Die ersten Tickets für das Louisdor-Preis Finale 2021 sind vergeben. Doch es sind nicht nur die beiden vorne Platzierten der Horses & Dreams in Hagen, die man für die Zukunft im Auge haben sollte.
Der Sieg in der Louisdor-Preis Qualifikation von Hagen ging mit 74,674 Prozent an Patrik Kittels schwedische Stallreiterin Malin Wahlkamp-Nilsson im Sattel des Oldenburger Wallachs Dedale de Hus v. Don Juan de Hus. Sie hatten ja auch gestern schon die Nase vorn gehabt, mussten sich den Sieg allerdings mit dem Oldenburger Hengst Morricone unter Lena Waldmann teilen, der heute aber von Anfang an nicht mehr antreten sollte.
Dedale de Hus besticht mit seiner enormen Schulterfreiheit, die besonders in den Trabverstärkungen beeindruckend zur Geltung kommt – allerdings nicht immer mit korrespondierendem Engagement der Hinterhand. Über weite Teile der Aufgabe präsentierte Wahlkamp-Nilsson den Rappen in schönem Seitenbild mit feiner Anlehnung. In den Traversalverschiebungen kippte er ihr leicht hinter die Senkrechte, aber alles in allem gelang die Trabtour gut. Für Piaffe und Passage bringt Dedale de Hus viel Talent mit, alles in sicherem Rhythmus und sehr elastisch, doch auch hier könnte das Hinterbein noch weiter unter den Schwerpunkt fußen.
Die Schritttour war sowohl im starken als auch im versammelten Tempo sicher geregelt und losgelassen. Die Galopptour begannen sie mit einer mutig nach vorn gerittenen Verstärkung. Beide Pirouetten waren ausreichend gesetzt und gut ausbalanciert, die Zweierwechsel sicher durchgesprungen. Das gilt auch für die Einer, wobei man sich auch bei den Wechseln wünschte, dass das Hinterbein weiter unter den Schwerpunkt springt. Auch die letzte Mittellinie, auf der dann noch mal Passage und Piaffe gefragt sind, brachten sie sicher nach Hause. Alles in allem eine fehlerfrei und schön gerittene Runde.
Die Kommentatorin, Fünf-Sterne-Richterin Ulrike Nivelle, hätte anscheinend am liebsten gleich ein Angebot für Dedale de Hus abgegeben: „Da kann man nur gratulieren! Ein Pferd mit ganz viel Vermögen für den großen Dressursport! Wir sind hier voll des Lobes, da kommt ein bisschen Neidfaktor auf.“ Auch sie ging noch mal auf das feine Reiten von Malin Wahlkamp-Nilsson ein, das auch schon mit ihrem anderen Pferd aufgefallen war, dem letztendlich Viertplatzierten Württemberger Amplemento (72,419). Einen Verbesserungsvorschlag hatte Nivelle allerdings auch: mehr Selbsthaltung im Galopp.
Malin Wahlkamp-Nilsson war verständlicherweise überglücklich und schwärmte: „Er hat von gestern auf heute noch eine Schippe draufgelegt. Der hat da so einen Spaß dran, das ist der Hammer, ihn im Viereck zu reiten!“
Gib mir fünf!
Gestern noch Fünfte, heute mit 72,605 Prozent und Platz zwei das Ticket fürs Finale in der Tasche –Anabel Balkenhol hatte selbst nicht damit gerechnet, dass ihr zehnjähriger Hannoveraner High Five v. Hohenstein gleich im ersten Anlauf einen der begehrten Plätze für den Louisdor Preis löst. Tatsächlich hat sie mit dem braunen Kraftpaket ein imposantes Pferd mit viel Talent für Piaffe und Passage und keinen nennenswerten Schwächen. Auch die Schritttour war heute viel besser als gestern.
Die beiden begannen mit einer imposanten Trabverstärkung, die von echter Rahmenerweiterung lebte, wie sie nur zustande kommt, wenn Schub- und Tragkraft gleichmäßig gut ausgebildet sind und das Pferd sich reell selbst trägt. Das zeigte sich auch im weiteren Verlauf der Prüfung, wenngleich der Wallach sich beim letzten Umstellen in den Zick-Zack-Traversalen leicht verkantete. Gelungen die Piaffe- und Passagetouren mit Lastaufnahme, schwingendem Rücken und gleichmäßigem Rhythmus. Auch im Galopp: tolle Verstärkung, sichere Rückführung. Dann eine gut gesetzte und ausbalancierte Linkspirouette und schnurgerade nach vorne durchgesprungene Zweierwechsel. Auch die Rechtspirouette gelingt, die Einerwechsel begann High Five dann allerdings mit hoher Kruppe, was über die Diagonale besser wurde. Allerdings schwankte er hier noch. Auf der letzten Mittellinie dann ein ärgerliches Missverständnis, als High Five aus der Passage erst durchparierte, aber dann doch wie eigentlich vorgesehen piaffierte. Das war teuer.
Dennoch, wie Ulrike Nivelle schwärmte: „Ein sehr ausdrucksvolles Pferd mit viel Power und Energie und drei sehr guten Grundgangarten!“ Auch sie bedauerte das Missverständnis auf der letzten Linie, lobte aber vor allem das Gerittensein des Wallachs: „Anabel hat die Pferde immer.in sehr guter Anlehnung. Man sieht dem Pferd die klassische Ausbildung an, dass man es dem Pferd auf die richtige Art beigebracht hat.“
Kein Wunder, sagt Anabel Balkenhol: „Das liegt an meinem Vater (Klaus Balkenhol, Anm. d. Red.). Von klein auf bekam ich immer wieder gepredigt, wie wichtig es ist, dass die Pferde die Nase vor der Senkrechten haben.“
„Schumi“ auf Rang drei
Gestern war es noch ihre Vitalis-Stute Valencia As, die Fabienne Müller-Lütkemeier eine weiße Schleife für Rang drei beschert hatte, heute war ihr Stallkollege Valesco an der Reihe, der ebenfalls von Vitalis abstammt und mit 72,465 Prozent bedacht worden war. „Im Stall nennen wir ihn Schumi, weil er immer Vollgas nach vorne geht“, verriet die Reiterin später in ihrem Kommentar. Das kann man wohl sagen! Womöglich wird er deshalb in den Trabverstärkungen auch noch ziemlich eng, weil die Reiterin da seinen Eifer etwas im Zaum halten muss. In den Lektionen höchster Versammlung begeistert der Fuchs mit seinem energisch unter den Schwerpunkt arbeitenden Hinterbein, Takt und Elastizität. Allerdings kostet ihn das wohl noch ziemlich Kraft, wie das laute Zähneknirschen und das mitunter zweimal auffußende rechte Hinterbein vermuten lassen.
Nach guter Schritttour glänzte Valesco im Galopp mit einer gut ausbalancierten Linkspirouette und schön herausgearbeiteten Zweierwechseln. Die zweite Pirouette war auch gut, die einer Wechsel ausdrucksvoll und mit Power nach vorne-oben gesprungen, müssten aber noch gerader werden. Doch alles in allem kann man hier die Engländer zitieren, die bei so einem Pferd sagen: One to watch!
Das sieht auch Ulrike Nivelle so: „Man darf der Reiterin zu so einem tollen Pferd gratulieren“ Der bringt so viel mit für den Grand Prix-Sport! Da kamen wir ein bisschen ins Schwärmen.“ Sie ist überzeugt, „Das eine oder andere Schwanken“, das heute eine höhere Bewertung verhindert hat, könne man gut korrigieren.
Mit Valencia As hatte Fabienne Müller-Lütkemeier heute Mittag die Prüfung eröffnet. Die beiden begannen toll mit geschmeidigen Zick-Zack-Traversalen, die Stute dabei stets gut vor ihrer Reiterin. Dann die große Stärke der Fuchsstute: erhabene, federleichte Piaffen und Passagen. Doch ausgerechnet hier gab es dann ein Missverständnis zwischen Reiterin und Pferd, für den Fabienne Müller-Lütkemeier sich hinterher „am liebsten in den Allerwertesten gebissen hätte“, wie sie sagte. Erst fand die Stute den Rhythmus in die Piaffe nicht, dann trat sie rück- und seitwärts. Das war teuer. Der Rest der Aufgabe gelang dann wieder gut mit einer geradezu majestätischen letzten Mittellinie. Mit 69,721 Prozent wurde es heute Rang acht für das Paar.
Die weiteren Plätze
Dazwischen schoben sich noch weitere interessante Paare. Fünfte wurde heute Isabell Werth auf der Hannoveraner Surprice-Tochter Superb, die mit all ihrer Energie an eine Bella Rose in Schwarz erinnert und von Ulrike Nivelle mit dem Kommentar „Das ist ein Flugzeug!“ bedacht wurde. Zwar hatte die Stute gestern das bessere Ergebnis und auch die bessere Platzierung erzielt (Rang vier 72,474 Prozent), aber vieles in der Aufgabe war eigentlich heute besser, vor allem die Piaffen, denen es gestern noch an Gleichmaß fehlte, die heute dann aber ganz sicher im Takt und fast schon auf der Stelle bei guter Lastaufnahme gelangen. Die erste Pirouette geriet ein wenig zu klein, so dass die Stute den Rhythmus verlor. Die zweite legte Werth geschickt größer an und die war super. Hier, wie auch immer wieder an anderer Stelle: Lob, wenn es gut war. Superb quittierte das mit großem Arbeitseifer, der sich durch die Aufgabe zog. Isabell Werth ist überzeugt von ihr, die an diesem Wochenende ihre ersten beiden S***-Prüfungen ging: „Die Stute ist fantastisch, ein Ausnahmepferd. Sie hat eine unglaubliche Einstellung.“ Zwar merke man, dass es „hier und da noch ein bisschen wackelt“, aber die Pferde lernten ja auch auf dem Turnier.
Ein ganz feines, gut ausgebildetes Stütchen ist die erst achtjährige Ampere-Tochter Amanyara von Dr. Svenja Kämper-Meyer, die aus familieneigener Zucht stammt. Mit 70,140 Prozent belegte das Paar Rang sechs. Trotz ihrer Jugend ging die Stute schon mit einer bemerkenswerten Sicherheit und vor allem Selbstverständlichkeit. In den Einerwechseln setzte sie bei X einmal für zwei Sprünge aus, das war aber auch der schwerwiegendste Fehler. In Summe ist das ein Paar, dem man einfach gerne zuschaut.
Das gilt auch für die neunjährige Oldenburger Foundation-Tochter Florine und Bianca Nowag. Die hünenhafte Fuchsstute, die gut und gerne 1,85 Meter Stockmaß haben wird und einen Hals hat, der jedem Landbeschäler zur Ehre gereicht, gehört der Familie von Wulffen und ist bei der Piaff Förderpreis-Siegerin von 2019 in Beritt. Sie wurde heute mit 69,977 Prozent Siebte – keine Selbstverständlichkeit, wie die Reiterin hinterher betonte: „Wir hatten gestern ziemlich Schwierigkeiten hier im Viereck. Wir kennen uns noch nicht lang.“ Die Überlegung für heute sei dementsprechend vor allem gewesen: nochmal reiten und Florine Sicherheit geben!
Schon auf dem Abreiteplatz lobte Nowag die Stute immer wieder überschwänglich und nahm genau das dann auch mit ins Viereck. Die Rechnung ging auf. Florine blieb ruhig und vermittelte rundum den Eindruck eines zufriedenen, losgelassenen Pferdes. Freilich müssen auf Dauer die Piaffen noch lebhafter werden. Aber andere Sachen waren richtig gut wie etwa die Pirouetten. Ulrike Nivelle bestätigte Bianca Nowags Entscheidung, heute noch einmal zu reiten: „Alles richtig gemacht! Die Pferde lernen dadurch, mehr Sicherheit zu bekommen, und wie du sie angefasst hast, hat ihr gut getan!
Alle Ergebnisse in der Übersicht finden Sie hier.
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