DM Balve 2020: Lindner gewinnt Piaff Förderpreis, Ferdinand BB Jungpferde-Grand Prix

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Ann-Kathrin Lindner und Sunfire FBW, Balve 2020 (© www.st-georg.de)

Mit 76,837 Prozent hat Ann Kathrin Lindner mit Sunfire FBW die Piaff Förderpreis-Etappe in Balve gewonnen. Bei den jungen Pferden siegte Jessica von Bredow-Werndl mit Ferdinand BB.

76,837 Prozent! Das ist schon eine ganze Menge, und, wie Isabell Werth bemerkte, es wären noch mehr Punkte drin gewesen. Aber auch so waren Ann Kathrin Lindnder und Sunfire v. San Amour das Maß aller Dinge in der Etappe des Piaff Förderpreises, die im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in Balve ausgetragen wurde.

von Korff

Ann-Kathrin Lindner und Sunfire FBW, Balve 2020 (© von Korff)

Der Rappe ging ein fehlerfreies Programm. In gewissen Momenten kam er im Hals etwas zu hoch, so dass die Rückentätigkeit nicht mehr voll zum Tragen kam. Beispielsweise in einer Pirouette, die am Ende der Drehung drohte an Schwung zu verlieren. Wäre hier der Hals nur etwas flacher und runder gewesen, dann hätte der schwarze Hüne bis zum Schluss aus dem Widerrist heraus auch bei den letzten Sprüngen keine Mühe gehabt. „Das sind Nuancen, wir reden hier so schon von 76 Prozent – aber da wären dann locker noch zwei Prozent mehr drin“, so Isabell Werth.

Ritte wie bei den „Großen“

Tatsächlich kann man sich die Baden-Württembergische Kombination auch gut in einem „echten“ Grand Prix vorstellen. Auch wenn dort noch mehr von den Startern verlangt wird. So routiniert und gut aufeinander abgestimmt sind Pferd und seine aus gestrecktem Sitz dezent einwirkende Reiterin, dass man sich schon auf die weitere Entwicklung des Paares freut.

Erstmal ist aber für Sunfire Pause angesagt. Saisonziel ist nun das Finale im Piaff Förderpreis, das – so der aktuelle Plan – in Frankfurt stattfinden soll. Darauf freut sich Ann-Kathrin Lindner schon. Die Tage in Balve hat sie genossen. „Letztes Jahr gab es auf Instagram die Challenge Balve Bilder. Und jetzt bin ich hier“. Mit ihrem Ritt war sie zufrieden, weiß aber auch, an welchen Stellschrauben sie noch feinjustieren muss. „Die Einleitung zur Pirouette, die Piaffe …“ Das Tollste sei aber, dass die U25-Truppe hier die gesamten Deutschen Meisterschaften verfolgen konnten. „Krass! Da kommt einer, ist super und dann kommt der nächste und haut gleich noch so einen raus.“

Nicht nur die Siegerin und  amtierende Europameisterin, sondern auch die Platzierten ritten mit dem blauen Emblem der Deutsche Bank Reitsport Akademie (DBRA) ins Viereck in Balve. Hannah Erbe und ihr erfahrener Carlos v. Carabas ging eine dynamische Runde mit genauso fleißigen wie kadenzierten Trabtraversalen. Das Pferd immer deutlich vor den treibenden Hilfen seiner Reiterin. Die hatte als Social Media-Reporterin der DBRA morgens übrigens das Interview mit Dorothee Schneider mit den wunderbaren Worten eingeleitet: „Wie soll ich Sie jetzt eigentlich ansprechen? Frau Schneider, Doro oder eure Hoheit?“ Daraus lernen wir – gut, wenn sich der Nachwuchs die richtigen Idole aussucht …

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Hannah Erbe und Carlos, Balve Optimum Deutsche Meisterschaft 2020 (© von Korff)

Ein weiteres Highlight in der Prüfung von Hannah Erbe und Carlos waren die fliegenden Galoppwechsel. Die waren so schön bergauf und im Fluss nach vorn, dass der Carabas-Sohn gleich noch ein paar Einerwechsel zusätzlich vor einer Pirouette einbaute. Strebertum, das Punkte kostete, 73,422 Prozent – Platz zwei.

Rafael Netz, der einzige männliche Vertreter des Teams Aubenhausen, der es auch am Sonntag noch in den Sattel schaffte, seinem Chef Benjamin Werndl wurde ja der gestrige Schauabend zum Verhängnis, ritt sein EM-Pferd Lacoste auf 72,861 Prozent. Der wunderbar zu Pferd sitzende junge Mann holte das Maximum aus seinem Fuchs heraus.

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Raphael Netz und Lacoste, Balve Optimum Deutsche Meisterschaft 2020 (© von Korff)

„One to watch“, eine, die man im Auge behalten muss, ist Ellen Richter mit dem Vitalis-Sohn Viany. Zwei hochaufgeschossene Talente im Dressurviereck. Ellen ist so groß, dass man sowohl Model- als auch Basketballkarriere nicht ausschließen kann. Vinay misst beinahe 1,90 Meter Stockmaß. Die beiden kennen sich schon lange und sind ein wunderbar harmonisches Duo. Eines, das jede Grand Prix Lektion sicher beherrscht. Ausdruckstarke fliegende Galoppwechsel, gute Galopppirouetten, weit kreuzende Galopptraversalen, gute Rahmenerweiterung in den starken Tempi – viele Highlights reihten sich hier aneinander. Die Richter waren sicjh da nicht so einige. Sie sahen die junge Frau aus Bad Essen auf den Plätzen eins (C, Christoph Hess) bis sieben (E, Elke Ebert). Insgesamt war es der Platz fünf mit 71,86 Prozent.

Vierte wurden Evelyn Eger und Whitley mit 72,581 Prozent.

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Bundestrainer Sebastian Heinze bekommt einen „goldenen Besen“ für seinen Fegeeinsatz bei der EM von Ann-Kathrin Lindner und Raphael Netz (© www.st-georg.de)

Die Ergebnisse finden Sie hier.

Ferdinand BB erster Sieger am Sonntagmorgen

Jessica von Bredow-Werndl begann den Tag so wie sie den Vortag hatte ausklingen lassen: mit einem Sieg. Die neue deutsche Meisterin 2020 ritt ihre Nachwuchshoffnung Ferdinand BB v. Florencio im Richard Wätjen Gedächtnis-Preis souverän an die Spitze. Bald drei Prozent trennte die siegende Kombination in diesem Kurz-Grand Prix von den weiteren Platzierten. Der braune Hannoveraner war heute dynamischer und gehfreudiger noch als gestern. Die Passage war super gleichmäßig, die Galopppirouetten auf kleinstem Kreis gesprungen, die Piaffen aktiver als gestern. 75,047 Prozent vergab die Jury.

Platz zwei ging an Katharina Hemmer, die die Sandro Hit-Tochter Signorina mit nach Balve genommen hatte. Die braune Stute ging durchweg in einem bestechenden Seitenbild, verlor auch in den Seitengängen nichts von ihrem Schmelz und Schwung. 72,256 standen unterm Strich und hätte es kein Versehen in den 15 fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung gegeben, dann wären es auch noch mehr geworden.

71,884 Prozent bedeuteten Platz drei für Raphael Netz und den KWPN-Hengst Elastico. Auch hier drückten fehlerhaften Einerwechsel die Note.

Hubertus Schmidt, der gestern mit Beryll noch die Intermediaire II gewonnen hatte, wurde heute Vierter und freute sich über den zweiten Platz seiner Bereiterin Katharina Hemmer.

Die Ergebnisse finden Sie hier.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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