Beim letzten Turnier seines Lebens in der Frankfurter Festhalle zeigte Isabell Werths Don Johnson alias „Johnny“ noch einmal, dass er eigentlich noch gar nicht zum alten Eisen gehört, auch wenn er sich jetzt verabschiedet.
Gespitzte Ohren, elastische Bewegungen und am Schluss seiner Kür drehte Johnny noch einmal richtig auf – nein, seine 17 Jahre merkt man Isabell Werths Don Johnson wirklich nicht an! Zum Abschluss seiner Karriere gewann er nach dem Grand Prix auch die Kür von Frankfurt.
Fast 14 Jahre lang waren er und Isabell Werth ein Team. Niemand wusste so recht, was die erfolgreichste Reiterin der Welt eigentlich gesehen hat in dem etwas unscheinbaren Braunen, der zwar über viel Bewegungspotenzial verfügte, aber zu allem eine eigene Meinung hatte und schon vom Exterieur her nicht unbedingt fürs große Viereck geboren zu sein schien. Johnny belehrte alle eines Besseren. Je älter er wurde, desto athletischer wurde er auch. Das zeigte er heute noch mal in seiner Kür. Sicher in der Passage fußte er mit dem einen Hinterbein etwas weiter unter als mit dem anderen. Aber die 82,845 Prozent, das einzige Ergebnis jenseits der magischen 80, waren alles andere als ein Abschiedsgeschenk der Richter, sondern sehr verdient.
Als er die Galopptour hinter sich hatte (wo er alles gab, als er im starken Galopp auf die Bande zufegte und quasi eine Vollbremsung machte, um dann eine gelungene Pirouette zu drehen), wechselte die Musik. Der Gassenhauer „Feliz Navidad“, also Frohe Weihnachten, tönte aus den Lautsprechern. Die Zuschauer begannen zu klatschen und Isabell Werth zelebrierte ihren Frechdachs Johnny noch einmal, nahm eine Hand vom Zügel und ritt Fächerpiaffe und Passagetraversalen einhändig. Dazu der Applaus des Publikums und ein Johnny, der es regelrecht zu genießen schien. Für die Nationalhymne müssen die Zuschauer aufgefordert werden, sich von ihren Plätzen zu erheben. Für Johnny gaben sie von sich aus Standing Ovations.
Aus dem Viereck in die Aktivrente
Johnny stand immer etwas im Schatten von Werths ganz großen Erfolgspferden. Aber er trug sowohl zum Mannschaftsgold bei den Europameisterschaften 2013 in Herning teil als auch zu Bronze bei der EM 2015 in Aachen. Daneben unterstützte er seine Stallkollegen und gewann „normale“ Grand Prix-Prüfungen in Serie.
Bei der Siegerehrung hatte Isabell Werth Tränen in den Augen. Und auch noch eine Stunde danach war sie bewegt: „Was wünscht man sich mehr, als ein Pferd so fit zu verabschieden? Dass das Publikum dieses Pferd so gefeiert hat, war wirklich nochmal ganz besonders. Vielen Dank dafür!“ Für Johnny steht nun Aktivrente auf dem Plan, denn ausschließlich auf der Weide zu stehen, wäre dem Temperamentsbolzen viel zu langweilig. Selbst eine die Olympiasiegerin brachte er mit seinen Bocksprüngen ja immer mal wieder in Wohnungsnot. Wer nun das Vergnügen mit ihm hat? „Bislang gibt es noch nicht so ganz viele, die ihn zuhause weiter reiten wollen. Aber ich bin sicher, er wird noch weiter durch die Gegend bocken!“
Faustus vor Boston
Während das älteste Pferd der Prüfung seinen letzten Sieg feierte, hat das jüngste Pferd auf Rang zwei seine gesamte Karriere noch vor sich: Dorothee Schneiders elfjähriger Hannoveraner Faustus v. Falsterbo-Forrest xx. In Stuttgart war der wunderschöne Wallach weit unter seinen Möglichkeiten geblieben. Seine heutige Kür war zwar nicht ganz fehlerfrei – unter anderem gab es bei den ersten Passage-Piaffe-Übergängen Stockungen und auf der ersten Linie mit den Zweierwechseln schlich sich ein Fehler ein. Aber Faustus fand mehr und mehr zu sich und kam zunehmend besser in Fluss. Kurz: Er zog wieder durch! 78,785 Prozent waren der Lohn.
Dorothee Schneider erklärte: „Dieses Pferd ist sehr, sehr besonders! Er kann alles wirklich toll, aber er verkauft sich in der Prüfung immer etwas unter Wert. Da zeigt er höchstens 40 bis 50 Prozent dessen, was er eigentlich kann. Ich glaub, heute in der Kür hat er es genossen, sich zu präsentieren. Das ist toll, denn wenn er das schafft, ist er genial!“ Faustus sei kein guckiges Pferd oder eines, das heiß und spannig wird in einer großen Kulisse. „Er ist eher einer, der sich dann hinter mir verstecken möchte, sehr introvertiert.“ Insofern war das heute sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Recht knapp geschlagen geben musste sich der KWPN-Hengst Boston v. Johnson-Partout unter Matthias Bouten mit 78,195 Prozent. Die beiden hatten ja gerade die Küren in Oldenburg und München für sich entscheiden können und es scheint, dass der 13-jährige Hengst in der Form seines Lebens ist. Matthias Bouten: „Ich bin unheimlich stolz auf dieses Pferd, wie er sich entwickelt hat. Das spricht für sein Interieur und seinen Charakter. Ich habe mit ihm im internationalen Sport wieder Fuß fassen können, das ist für mich toll!“
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