch kleine Unsicherheiten drin sind. Da ich auch keine Championatserfahrung im Pony- und Junge-Reiter-Lager habe, bin ich vielleicht nervlich auch noch nicht so stark wie manch anderer. Das haben sie natürlich auch im Hinterkopf.

 

SG: Ihre Verbindung zu Österreich ist allerdings auch sehr stark …

LM: Ja, mein Vater kommt aus Klagenfurt in Kärnten. Meine Mutter ist Deutsche, und ich besitze die deutsche und die österreichische Staatsbürgerschaft. Aufgewachsen bin ich im Süden von München.

 

SG: Sie könnten die Nationalität, für Sie starten also jeder Zeit wechseln.

LM: Ja, das könnte ich.

 

SG: Ist das überhaupt ein Thema für Sie, war das schon einmal in Ihrem Kopf?

LM: Dass man einmal Championate für Deutschland reiten kann, ist, glaube ich, extrem schwer. Jeder Sportler hat sicherlich so einen olympischen Traum, aber ich muss sagen, die Österreicher sind in diesem Jahr sehr stark aufgestellt. So ganz habe ich mir die Frage noch nie gestellt, aber natürlich ist es schön, auch wechseln zu können. Ich bin Österreich sehr verbunden, ich mag einfach Land und Leute und (mit einem Lächeln im Gesicht) bei manchen Leuten gehört Bayern eh zu Österreich dazu. Ich glaube, ich warte jetzt einfach erst einmal ab. Wenn man irgendwann einmal so gut wäre, in der deutschen Equipe reiten zu können, und die wollen einen dann trotzdem nicht, kann man sich das immer noch überlegen. Ich glaube, das muss man jetzt nicht über den Zaun brechen.

 

SG: Es hat auch alles seine Vor- und Nachteile. In Deutschland ist es schwerer in die Mannschaft zu kommen, dafür hat man dann aber auch eine Mannschafts-Medaille recht sicher.

LM: Genau, und da habe ich ja gar keinen Druck, mich jetzt entscheiden zu müssen.

 

SG: Das Pferd, mit dem Sie in den Grand Prix-Sport hineingewachsen sind, ist Dave. Seit wann haben Sie ihn?

LM: Er ist jetzt 16 und ich habe ihn seit sechs Jahren. Mit ihm bin ich Piaff-Förderpreis und Stars von Morgen und meine ersten internationalen Prüfungen geritten. Er hat mir eigentlich alles beigebracht und bringt mir auch heute noch alles bei.

 

SG: Aber er ist schon etwas wechselhaft?

LM: Ja, er ist eine sehr starke Persönlichkeit. Dave ist Dave und für ihn müssen alle Umstände passen. Das heißt, das heiße Wetter findet er eigentlich nicht so toll. Er kämpft schon für einen, aber häufig unter seinen Bedingungen, was ja auch ganz schön ist.

 

SG: Und Stand by me?

LM: Er ist genau das Gegenteil. Er will immer kämpfen und rennen und manchmal ist es ein bisschen zu viel. Das „immer vorwärts“ und „ich mach’ schon mal“ ist leider manchmal auch falsch. Man muss immer etwas bremsen und sagen, gleich kommen die Wechsel, aber erst kommen die Zweier und dann die Einer. Warte mal noch. Er ist immer sehr angespannt und will da auch durch.  

 

SG: Wie lange haben Sie Stand by me?

LM: Seit Anfang neunjährig, also seit Februar 2016.

 

SG: Ein Pferd hat den ‚Vornamen’ Birkhof’s, das andere Gut Wettlkam’s, was ist Ihr Gestüt?

LM: Gut Wettlkam beim Ruhrpoldinger Forst. Gestüt Birkhof von Thomas und Nicole Casper war der Vorbesitzer von Dave. Wir haben es so gelassen. Man soll den Namen eines Pferdes nie ändern. Bei den anderen Pferden war es immer nur ein Zusatz. Das bringt kein Pech, wenn man den Namen ändert.

 

SG: Sie trainieren seit letztem Jahr mit Isabell Werth, wie läuft das in der Praxis ab?

LM: Ich fahre alle sechs Wochen für eine Woche zu ihr oder sie kommt im Winter, wenn sie Zeit hat, zu uns runter, und wir trainieren auf den Turnieren zusammen. Ansonsten trainiere ich mit Götz Brinkmann.

 

SG: Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie 2013, 2014 in den Grand Prix-Sport eingestiegen und waren 2014 auch beim CDI Mannheim am Start.

LM: Ja, das ist richtig. Da habe ich in den Einstieg in den Grand Prix-Sport über die Piaff-Förderpreis-Tour und die Stars von Morgen-Serie genommen. Mannheim war mein erster Versuch, in der internationalen Grand Prix- Tour. Aber der war, glaube ich, nicht so gut.

 

SG: Durch wen sind Sie zum Reiten gekommen?

LM: Ich war schon immer begeisterter Pferdefan und mein Opa mütterlicherseits hat die Leidenschaft mit Ponyreiten gefördert.

 

SG: So haben Sie Gut Wettlkam gemeinsam mit Ihrem Mann Thomas Müller erworben, es kommt nicht von Ihrer Familie?

LM: Ja, das habe ich gemeinsam mit Thomas erworben. Meine Eltern hatten mit Tieren eher weniger zu tun.

 

SG: Ihr Mann Thomas Müller ist sehr engagiert in der Pferdezucht, Sie haben auf Gut Wettlkam viele Zuchtstuten, sind Sie selbst sehr interessiert an der Pferdezucht?

LM: Nein, da kenne ich mich gar nicht aus. Thomas ist durch mich zum Pferdesport und den Pferden gekommen und hat dann begonnen, sich für die Pferdezucht zu interessieren. Da er zeitlich durch seine Fußballkarriere nicht so häufig reiten kann, hat er sich für die Zucht entschieden.

 

SG: Ist es ein Ansporn, wenn man weiß, dass der Ehemann so erfolgreich im Sport ist oder hat das gar nichts zu sagen? Wie muss man sich das vorstellen?

LM: Es ist eigentlich hilfreich, weil er sich mit internationalem Topsport gut auskennt, aber es spornt mich jetzt nicht in der Weise an, dass ich sage, ich muss jetzt erfolgreich sein, damit ich in Thomas‘ Fußstapfen treten kann.

 

SG: Aber, ich glaube, es ist schon ein ganz gutes Gefühl, wenn man die Aufmerksamkeit für seine eigene Leistung bekommt und nicht nur, weil der Ehemann im Rampenlicht steht.

LM: Das stimmt! Aber wir haben uns eh aus allem ein bisschen herausgehalten. Es ging immer nur um den Reitsport. Aber ich freue mich total über den heutigen Erfolg und ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Es muss noch ein par Stunden sacken, bis ich es so richtig realisiert habe.

 

SG: Welche Turniere stehen als nächstes an?

LM: Stand by me hat jetzt erst einmal ein bisschen Pause, weil er viel gelaufen ist. Das tut ihm auch mal ganz gut. Im Moment haben wir bewusst Donaueschingen ins Auge gefasst. Dave darf in drei Wochen bei uns zuhause bei den Bayerischen Meisterschaften gehen.

 

SG: Da ist das Ziel, Bayerische Meisterin zu werden?

LM: Dave entscheidet das, glaube ich, jeden Tag aufs Neue und ich muss mit Daves Entscheidung leben.

 

Frage an Thomas Müller: Sie haben den Ruf, immer sehr kritisch zu sein. Gibt es heute am Special-Ritt Ihrer Frau etwas auszusetzen?

Thomas Müller: Heute überhaupt nicht. Ich war heute vor dem Ritt sehr nervös und irgendwie hält diese Nervosität durchgehend an. 77 Prozent – damit habe ich auch noch nicht gerechnet. Aber es war natürlich eine tolle Prüfung! Ich bin froh, dass ich genau zum Turnier auf dem Schindlhof noch auf Urlaub bin und ich es komplett über den gesamten Zeitraum hinweg miterleben konnte. Das macht riesig viel Spaß. Das Turnier läuft super, einfach perfekt!

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