Beim Grand Prix Special in Balve sind heute die ersten deutschen Meistertitel 2021 bei den Senioren vergeben worden. Jessica von Bredow-Werndl verteidigte den Titel vom Vorjahr, Isabell Werth zeigte Bella Rose verbessert und Quantaz in Championatsform. Dorothee Schneider hatte einen „Wechselwurm“.
Jessica von Bredow-Werndl und Dalera gingen als Titelverteidigerinnen ins Viereck. Und sie lieferten ab. Als drittletztes Paar hatten sie die Konkurrenz buchstäblich im Nacken. Sie knüpften zu Beginn der Prüfung da an, wo sie gestern im Grand Prix aufgehört hatten: Tänzerisch leichte Passagen, weit kreuzende Trabtraversalen, das Pferd immer vor den treibenden Hilfen. Lang im Hals im starken Schritt, im versammelten Schritt war der Viertakt vor der ersten Piaffe nicht mehr ganz klar. Die Piaffe selbst gelang gut, die zweite war dann richtig gut, stabiler noch als die erste, mit nahezu perfekten Übergängen zwischen Passagen und Piaffe.
Das anschließende Angaloppieren aus der Passage verlief nicht präzise.„Ich habe es ein bisschen spannender gemacht als gestern. Dalera ist toll drauf, da kann man nur glücklich sein“. Aber die neue Deutsche Meisterin weiß auch: „So am Schnürchen wie gestern war es nicht. Aber abgesehen von den beiden Hickups bin ich glücklich. Kraftvoll und leicht zugleich, das ist eine Kombination, die unbeschreiblich ist vom Gefühl her.“
Die Zweierwechsel waren auf Sicherheit angelegt, die 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung leicht schwankend. Weitere Highlights waren die Pirouetten, sehr sicher, zentriert und ausbalanciert. Der letzte starke Trab war zögernd in der Einleitung. Und am Ende war dann noch mal Höchstnoten-Vergabe angesagt für die letzte Piaffe und Passage. 84,883 Prozent – persönliche Bestleistung, mal wieder. Und: Titel verteidigt!
Bella Rose: besser als gestern
Bella Rose und Isabell Werth gingen als letztes Starterpaar ins Viereck. Die Stute frisch geschoren, mehr Bronze- als Goldfuchs. Aber das sollte kein Vorzeichen sein. Die amtierenden Welt- und Europameister begannen mit einem Taktfehler im ersten, eiligen starken Trab, dann erschrak die Westfalenstute sich einmal an der kurzen Seite. Danach aber begann das Punkten: Die Traversalen gut, nach sicherem starken Schritt eine gleichmäßige Piaffe, die zweite dann in „Bella-Qualität“, fließende Übergänge, aktiv, dynamisch, auf der Stelle.
In der Galopptour zum Beginn sichere Zweierwechsel, dann ein Fehler nach dem 13. Einerwechsel auf der Diagonalen. „Ist wie im Springen, das ist erst nach dem letzten Sprung zu Ende, da war ich schon zu Hause“, so Werth. Sie schüttelte einmal den Kopf und gab dann Gas: starker Galopp mit viel Risiko. In der ersten Pirouette hätte man sich mehr Lastaufnahme gewünscht. Die neun Einerwechsel zwischen den Pirouetten waren sicher, die letzte Piaffe und Passagen Weltklasse. Am Ende 83,902 Prozent, Silbermedaille im Grand Prix Special in Balve 2021. Die Urteile der Juroren lagen zwischen 81,373 und 86,471 Prozent. „Das war schon runder als gestern, jetzt noch etwas Kraft gewinnen und zwei, drei Prüfungen, dann stimmt die Form“, blickt Werth nach vorne gen Olympische Spiele in Tokio. Dort geht es in weniger als 50 Tagen um die Medaillen.
Quantaz und Isabell Werth: Zweitpferd?
Championatspferd? Championatspferd!! Mit zwei Ausrufezeichen, mindestens. Der DSP-Wallach Quantaz und Isabell Werth zeigten heute im Grand Prix Special in Balve eine Prüfung, die einem Zweitpferd nicht würdig war. Also nicht die Prüfung, sondern der Begriff „Zweitpferd“. Der Braune brillierte im versammelten Trab mit tollem Seitenbild. Das sah schon gut aus, in der Passage sah es dann aber richtig gut aus. Zweimal forderte Isabell Werth den Hengst auf. Eine Neun ist nicht genug, so die Devise. Der Quaterback-Sohn passagierte mit viel Kadenz und tollem Aushaltemoment. Die Trabtraversalen legte Werth nicht mit zu viel Tempo an, versammelt und schwingend arbeitete der Brandenburger durch den Körper, konstanter in der Anlehnung als noch in München. Alle drei Piaffen waren energisch, am Punkt und gleichmäßig. Selbst als Quantaz zwischenzeitlich abschnaubte, hielt er den Takt.
Im starken Schritt ging der Hengst vom Fleck weg entspannt. Das ganz große Schreiten aus der Schulter ist ihm nicht gegeben, aber die anderen Kriterien erfüllt er. In der Galopptour weiß man nicht, was man zuerst loben soll – die super Pirouetten des Elfjährigen, seine schon sehr geraden und ausbalancierten fliegenden Galoppwechsel zu zwei Tempi und von Sprung zu Sprung? Lediglich ein Taktfehler im letzten starken Trab kostete ein paar Pünktchen. „Braav“ ertönte es nach dem Gruß zum Abschluss. Knallrot aber mit breitem Lächeln verließ die beste Dressurreiterin der Welt das Viereck im schwülen Talkessel am Schloss Wocklum. 83,49 Prozent, jede andere Nation würde sich nach solch einem „Zweitpferd“ die Finger lecken. Die Prüfung seines bisherigen Lebens? „Ja, keine Frage!“ 83,49 Prozent – das wäre Bronze, aber da Isabell Werth bereits eine Medaille hat, ging Bronze an Dorothee Schneider.
Dorothee Schneider und Showtime: mit „Wechselwurm“
Kein Pferd trabt so locker und schwungvoll ins Viereck wie Showtime! Das erste Drittel dieses Grand Prix Special in Balve war einfach nur wow! Im dynamischen starken Trab die Nase klar an der Senkrechten. Stabil in der Anlehnung in den gut gebogenen und herrlich kadenziert vorgetragenen Trabtraversalen. Das Pferd stets leicht an der Hand, zufrieden kauend. Die Passage von selten gesehener Qualität, dann punktete Showtime auch fleißig im starken Schritt. Bis zum starken Schritt hatte das paar lediglich zweimal eine 7,5, selten eine 8 und häufig eine 9 sowie dreimal die Idealnote 10,0 im Protokoll.
Vor der ersten Piaffe gab es einen Holperer bei den ersten Tritten. Die zweite Piaffe war besser. Aber an Dalera und Bella Rose kommt der Sandro Hit-Sohn in dieser Lektion nicht heran. Teuer waren dann Fehler in der Galopptour: Der Fehler in den Zweierwechseln, sah beinahe nach einem Reiterfehler aus – ob da der Schmerz des Schlüsselbeinbruchs einer präziseren Hilfengebung im Weg stand? „Ich will das nicht auf mein Schlüsselbein schieben“, sagt Dorothee Schneider danach. Auch die 15 Einerwechsel gelangen nicht, der starke Galopp war dann wieder gut. Es folgte eine sehr sichere erste Pirouette, dann gute neun Einerwechsel und eine tolle Rechtspirouette mit klarem Sprung im Hinterbein.
Auch mit Faustus (siehe unten) gab es in den Galoppwechseln ein Problem. „Die beiden haben wohl ‘nen Wechselwurm von zuhause mitgebracht“, mutmaßt die Bronzemedaillengewinnerin. Sie müsse an sich arbeiten, analysieren. „Fehler sollte man vermeiden“. Und die Fehler sucht sie nicht bei den Pferden, im Gegenteil. „Die beiden haben es mir leicht gemacht, wieder aufs Pferd zu kommen“. 80,274 Prozent.
Fast 78 Prozent für Helen Langehanenberg und Annabelle
Um einen Platz im Olympiateam kämpft auch noch Helen Langehanenberg mit „Mausi“, offiziell Annabelle v. Conteur: In den Passagen kann die riesige Holsteiner Stute ihre Herkunft nicht verleugnen. Mit viel Knieaktion, so wie einst die Arbeitspferde in den schweren Böden der Elbmarschen, zieht sie ihre Runden. Dabei schwingt sie über den Rücken. Im starken Trab kommt ihr der Holsteiner Ablauf nicht ganz so entgegen. Da wünschte man sich bei den Reprisen zu Beginn der Prüfung mitunter noch mehr Rückentätigkeit. Der letzte starke Trab war dann aber deutlich schwungvoller.
Im Galopp ist die bei Brillenkönig Fielmann gezüchtete Stute dann wieder voll Holsteiner: Riesengroß in der Verstärkung, in den Serienwechseln könnte sie im Hinterbein noch etwas lockerer springen. „Mausi“ ist ein Pferd, das arbeiten will. Und Last aufnehmen. Damit macht sie sich manchmal das Leben selbst schwerer als es sein müsste. In den Piaffen tritt sie auf kleinster Fläche, dabei kommt das Vorderbein in einen 30-Grad Winkel zum Erdboden. Und auch in den Pirouetten „faltet“ sich Mausi schier zusammen. Dadurch wurde die Anlehnung etwas wackelig in der Piaffe. Platz fünf, 77,804 Prozent – die beiden zählen zu den Shooting Stars des Jahres. Die Noten reichten von 76,2 bis 80,196 Prozent.
Ken und Ben aus Aubenhausen im Grand Prix Special von Balve
Bei Daily Mirror, Stallname „Ken“, und Benjamin Werndl wünschte man sich im Grand Prix Special in Balve im starken Trab phasenweise etwas mehr Übertritt und einen längeren Hals, sprich deutlichere Rahmenerweiterung. Die Passagen waren das Highlight des Ritts. Und natürlich der starke Schritt. Die erste Piaffe ritt Werndl deutlich im Vorwärts und mit zunehmender Trittzahl wurde Ken langsamer im Abfußen, hielt aber den Rhythmus. Die zweite Piaffe gelang etwas besser. Sehr schöne fliegende Galoppwechsel zu zwei Sprüngen, genauso die 15 Einerwechsel. Beide Pirouetten etwas gedreht, da wünschte man sich ein deutlicheres Abspringen der Hinterbeine, so dass der Galoppcharakter voll erhalten bleibt. Die letzte Piaffe war die beste der drei gezeigten, auch wenn der Westfale dabei einmal kurz in der Anlehnung „wackelte“. 77,569 Prozent, Platz sechs.
Dorothee Schneider und Faustus zeigten eine wunderbare Prüfung. Der Hannoveraner war geschmeidig in den Tempounterschieden, im Vorwärts wie im Seitwärts. Er piaffierte sicher und passagierte mit viel Ausdruck. Im starken Schritt zählt er stets zu den besseren Pferden im Teilnehmerfeld, im starken wie im versammelten Tempo. Doch die 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung misslangen total. Erst zum Schluss war der Hannoveraner bereit, die von seiner Reiterin gewünschten Einerwechsel zu zeigen. 76,922 Prozent, Platz sieben.
Achte wurde Carina Scholz mit Tarantino, deren solide Runde auf 76,686 Prozent kam. Im 76-Prozent-Bereich herrschte ein gewisser Andrang. Hubertus Schmidt und Escolar, der heute in den Piaffen wenig Energie zeigte wurde mit 76,353 Prozent Neunter. Dahinter landete Fredric Wandres mit Duke of Britain (76,235) für eine gehorsame Runde mit einem Fehler in den Zweierwechseln, in denen der Fuchs einmal beidbeinig gesprungen war
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