Auch jenseits des Ärmelkanals kann „Pumpkin“, Gio, das neue Grand Prix-Pferd der Britin Charlotte Dujardin im Grand Prix bestehen. Das haben heute beide in Hagen unter Beweis gestellt.
Sonne von oben, ein frischer Wind – Hagen heißt die Reiterinnen und Reiter willkommen in der grünen Saison. Zwei Grand Prix Prüfungen auf Vier-Sterne-Niveau sind ausgeschrieben. Morgen geht es ab acht Uhr morgens um die Qualifikation zum Grand Prix Special mit unter anderem Isabell Werth/Quantaz, Jessica von Bredow-Werndl/Dalera, Hubertus Schmidt/Escolar, Benjamin Werndl/Daily Mirror und Helen Langehanenberg/Annabelle.
Auch der dänische Pferdehändler Andreas Helgstrand wird mit Ex-Jungpferde-Weltmeisterin Fiontoni an den Start gehen. Heute gingen die ins Viereck, die morgen Abend Kür reiten wollen. Aus dem deutschen Kader war das niemand außer Fredric Wandres. Dafür aber Hochkaräter mit Olympia-Ambitionen. Allen voran die Britin Charlotte Dujardin, in Tokio ja Titelverteidigerin. Sie hat Hagen ausgesucht, um erstmals den in Großbritannien hoch bewerteten Fuchs Gio v. Apache international auf dem Kontinent vorzustellen.
Charlotte Dujardin – der nächste High Potential
„Pumpkin“, Kürbis, heißt der kleine niederländische Wallach im Stall von Carl Hester. Über 80 Prozent hat er in UK schon bekommen. Nun also die Premiere jenseits der insularen Euphorie. Der Apache-Sohn piaffiert mit hoch abfußendem Hinterbein. Das gab Punkte. In den Trabtraversalen kreuzte der Fuchs weit. Im Galopp wünschte man sich eine tiefere Kruppe und einen klareren Dreitakt. Charlotte Dujardins ganze Routine zahlte sich aus, als „Pumpkin“ in den fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung beinahe einen Fehler hatte. Unerschrocken legte sie in den Wechseln noch mal an Tempo zu und rettete sich über die Diagonale. Das sympathische Paar kam auf 78,761 Prozent – Sieg!
Mit einer rundum reellen Runde setzte sich Fredric Wandres mit seinem Duke of Britain an zweite Position. Entspannt im Schritt, regelmäßig mit pendelndem Schweif in der Piaffe, akzentuiert in der Passage, fleißig und bergauf in den Serienwechseln, zentriert in den Galopppirouetten. Das Paar kennt sich, mag sich, das sieht man: 75,957 Prozent, Platz zwei.
Routinier mit neuer Reiterin: Zack
Im Gestüt Blue Hors in Dänemark ist Nanna Skodborg Merrald nun die Reiterin Nummer eins. Mit dem Stempelhengst Blue Hors Zack darf sie durchaus nach Tokio schielen. Der 17-jährige Hengst machte einen blendenden Eindruck. Er trabte locker und schwungvoll, brillierte in Piaffen und Passagen. Nur zweimal waren die beiden nicht einer Meinung: In den fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen und in den Zick-Zack-Traversalen, da kam ein fliegender Wechsel einen Galoppsprung zu früh. Letztere gehen in doppelter Wertung ins Protokoll ein. Das ist teuer! Gerade einmal fünf Punkte trennten das dänische Duo von Wandres (75,739).
Zacks ehemaliger Reiter Daniel Bachmann Andersen, der Carso’ni, einem 15-jährigen Dänen, der in Hagen erst den vierten Grand Prix seiner Laufbahn ging (Platz neun, 71,37), gratulierte Nanna Skodborg Merrald herzlich, die freute sich sichtlich.
Starke Skandinavier in Hagen
Der imposante, aber nie ganz spannungsfrei gehende Kontestro Db v. Contendro brachte die Jury vor die größten Schwierigkeiten. Wie beurteilt man den etwas derben Wallach, der mit viel Ausdruck im Vorderbein passagiert, hinten aber manchmal deutlich schneller abfußen müsste? Eine Richterin war bei couragierten 77,826 Prozent, Peter Holler, Chefrichter bei C, sah Henri Ruoste und Kontestro Db bei 70,87 Prozent. In Summe waren es 74,935 Prozent für den Finnen, Platz vier.
Fünfte wurde die Britin Charlotte Fry, die in den Niederlanden reitet. Der Hengst Everdale ging mit hoch aufgerichtetem Hals, der sich eigentlich auch in keiner Lektion irgendwie in der Haltung änderte. Der daraus resultierende feste Rücken ließ die Passage-Noten in die Höhe schnellen. Bereits im starken Schritt fußte der Rapphengst vorne kurz/lang und auch nicht immer im klaren Viertakt. Doch auch hier gab es noch von einem Richter eine 7,5. Die Spannung mündete dann in ein Anzackeln im versammelten Schritt (73,804).
Eineinhalb Punkte hinter Fry kam Carina Scholz, junge Mutter aus Warendorf, mit ihrem Nummer eins Pferd Tarantino auf den sechsten Rang (73,739). 72,804 Prozent erhielt der Schwede Patrik Kittel, dessen Delaunay schon frischere Tage hatte. In den Trabverstärkungen kam es auf optimalem Boden zu deutlichen, regelmäßigen Taktproblemen vorne. Noch ein „Routinier“ meldete sich zurück. Der zähe Mister X und die Russin Inessa Merkulova können nach wie vor eins: Piaffen wie eine Spieluhr – aufziehen und laufen lassen, ein Tritt wie der andere. Der 17-jährige, vielfache Weltcup-Finalist erzielte 71,587 Prozent (Platz acht). Damit lag er vor Daniel Bachmann Andersen, der Carso’ni bewusst nicht voll ausritt. „Wir müssen uns noch im Viereck kennenlernen, da soll er Vertrauen zu mir bekommen.“
Auch die Letztplatzierte kommt aus Skandinavien, zumindest ursprünglich. Die Finnin Emma Kanerva, jetzt in Stade an der Elbe zuhause, ritt den Danone II-Sohn Dambacu Nl sicher durch die Prüfung, die Piaffen schwankten leicht. Der Braune ist auch keiner, der die Lampen austritt. Aber locker und geschmeidig absolvierten die beiden die Aufgabe (70,761).
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