Dressur-Derby Hamburg: Nach Quali – Finale mit WM-Reiterin und zwei „Keller-Kindern“

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Deutsches Spring- und Dressur-Derby 2023

Fleix Kneese und San Simeon OLD, SIeger im Grand Prix Deutsches Dressur-Derby 2023 (© Thomas Hellmann)

Beim Dressur-Derby Hamburg sind die Würfel in Sachen Finale gefallen. Im Grand Prix siegte Felix Kneese vor der Norwegerin Mathilde Merethe Klaesson und Andrea Timpe. Timpe und Kneese haben denselben Trainer, Derbysieger Dolf Dietram Keller.

Das Dressur-Derby Hamburg ist in diesem Jahr eine Prüfung mit überschaubarem Starterfeld. Gerade einmal neun Kombinationen gingen an den Start, vier erzielten über 69 Prozent im Grand Prix, der die Qualifikationsprüfung für das Finale am Sonntag darstellt. Dort werden traditionell die Pferde getauscht. In einer, um mit den Kräften der Pferden hauzuhalten, verkürzten Prüfung auf Grand Prix-Niveau muss dann jeder das Pferd der Konkurrenz neben seinem eigenen reiten.

Felix Kneese, Lokalmatador aus Appen nordwestlich von Hamburg und aus Starts in Berufsreiterchampionaten mit dem Reiterwechsel vertraut, setzte sich im Grand Prix mit 70,19 Prozent an die Spitze. Mit dem Sir Donnerhall-Sohn San Simeon zeigte er die flüssigsten Piaffe-Passage-Übergänge. Der langbeinige Oldenburger ist von Kristin Leonie Weiland in den Sport gebracht worden. Kneese reitet ihn seit eineinhalb Jahren. Phasenweise verwarf sich der Wallach leicht im Genick. Kneese hatte seine Runde auf Sicherheit angelegt. Das Stadion in Klein Flottbek ist optisch noch einmal aufgewertet worden. Große Kulisse! Die Zuschauer sitzen nah dran am Geschehen. Für die Pferde, die solch einen Aufwand nicht kennen, eine Herausforderung.

Kleines Starterfeld beim Dressur-Derby Hamburg

Trotz des Fehlens großer Namen strömten die Menschen am Himmelfahrtstag auch zum Dressurviereck in Hamburg. Dass das Starterfeld so übersichtlich ist, liegt vor allem an zwei Regeländerungen: Der Weltreiterverband (FEI) verlangt, dass Paare, die auf CDI4*-Niveau unterwegs sind, mindestens 63 Prozent auf CDI3*-Niveau gemeinsam vorm Nennungsschluss erzielt haben. Sonst ist ein Start nicht möglich. 63 Prozent sind erstmal nicht viel, aber häufig hatten Spitzenreiter in den vergangenen Jahren ein zweites Pferd mitgebracht, um ihr „Erstpferd“ nicht im Reiterwechsel einsetzen zu müssen. Dieser Praxis ist nun ein Riegel vorgeschoben.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) für deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer im CDI4*-Bereich eine Leistung von mindestens 67 Prozent auf internationalen Turnieren als Startvoraussetzung verlangt. Da liegt die Latte bei der Nennung also schon höher.

Eine Norwegerin zwischen den „Keller-Kindern“

Platz zwei ging nach Norwegen. Mathilde Merethe Klaesson ist 23 Jahre jung und kam auf 69,935 Prozent. Sie stammt aus Norwegen und ist im vergangenen Jahr in Herning bei den Weltmeisterschaften am Start gewesen. Mit dem 13-jährigen Dänen Sandbaeks Rio El v. Skovens Rafael landete sie in Herning auf dem 48. Rang. Mit dem hübschen Braunen hat sie auch schon an U25-Europameisterschaften teilgenommen. Heute gab es eine unsaubere Zick-Zack-Traversale und einen Fehler in den 15 fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung. Ansonsten ritt sie eine routinierte Runde.

Klaesson hat längere Zeit bei der finnischen Dressurlegende Kyra Kyrklund und deren Ehemann Richard White trainiert. Kyrklund hat zweimal das Dressur-Derby Hamburg gewonnen als es noch eine Damen und eine Herren-Wertung gab. Derzeit ist die jungen Norwegerin in Mühlen stationiert. Sie trainiert bei ihrer Teamkollegin Isabel Freese im Stall Schockemöhle. Nach Hamburg sei sie gefahren, weil sie ein Turnier gesucht habe, „dass nicht so weit weg von Isabel ist“. Als sie dann die Szenerie und das Publikum gesehen habe, sei sie doch recht beeindruckt gewesen, so die Norwegerin.

Das erste Mal in Hamburg, aber weil schon einmal im Finale des Championats der Berufsreiter und damit auch schon Reiterwechsel-erfahren, ist Andrea Timpe aus Ratingen. Mit ihrem Don Carismo ist sie seit neun Jahren ein Paar. Umso mehr ärgerte sie sich über zwei Fehler, „die voll auf meine Kappe“ gingen (69,413).

Kneese und Timpe haben eines gemeinsam: Beide trainieren schon lange mit Reitmeister Dolf Dietram Keller. Und der hat nicht nur selbst schon mit De Niro das blaue Band gewonnen, sondern seine Tochter Kathleen hat auch schon beim Deutschen Dressur-Derby Hamburg triumphiert. Expertise gibt es also satt. Die Norwegerin Klaesson hat einen anderen Coach, ihre Mutter. Und die ist „a true professional“. Na, denn … Am Sonntag wird das Dressur-Derby ab 11 Uhr entschieden.

Die Ergebnisse des Grand Prix in Hamburg 2023 finden Sie hier.

Ponyderby: Palomino-Finale

Im Ponyderby schafften drei Reiterinnen den Sprung über die 70-Prozent-Marke. Am deutlichsten gelang das Mia Steinbusch mit dem erfahrenen Cyrill NK. Die 13-Jährige hatte den Championatshengst Anfang des Jahres übernommen. Mit 73,034 Prozent stand das Paar unangefochten an der Spitze des 16-köpfigen Starterfeldes. Auf den Podiumsplätzen folgten Lennea Höfler und Dexter McDougle (70,812) und Sarah Meurer mit Cosmo (70,769). Diese beiden trennte lediglich ein halber Punkt. Im Gegensatz zu Cyrill haben Dexter McDougle und Cosmo noch keine Erfahrung bei internationalen Turnieren.

Die zweite Qualifikation für das Ponyderby findet am Freitag, 15 Uhr, statt. Das Finale macht am Sonntag den Auftakt der Derbyentscheidungen um 9.15 Uhr.

Die Ponyergebnisse aus Hamburg stehen hier.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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