Einen, den dem äußeren Anschein nach kaum etwas aus der Ruhe bringen kann, ist der niederländische Wallach Nip Tuck von Carl Hester. Der Wallach ist groß, ein wenig lang, bewegt sich schwungvoll, würde aber auf dem Bundeschampionat in der Trabverstärkung ausgebuht werden. „Barny“ ist aber solide ausgebildet, locker und ein Pferd, auf das man sich verlassen kann. Mit 77,003 Prozent kam das Paar auf Rang fünf. Sie lieferten genau das, was Seltenheitswert in den Tagen von Aachen hat: eine fehlerfreie Prüfung. Dabei ist auch Hester eingeschränkt. Nach dem Training am Mittwoch war er mit dem Wallach noch ein bisschen bummeln. Zügelschnalle in der Hand, Entspannung. Dann fiel einer Kellnerin ein Tablett voller Gläser herunter. Das brachte auch Barny aus dem Gleichgewicht und Hester landete mit dem Hintern auf Asphalt.
Besser als im Grand Prix ging der Hannoveraner Don Auriello v. Don Davidoff unter der Schwedin Tinne Vilhelmson-Silfvén. Die Platzziffern vier bis zwölf zeigten aber auch hier eine unausgegorene Richtermeinung. Mit 76,148 Prozent lag das Paar auf dem sechsten Rang noch vor Isabell Werth mit Don Johnson. Der Don Frederico-Sohn begann heute sehr gut. Er war vor allem stabiler in der Passage, wackelte weniger im Vorderbein. Bundestrainerin Monica Theodorescu sah es mit Zufriedenheit. „Wir haben im Vorfeld Ritte gefilmt und auch die Videos aus Hagen analysiert. Dann haben wir uns genau dieses Problems angenommen. Auch in den Piaffen hat Isabell das heute gut umgesetzt.“ Dafür gab es an anderer Stelle einen Aussetzer: Anstatt zur Traversale anzusetzen, parierte sie zum Schritt durch. Sie sprang anschließend vom Pferd: „Leck’ mich am Bein! So eine Scheiße!“ Werth übte Selbstkritik. „Das Pferd war super. Ich war zu doof, den richtigen Weg zu finden. Ich hab es dann mit Humor genommen, das kann man ja auch nicht ernst nehmen, dass ich mich nach 25 Jahren auf einem Championat verreite.“ Für ihren Jonny hatte sie nur lobende Worte: „Mit dem Pferd bin ich super zufrieden. Aber ich bin zu alt oder zu blond, suchen Sie sich was aus!“ 75,924 Prozent reichten für Rang sieben, als zweitbeste deutsche Reiterin. Mäzenin Madeleine Winter-Schulze feixte sich einen: „Meine Angst war, dass die Presse schreibt, jetzt schicken sie eine aufs Viereck, die die Aufgabe nicht kennt.“
„Echte Kommunikationsprobleme“ habe sie mit ihrem Pferd gehabt, gab Jessica von Bredow-Werndl nach ihrem Ritt zu Protokoll. Das berühmte Wechselbad der Gefühle machte die bayerisch-niederländische Kombination nicht nur deswegen durch, weil es aus Kübeln schüttete, als die beiden ins Stadion mussten.
Startnummer 43 beim Training für den GP Special – mit dem Ergebnis „unreitbar“
https://m.facebook.com/DeineStimmeGegenRollkur/photos/pb.461648053846246.-2207520000.1439678343./1077026048975107/?type=1&source=54&refid=17