Der CDI4* Grand Prix Aachen 2023 war eine jene Prüfungen zum Beginn eines Turniers, bei dem die Richter sich wohl erst einmal „eingrooven“ mussten. Dabei wäre es manchmal doch ganz einfach: das richten, was man sieht. Und nicht den Namen, den man hört. Dessen ungeachtet gewann Frederic Wandres die Prüfung hochverdient mit Duke of Britain. Fünf Deutsche kamen unter die Top 10.
Frederic Wandres zeigte im CDI4* Grand Prix Aachen 2023 mit dem Hannoveraner Duke of Britain Piaffen, die schlicht und einfach so waren, wie sie sein sollen. Ausbalanciert, fleißig, gleichmäßig auf der Stelle. Echte Versammlung, so, wie es sein soll. Die erste Trabverstärkung war die schwächste Lektion des Paars. Die Galopptour gelang nahezu ohne Fehler, einzig die 15 fliegenden Galoppwechsel auf der Diagonalen hätten früher beginnen sollen, da klemmte einmal die Bordelektronik. Mit 76,935 Prozent und einer recht gleichmäßigen Beurteilung durch die Jury war das klar Platz eins.
Weltmeisterin Charlotte Fry (GBR) ritt im CDI4* Grand Prix Aachen 2023 den Fuchs Lars van den Hoederheide. Der belgische Negro-Sohn hat sich bei der Verteilung von Charme nicht eben vorgedrängelt. Was ihm nicht anzulasten ist. Wohl aber die nahezu in jeder Lektion hohe Kruppe, deutlich sichtbar schon in der ersten Trabverstärkung. Das Pferd ging mit wenig Selbsthaltung, die Piaffen ließen Hankenbeugung vermissen, wurden dafür aber gleichmäßig abgespult. Der versammelte Schritt wurde angesichts Taktproblemen noch recht generös beurteilt (6,8). In der Zick Zack-Traversale wünschte man sich mehr Biegung, den Pirouetten mehr Schwung und klaren Galoppsprung. Dem dänischen Richter Kurt Christensen schien das richtig gut zu gefallen. Er landete bei 77,283 Prozent (Platz eins), es gab aber auch eine Note um die 73 Prozent.
Zwei Hünen im CDI4* Grand Prix Aachen 2023
Platz drei gab es für zwei Hochaufgeschossene. Den Dänen Daniel Bachmann Andersen und den 1,90-Meter-Westfalen Vayron. Die beiden gingen das fünfte Mal gemeinsam in einem internationalen Grand Prix an den Start. Nach dem dritten Platz in Hagen im Frühjahr hatte der Däne schon von Vayron geschwärmt. Warum, das konnte man heute phasenweise sehen. Der Vitalis-Sohn hat einige Momente, die zeigen: Die Großen sind die für die großartigen Momente. Etwa in den Traversalen, den starken Tempi und auch in Passagen und Übergängen aus bzw. in die Piaffe. Das Paar begann im 78-Prozent-Bereich. Teuer waren die komplett misslungenen Zweierwechsel, die Vayron riesengroß begann, das konnte nicht klappen.
Bemerkenswert aber, wie Bachmann Andersen die letzten Wechsel auf der Diagonalen dann noch klein und fehlerfrei hinbekam. Die Note war dahin, der Lerneffekt aber gegeben. Die Pirouetten dürften auch noch aktiver gesprungen werden. Angesichts der Riesenübersetzung des Westfalen sicherlich kein einfaches Unterfangen. Mit 75,131 Prozent (mit Einzelnoten von 71,522 bis 76,739 Prozent) war es eine persönliche Bestleistung im Grand Prix für das Paar.
Besser als in Balve
Noch besser als bei den Deutschen Meisterschaften in Balve konnte Matthias Alexander Rath den Totilas-Sohn Thiago präsentieren. Alles was mehr oder weniger auf der Stelle gefordert ist, Piaffen und Pirouetten, sowie Passagen sind dem Nachkommen der Grand Prix Stute Wahjama in die Wiege gelegt. Allerdings gibt es im versammelten Schritt, Viertakt!?, deutliche Abstriche. 74,87 Prozent waren der Lohn für die Vorstellung, Platz vier.
Fünfte wurde Isabell Werth mit Emilio, dessen Abschiedstournee ja nun eingeläutet ist. Die Anlehnung war zum Auftakt unstet im Genick, der versammelte Schritt ein langsames Unterfangen. Außerdem gab es Fehler im Galopp in den Zweierwechseln, 74,283 Prozent.
Ebenfalls mit einer nicht fehlerfreien Galopptour kam die Dänin Nana Skodborg Merrald mit Don Olymbrio in Ziel. 74,218 Prozent für das Paar aus dem Gestüt Blue Hors und damit Rang sechs.
Klasse Debüt
Zwei deutsche Aachen-Debütantinnen schlugen sich wacker im Dressurstadion, beide lieferten persönliche Bestleistungen ab. Katharina Hemmer und der Oldenburger Denoix, Vierte der Kür bei den Deutschen Meisterschaften, hatten Höhepunkte in einige Piaffen und Übergängen. Insgesamt hätte der Destano-Sohn noch etwas frischer sein dürfen. In der Galopptour rutsche das Genick ab, sodass die Nase nicht mehr konstant vor der Senkrechten war. Das rächte sich zum Ende des Galopps in der Pirouette. Die verlief nicht nach Plan, 5,3 – bei der in zweifacher Wertung in die Note einfließenden Lektion ist das extra teuer. Das Fleyenhof-Duo wurde Siebter (72,869).
Bianca Nowag-Aulenbrock und die Foundation-Tochter Florine hatten in der ersten Piaffe Rhythmus-Probleme. Aber danach lieferten die beiden ab. Nahezu vorbildlich das Rückwärtsrichten, der starke Schritt ist das Manko der großen Fuchsstute (6,7). Ihre Highlights: Präzision, gerade fliegende Galoppwechsel, zentrierte Pirouetten – 72,087 Prozent, persönliche Bestleistung in einer internationalen Prüfung, Platz acht.
Neunte wurde die für Luxemburg reitende gebürtige Dänin Fie Skarsoe mit ihrem Lusitano Imperador dos Cedros mit einem halben Punkt weniger als Nowag Aulenbrock.
Der dänische Pferdehändler Andreas Helgstrand und Queenpark’s Wendy wurden Zehnte. Die Vorstellung mit Trabverstärkungen, die unelastisch im Hinterbein waren, einem rechten Vorderbein, das beim Rückwärtsrichten durch den Sand gezogen statt angehoben zu werden, nicht immer klar diagonal gefußten Piaffen und Fehlern in Galopplektionen wurde recht unterschiedlich wahrgenommen. Von den Platzziffern sechs bis 18 reichten die Noten.
Die Ergebnisse des CDI4* Grand Prix Aachen 2023 findet man auf der Homepage des CHIO Aachen.
Morgen steht der Nationenpreis Grand Prix im Rahmen der CDIO5*-Tour ab neun Uhr auf dem Programm. Die deutschen Teilnehmer starten in der Reihenfolge Isabell Werth und Quantaz (9.45 Uhr), Frederic Wandres und Bluetooth OLD (11.29 Uhr), Sönke Rothenberger und Fendi (14.03 Uhr) und Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera (15.29 Uhr).
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