Spannender Wettkampf beim Dressurderby: Mit knapp einem Prozentpunkt gewann Anabel Balkenhol das Blaue Band. Zweite wurde die Spanierin Morgan Barbancon Mestre, Rang drei belegte Inessa Merkulova.
Am Ende hatte die Sonne ein Einsehen und strahlte besonders hell, als Anabel Balkenhol auf dem letzten der drei Pferde, die jeder Reiter im Finale mit Pferdewechsel präsentieren muss, einritt. Dieser letzte Ritt war der Entscheidende in dem spannenden Wettkampf – noch davor war unklar, wer in diesem Jahr das Dressurderby für sich entscheiden würde. 72,549 Gesamtpunkte (das ist der durchschnittliche Prozentsatz, der sich aus den drei Prüfungen ergibt) erreichte die Mannschafts-WM-Dritte von 2010. Anabel Balkenhol war auf jeden Fall diejenige mit der meisten Erfahrung: Zweimal bereits, 2011 und 2013, hatte sie es ins Finale geschafft, beide Male war es Rang zwei – diesmal nun der Sieg. Besonders schön für die 43-Jährige: Sie hatte die selbst gezogene Stute Rockefellers Cinderella an den Start gebracht, eine zwölfjährige Rubin Royal-Tochter.
Zu Beginn meinte es die Prüfung nicht gut mit ihr: Es goss in Strömen, die Regenschirme der Zuschauer irritierten die Stute, die noch wenig Grand Prix-Erfahrung hat – und schon gar keine in einer Prüfung mit Pferdewechsel. 74,941 Prozent gab es für den Auftritt mit dem eigenen Pferd, damit lag Balkenhol zunächst auf Rang drei. Mit sehr gefühlvollen Vorstellungen der beiden Fremdpferde jedoch hat sich Balkenhol stetig nach vorne gearbeitet. Auf dem Youngster der Prüfung, Mister X, zeigte sie eine Prüfung mit vielen Höhepunkten, guten Piaffen und Passagen, sauberen Wechseln und auf kleinem Grund gesprungenen Pirouetten. Auf Vitana, der 13-jährigen Stute von Morgan Barbançon Mestre, gelang es Balkenhol sogar, eine höhere Wertung zu erhalten als die Stammreiterin. Insgesamt schaffte es Balkenhol, alle drei Pferde in schöner, offener Silhouette mit dem Genick am höchsten Punkt zu zeigen – ein Faktor, den die Zuschauer mit Jubel und Pfiffen honorierten.
Einen großen Abstand hatte sich die Russin Inessa Merkulova mit dem Ritt auf ihrem eigenen Pferd verschafft – der erst elfjährige Mister X, ein Trakehner v. Egeus, zeigte eine fehlerfreie Leistung mit tollen Höhepunkten in den Piaffe- und Passage-Touren, 78,706 Punkte erhielt das Paar. Sieben Jahre ist Mister X bereits bei Merkulova, die in Moskau einen eigenen Stall mit fast 150 Pferden betreibt und international schon lange im Sport ist: Viermal vertrat sie bisher ihr Land bei Weltmeisterschaften – jetzt ist ihr großes Fernziel Olympia in Rio 2016. Ihr großer Vorsprung im Derbyfinale schmolz dahin, als die sympathische Russin die Pferde der Konkurrenten vorstellte – „ich habe so einen Pferdewechsel auch noch nie gemacht“, sagte sie. In den Einer- und Zweierwechseln auf Rockefellers Cinderella und auf Vitana, dem Pferd von Morgan Barbançon Mestre, hatte die 50-jährige Ausbilderin zu viele teure Fehler – und landete schlussendlich mit 69,275 Gesamtpunkten auf Rang drei.
So konnte sich die Spanierin Morgan Barbançon Mestre auf Platz zwei vorschieben. Die 22-Jährige hatte zum Derby ihr Zweitpferd Vitana mitgebracht, eine 13-jährige Donnerhall-Tochter. Erstpferd Painted Black ist langfristig eingeplant für die Europameisterschaft. Mestre, die mit ihrer Schwester einen Stall in Holland betreibt, trainiert seit zwei Jahren mit dem Dänen Andreas Helgstrand. Mit Vitana gelang ihr eine gute Runde, die eigene Bestleistung allerdings erreichte die Spanierin mit Mister X, dem Pferd von Inessa Merkulova, den sie in jeder Lektion der Prüfung gut vor sich hatte. Auf Rockefellers Cinderella hatte sie eine weitgehend korrekte Vorstellung, die allerdings etwas darunter litt, dass die Stute sich eng machte. Am Ende lag sie mit 71,569 Gesamtpunkten knapp einen Punkt in der Gesamtwertung hinter Anabel Balkenhol.
Das beste Pferd des diesjährigen Dressurderbys war mit Abstand Mister X, 76,804 Punkte brachte er zusammen – das zweitbeste Pferd, Vitana, erreichte 69,922. Dieses erst elfjährige Pferd, das seit seinem vierten Lebensjahr von niemand anderem als seiner Besitzerin Inessa Merkulova geritten wird („den darf noch nicht mal jemand anders Schritt reiten zu Hause“, sagte sie), zeigte sich sehr leistungswillig und arbeitsbereit, egal wer in seinem Sattel saß. Kein Wunder, dass er von allen drei Finalistinnen zum Lieblingspferd der Prüfung auserkoren wurde …
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