Ein Lichtblick war, auch wenn sie leistungsmäßig nicht an die Form der Deutschen Meisterschaft in Balve und des Nationenpreises von Hagen herankam, Kristina Bröring-Sprehe. Mit 79,743 Prozent schrammte sie knapp an 80 Prozent vorbei. Lediglich Richterin Anne Gribbons (USA) war nicht angetan von Desperados. 76,80 Prozent, Platz acht, dafür hatte die US-Jurorin Don Auriello von Tinne Vilhelmson-Silfven (insgesamt Platz zwölf, 75,157) auf Platz sechs, sie steht wohl mehr auf Vorderbeine als auf Rücken- und Hinterbeintätigkeit. Oder es lag an der Position am Viereck. Diese Erklärung für das teilweise chaotische Richten lieferte Chefrichter Eduard de Wolff van Westerrode. Man muss die Richter schon bewundern, wie sie immer wieder dieses Argument bringen. Wie hieß das bei dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht? „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“. So ähnlich im Tonfall klingt es auch bei den Dressurrichtern. Die werden morgen zusammen mit Trond Asmyr, dem Dressurdirektor des Weltreiterverbandes (FEI), zusammensitzen, die Notenbögen und die Videoaufzeichnungen diskutieren und analysieren. Nicht nur bei den Spitzenresultaten, auch im hinteren Bereich ging es munter durcheinander. Einzelrangierungen zwischen den Plätzen 26 und 59 oder 24 bis 56 dürften Stoff genug zur Aussprache bieten.
Desperados und Kristina Bröring-Sprehe starteten eindrucksvoll. Die Sonne begann unterzugehen, das Stadion war im Halbschatten und der De Niro-Sohn traversierte im Trab so, dass man Hoffnung haben konnte, es würde noch etwas mit der Titelverteidigung werden. 84,5 Prozent hätte das Paar dann erreichen müssen, persönliche Bestleistung. Doch schon in der ersten Piaffe gab es eine Taktstörung. „Despi war anders, er hat im Stadion aufgehört zu atmen. Eigentlich ist er ja immer sehr ,an‘, aber heute hat er die Löffel hängen lassen. Und es ist ja nicht so, dass man, je mehr man drückt dann auch den Gang nach vorne wieder herein bekommt“, so Kristina Bröring-Sprehe Dass der Rapphengst sich heute etwas bitten ließ kam überraschend. „Beim Abreiten war das noch nicht so,“ sagte Bröring-Sprehe, die übrigens in der kommenden Woche kirchlich heiraten wird. „Normalerweise reite ich hin zur Piaffe und dann muss ich nur noch sitzen. Heute war das anders“. Zu Piaffen, die nicht ganz im Rhythmus waren, gesellte sich dann noch ein Fehler in der Zickzack-Traversale im Galopp, und in den Passagen fußte der Rappe gelegentlich hakig im Hinterbein. Eine Schwäche, die in dieser Saison eigentlich kein Thema mehr gewesen war. Trotzdem ist „Tina auf Medaillenkurs“, wie Bundestrainerin Monica Theodorescu sagt. Motto: Blick nach vorn.
Wenn der Ritt von Michael Eilberg ein Fingerzeig für den Ablauf sein kann, dann wird es heute in Aachen sehr lustig oder wohl besser sehr grausam. Ein Richter gegen den Rest der Welt? 4.0 vonn Herrn de Wolff van Westerrode für Submission, 2x 1.0 für die Wechsel. Marakov hat doch nicht alle Wechsel versemmelt, oder?