Reitmeisterin Dorothee Schneider hat wieder eine ganze Reihe viel versprechender Pferde im Stall. Wir haben mit ihr über bewährte und potenzielle neue Stars gesprochen.
Wer sich bei der Pferd International in München nicht nur die Prüfungen, sondern auch das Geschehen hinter den Kulissen angeschaut hat, hat vielleicht Dorothee Schneider beim Training mit Showtime beobachtet. Schon in Mannheim war der nun 17-jährige Sandro Hit-Sohn dabei und jetzt in München sollte der zweifache Mannschaftsolympiasieger wieder Turnierluft ohne Prüfungsdruck schnuppern: „Trainingsmäßig ist Showtime super unterwegs. Aber wenn er lange nicht auf dem Turnier war, wird er schnell heiß. Daher dachte ich, ich nehme ihn einfach zum Reiten mit und gucke dann, wo ich ihn das nächste Mal reite.“
Das letzte Turnier des Paares war die Weltcup-Qualifikation in Basel, wo sie aber auf die Kür verzichtet haben. „Showtime hatte sich da eine Hautentzündung zugezogen, mit der wir noch zwei Wochen zu tun hatten. Und im Grand Prix hatte er die Zunge über dem Gebiss …“ Umso wichtiger ist es Dorothee Schneider, ihren langjährigen Erfolgspartner, mit dem sie seit 14 Jahren durch Dick und Dünn geht und neben den zwei olympischen Mannschaftsgoldmedaillen unter anderem auch Einzel-Silber bei den Europameisterschaften 2019 in Rotterdam gewann, erst dann wieder turniermäßig zu zeigen, wenn sie das Gefühl hat, dass es der richtige Zeitpunkt ist.
Die anderen Grand Prix-Pferde
Dorothee Schneider hat ja auch nicht nur Showtime für die große Tour. Faustus habe verletzungsbedingt eine Weile pausieren müssen, „kommt aber jetzt wieder“. Immer mehr in den Mittelpunkt rückt der Sieger im Nürnberger Burg-Pokal Finale 2018, First Romance v. Fürst Romancier, genannt Roman. Der kecke 13-jährige Württemberger hat etwas gebraucht, bis er auf Grand Prix-Niveau angekommen war. Das hing weniger mit einem physischen als mit einem psychischen Reifeprozess zusammen. Er ließ sich gerne ablenken. Doch seit letztem Jahr hat er sich zum Musterknaben entwickelt.
Erst vor wenigen Wochen brillierte er mit zwei zweiten Plätzen beim ersten CDI5* in Fontainebleau, beide Male hinter dem Weltmeisterpaar Lottie Fry und Glamourdale. Und in München zeigte er insbesondere im Grand Prix Special eine tolle Prüfung.
„Es ist immer noch so, dass er gerne mal buckelt in der Lösungsphase. Aber das ist okay. Er braucht das. Ich galoppiere dann auch im leichten Sitz und lasse ihn machen“, verrät Dorothee Schneider ihr Erfolgsrezept. Wenn er sich erst einmal in alle Richtungen gestreckt, gedehnt und losgeschüttelt hat, sei der Wallach bereit zur Arbeit.
Die nächste unter den Grand Prix-Pferden auf Gestüt St. Stephan ist die elfjährige Sisters Act, Sissy, ebenfalls eine Sandro Hit-Stute, aber charakterlich ganz anders als ihr Halbbruder Showtime. „Sisters Act kann zu Anfang etwas ,dieselig‘ sein. Aber sie ist ein unglaublich liebes Pferd, das ich das Glück habe, seit fünfjährig ausbilden zu dürfen. Dafür bin ich unheimlich dankbar! Sie macht einfach Spaß!“
Schon auf dem Warendorfer Reitpferdeviereck wurde die Stute dank ihrer Rittigkeit Bundeschampionesse. Schneider stellte sie bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde vor, platzierte sie im Nürnberger Burg-Pokal Finale an zweiter Stelle und war auch im Louisdor-Preis Finale dabei. Eine Bilderbuchkarriere also.
In Mannheim ging Sisters Act ihre erste Grand Prix-Kür zu Musik, passend zu ihrem Namen. Schon im Grand Prix begeisterte der Auftritt. Mit 73,217 Prozent wurden die beiden Zweite, hätten aber auch an der Spitze stehen dürfen. In ihrer ersten Kür verpassten sie die 80 Prozent-Marke knapp: Platz zwei mit 79,665 Prozent.
Nicht mehr ganz neu, weil ca. ein halbes Jahr in Dorothee Schneiders Stall, aber noch recht frisch in der Riege ihrer S***-Turnierpferde ist der elfjährige westfälische Wallach Dayman v. Daily Deal. Er war von Sascha Schulz von Klasse S bis Grand Prix ausgebildet und international erfolgreich präsentiert worden, bis Dorothee Schneider ihn in Beritt bekam. Die ersten drei Turnierstarts auf nationaler Ebene hat der Wallach allesamt gewonnen. „Piaffe und Passage sind wirklich sehr gut!“, sagt sie. „Ich bin gespannt, was draus wird.“
Neuzugang Vainqueur
Dorothee Schneider mit dem von Hubertus Schmidt ausgebildeten Vainqueur in München – das war eine Überraschung. Erst seit zweieinhalb Monaten steht der Hannoveraner Hengst bei ihr im Stall. Möglich gemacht haben es Schneiders Freundinnen und Mäzeninnen, die Schwestern Gabi Kippert und Eva Maria Mann. Die Turnierpremiere von Schneider und Vainqueur war ein voller Erfolg – Sieg in der Intermédiaire II der Stars von Morgen, Platz zwei in der S9. Und noch ganz viel Luft nach oben, wie Dorothee Schneider erklärte.
„Er macht riesig Spaß! Aber ich habe ihn ja noch nicht lange und wir kennen uns noch gar nicht auf dem Turnier. Ich wollte mal gucken, wie er sich in der Prüfung anfühlt. Er war ja auch noch nie auf Drei-Sterne-Niveau am Start. Dass wir da noch an der Feinabstimmung arbeiten müssen, ist klar.“
Überhaupt war Vainqueur durch die Verletzung seines Ausbilders Hubertus Schmidt auch trainingsmäßig länger raus, gibt Schneider zu bedenken. Es gelte auch, Kraft aufzubauen. „Und insgesamt müssen wir noch weiter an Balance und Geraderichtung arbeiten.“
Aber alles in allem sagt sie voller Überzeugung: „Ich finde dieses Pferd toll! Und ich bin Gabi Kippert und ihrer Schwester Eva Maria Mann super dankbar, dass sie sich noch einmal auf den Weg gemacht haben, um dieses Pferd für mich zu sichern. Wir haben sehr viel Spaß!“
Und welches dieser Pferde ist nun das nächste Championatspferd? „Was das angeht, lasse ich alles auf mich zukommen. Ich mache mir da keinen Stress mehr. Mir macht das Ausbilden von Pferden Spaß. Ich möchte einfach schönes Reiten zeigen. Und wie das dann bewertet wird, muss man sehen.“
Zumal das ja nur ein Teil der Pferde in den Startlöchern ist. Da ist zum Beispiel noch die bayerische Genesis-Tochter Salvina, die erste S***-Prüfungen ging, Escalito, der in Mannheim Zweiter in der Nürnberger Burg-Pokal Qualifikation wurde, der Fuchshengst Borghese MT usw.
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