Tag zwei bei den Europameisterschaften der Dressurreiter in Hagen. Isabell Werth und Weihegold sind in Führung gegangen. Mit ihrem Pferd war die erfolgreichste Reiterin aller Zeiten zufrieden, mit den Richtern nicht.
Isabell Werth erhielt 79,860 Prozent für ihre Vorstellung mit der 16-jährigen Don Schufro-Tochter Weihegold. Die Prüfung der beiden hatte Höhen und Tiefen. Zu ersteren gehörte beispielsweise das Halten und Rückwärtsrichten, die Zick-Zack-Traversalen und die zweite Pirouette sowie die Schlusslinie, auf der Weihegold ihr ganzes Können in Passagen und Piaffen demonstrierte.
Dem gegenüber stand zum einen der starke Trab, in dem Weihegold kaum Schub über den Rücken nach vorne entwickelte. Die Kraft aus dem Hinterbein, die die Passagen der Stute so herausragend macht, kam in den Trabverstärkungen nicht zum tragen. Ein weiterer Knackpunkt war der starke Schritt. Hier verhielt die Stute sich und entwickelte kaum Raumgriff, was extra teuer ist, da der Schritt doppelt zählt.
Isabell Werth fühlte sich nach ihrem Ritt ungerecht bewertet. Tatsächlich waren sich die Richter sehr uneinig in der Bewertung der Aufgabe. Chefrichterin Isabelle Judet (FRA) sah Isabell Werth mit 77,717 Prozenz nur auf Rang drei. Ihrer Meinung nach war der fragwürdige Ritt der Britin Charlotte Fry bislang der Beste. Die Dänin Susanne Baarup bei K hingegen gab Isabell Werth und Weihegold satte 81,848 Prozent. Bis auf Judet hatten aber alle anderen sechs Unparteiischen Werth an der Spitze.
Mit den Bewertungen war die Mannschaftsolympiasiegerin und Einzel-Zweite von Tokio allerdings nicht zufrieden: „77 Prozent sind für mich, das sage ich jetzt mal ganz deutlich, nicht nachvollziehbar. (…) Ich finde nicht, dass sie überbewertet worden ist, formulieren wir es mal so. Ich muss ganz ehrlich gestehen, das Pferd ist in den letzten zwei, drei Jahren aus keiner Prüfung außer in Paris im Grand Prix, wo alles durcheinander war, unter 80 Prozent rausgekommen. Und ich glaube nicht, dass das eine Prüfung war … Und von 77 bis 81 Prozent ist ja auch schonmal eine Spannweite. Das ist einfach meine Meinung und ich glaube, ich bin lange genug dabei, dass ich meine Meinung sagen kann, ohne dass es gleich als unsportlich oder die kann nicht verlieren ausgelegt wird. Ich komme aus der Prüfung und ich habe nach 30 Jahren ja doch ein Gefühl dafür, was war und was wie ausgesehen hat, das waren heute sicherlich keine 83 oder 85, aber das waren sicher irgendwo 80, 81 Prozent in meinen Augen. So, wie die Noten auch waren von einigen Richtern. Muss man mal die fragen, die das anders gesehen haben.“
Mit ihrer Vorstellung hat Isabell Werth Deutschland in der Mannschaftswertung wieder vor die Briten und die Dänen gebracht. Als letztes Paar geht um 14.15 Uhr Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera BB für Deutschland an den Start.
Kontestro punktet für Finnland und mehr
Bei manchen Mannschaften wie Finnland und Portugal sind bereits alle vier Reiter am Start gewesen. So kommt es, dass aktuell die Finnen die Mannschaftsergebnisliste anführen. Ihr vierter Mann, der in Deutschland beheimatete Henri Ruoste, und sein belgischer Contendro-Sohn Kontestro erhielten satte 77,314 Prozent und setzten sich damit in der Einzelwertung auf Rang drei. Für den Reiter dürfte das eine Genugtuung sein, nach einem verkorksten Grand Prix in Tokio, wo Kontestro total von der Rolle war. Heute spielte er seine imposanten Grundgangarten aus, war allerdings immer recht hoch und eng eingestellt.
Eine tolle Prüfung zeigten Schwedens Therese Nilshagen und der Oldenburger Dante Weltino v. Danone. Der 14-jährige Hengst begann mit viel Energie nach vorne in der ersten Trabverstärkung bei feinste Anlehnung, aber trotzdem noch mit Zug zur Hand. Diese positive Energie ging in der ersten Piaffe etwas verloren und auch die Passagen hat man schon kraftvoller gesehen. Doch Takt und Balance waren gegeben, auch in den Übergängen. Der starke Schritt war nicht der üppigste in Sachen Raumgriff, aber verglichen mit anderen im ziemlich guten Bereich. In der zweiten Piaffe-Passage-Tour kam Dante Weltino dann tendenziell hinter die treibenden Hilfen, aber Nilshagen konnte die Situationen managen, ohne dass es zu einem Lektionsfehler kam. In der Galopptour hatte sie den Hengst dann wieder vor sich. Es folgten gute Zweier, ein imposanter starker Galopp, gute Zick-Zack-Traversalen und gelungene Einerwechsel. Die erste Pirouette schien noch etwas groß, die zweite war ein Highlight. Nach einem tollen starken Trab folgte eine gelungene Schlusslinie, auf der die Piaffe die beste der ganzen Prüfung war. Ergebnis: 76,941 Prozent.
Spannende Mannschaftsentscheidung
In der Mannschaftswertung wird es nun spannend. Von den Mannschaften, die erst drei Reiter am Start hatten, liegt Deutschland auf Rang eins vor Großbritannien und Dänemark. Der dritte dänische Reiter, Daniel Bachmann Andersen, übertraf mit dem erst neunjährigen Marshall-Bell alle Erwartungen und erhielt mit 76,366 Prozent ein neues persönliches Bestergebnis.
Der dritte Brite, Carl Hester auf En Vogue, blieb mit 74,845 Prozent hingegen etwas unter seinen Möglichkeiten. Die Briten haben 152,516 Punkte, die Dänen 151,444 Punkte. Nun kommt es darauf an, was die Schlussreiterinnen der Mannschaften, Charlotte Dujardin auf Gio fürs Team GBR und Cathrine Dufour mit Bohemian für DEN, heute schaffen.
Alle Ergebnisse finden Sie hier.
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