Reitmeisterin Dorothee Schneider stellte heute in München-Riem in der Intermédiaire II, der Einlaufprüfung für die „Stars von Morgen“, ein neues Pferd vor, das dem Titel der Prüfung alle Ehre gemacht.
Zu den unzähligen Pferde, die von Reitmeister Hubertus Schmidt in den Sport gebracht wurden, zählt auch der bildschöne Hannoveraner Hengst Vainqueur v. Vivaldi-Rubioso N aus der Zucht von Marten Hillmann. Hubertus Schmidt hatte ja vor einigen Wochen bekannt gegeben, seine sportliche Karriere an den Nagel hängen zu müssen. So hat Vainqueur nun eine Reitmeisterin im Sattel, Dorothee Schneider. Auch gehört der Dunkelfuchs nicht mehr dem Gestüt Gut Neuenhof, sondern Schneiders langjährigen Freundinnen und Mäzeninnen Gabriele Kippert und Eva-Maria Mann. Die Intermédiaire II heute in München war nicht nur Turnierpremiere für Schneider und Vainqueur als Paar, sondern auch das S***-Debüt des Hengstes. Besser hätte es kaum laufen können.
Gleich als erstes Paar mussten Dorothee Schneider und der zehnjährige Hengst heute aufs Viereck in München. Im ersten starken Trab marschierte Vainqueur mit viel Schub los, hatte aber einen kleinen Taktfehler auf der Hälfte der Diagonalen und hätte insgesamt noch mehr zur Hand hinziehen können. Die Traversalverschiebungen gelangen geschmeidig und mit gleichmäßigem Kreuzen zu beiden Seiten. Dann eine Passage, die für die Zukunft großes hoffen lässt: kraftvoll und ausdrucksstark, dabei aber voll losgelassen und unerschütterlich im Gleichmaß. In die erste Piaffe kamen sie gut hinein. Vainqueur behielt auch hier problemlos den Takt, nahm viel Last auf, wobei Dorothee Schneider ihm noch den erlaubten Vorwärtsmeter ließ. Raus aus der Piaffe kam er nicht ganz so stark wie rein, aber immer noch ohne nachhaltigen Rhythmusverlust. Vor der zweiten Piaffe fiel Vainqueur dann einmal aus und musste seinen Takt erst wieder finden.
Der starke Schritt war fleißig und geregelt, hätte im Raumgriff noch ergiebiger sein dürfen. Geregelt bei sicherer Anlehnung auch der versammelte Schritt.
In der Galopptour offenbarte Vainqueur nicht minder großes Potenzial als im Trab mit sehr geschmeidigen, fließenden Traversalen und ausdrucksvollen, energischen Verstärkungen. Beide Pirouette waren noch recht groß und in der nach links verlor der Fuchs etwas die Balance, sicher eine reine Kraftsache, denn dass er fähig und willens ist, Last aufzunehmen, war deutlich zu erkennen. In den Zweierwechseln blieb er bei denen nach links nicht ganz so gerade gerichtet wie nach rechts. In den Einerwechseln sprang er die nach links mehrfach kurz. Aber alles in allem eine gute Runde und dabei noch viel Luft nach oben! Von den Richtern gab es 73,579 Prozent, ein Ergebnis, an das im Laufe der Prüfung kein anderes Paar mehr herankommen sollte.
Dorothee Schneider bedankte sich direkt im Anschluss auf Instagram vor allem bei Hubertus Schmidt: „Ihm danke ich für die hervorragende Ausbildung dieses zehnjährigen Ausnahmetalents. Auf dieser Basis können wir nun aufbauen. Das gibt uns auch die Möglichkeit, uns schon jetzt bei einer so großen Veranstaltung wie der Pferd International zu zeigen.“
Über den Erfolg im ersten Anlauf sei sie „überglücklich“.
die weiteren Platzierten
Zweite wurde die bayerische Lokalmatadorin Yara Reichert auf dem neunjährigen schwedischen Hengst Springbank II v. Skovens Rafael mit 72,552 Prozent, gefolgt von Laura Strobel im Sattel des Trakehner Hengstes High Motion v. Saint Cyr mit 71,132 Prozent.
Über Rang vier konnte sich mit 70,026 Prozent Jessica von Bredow-Werndl auf ihrer leichtfüßigen kleinen Tänzerin Forsazza de Malleret v. For Romance freuen. Die zierliche Rappstute hatte heute besonders in der Galopptour teure Fehler. Trotzdem ließ Forsazza Dorothee Schneiders Hengst Nummer zwei, den zehnjährigen Flashback v. Franziskus, hinter sich (69,816).
Beste junge Reiterin dieser Prüfung, die sich sowohl an erfahrene Reiter mit Nachwuchspferden als auch an Nachwuchsreiter auf Pferden mit Erfolgen richtet, war die Norwegerin Celina Bådstangen. Die 23-Jährige stellte erstmals ihren Neuzugang vor, die KWPN-Stute Badinda Altena v. Tolando. Badinda Altena hatte ihre größten Turniererfolge unter dem Franzosen Pierre Volla, der mit ihr an den Olympischen Spielen 2016 in Rio teilnahm. Sie ist zwar schon 17, aber energiegeladen wie eh und je, wie sie heute – bisweilen etwas zu doll – demonstrierte. Mit 68,237 Prozent belegten die beiden Rang sieben vor Victoria Rohrmuss auf ihrem Deutschen Reitpony-Wallach Corelli de Luxe (68,0).
Ein anderes Paar, auf das man gespannt war, waren Raphael Netz und der wunderschöne zehnjährige Württemberger Rappe Dieudonné. Auch für die beiden war es eine S***-Premiere. Letztes Jahr sammelten sie mehrere Schleifen auf Prix St. Georges-Niveau. In seinem Bewegungsablauf und insbesondere, was die Hinterbeinaktivität anbelangt kann Dieudonné seinen Vater Dante Weltino nicht leugnen.
Die beiden begannen ganz stark und lagen bis zur ersten Passage deutlich in Führung. Die erste Passage gelang auch noch gut, allerdings zeigte sich schon hier, dass der Rappe mit seinem energisch abfedernden Hinterbein noch dazu neigt, dabei die Kruppe hochzudrücken. Das wurde in der ersten Piaffe noch deutlicher, die zweite war besser. In der Pirouette nach links sprang Dieudonné dann um, nach rechts hielt er zwar den Galopp, aber nicht den klar erkennbaren Takt, beides teure Lektionen, weil sie doppelt zählen. Alles in allem wurden es 67,921 Prozent und Rang neun, aber da ist Potenzial für deutlich mehr.
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