Wenn es ein lebendes Synonym für Leistungsbereitschaft gibt, dann ist das wohl Hubertus Schmidts gerade mal achtjähriger Oldenburger Hengst Denoix. Das hat er heute im Kurz Grand Prix von Hagen einmal mehr unter Beweis gestellt und sich damit das Ticket fürs Louisdor-Preis Finale gesichert.
Mit satten 78,450 Prozent gewannen Reitmeister Hubertus Schmidt – der übrigens jüngst zum ersten Mal Großvater geworden ist – und Denoix PCH den Kurz-Grand Prix um die Louisdor Preis-Qualifikation. Schmidts spontanste Zusammenfassung seines Reitgefühls heute: „Super!“ Ein bisschen mehr sagte er dann aber doch auch noch: „Natürlich mit Kleinigkeiten hier und da, aber der ist achtjährig und das ist einfach ein geniales Pferd.“
Damit meint er nicht nur das Talent des Oldenburger Hengstes v. Destano-Pik Noir, sondern auch seine Einstellung und seinen Charakter, wie er einerseits gelassen Schritt außen herum ums Viereck geht nach der Prüfung und andererseits aber auch so „an“ ist, dass er stets ohne Gerte geritten wird – was im internationalen Sport bekanntlich Pflicht ist. Er sei einfach „ein Spaßmacher“, so Schmidt. Zuhause, wo Ruhe herrscht, reite er ihn maximal eine halbe Stunde pro Tag, das reiche völlig aus.
Denoix PCH gehört der US-Amerikanerin Nancy Gooding, einer langjährigen Mäzenin Schmidts. Sie selbst überredete den Reitmeister, den Hengst vierjährig auf der Oldenburger Auktion auszuprobieren. „Eigentlich nehme ich sie gar nicht so jung. Aber das Gefühl auf ihm war einfach super! Schon fünfjährig habe ich ihn selbst geritten, keine Turniere nur zuhause. Aber als er dann die ersten Dressurpferdeprüfungen Klasse M ging, hat er sie gleich haushoch gewonnen.“
Siebenjährig ging er seine erste S-Dressur in Hagen, direkt international und siegreich in der Intermédiaire I. Im selben Jahr qualifizierte er sich für den Nürnberger Burg-Pokal, wurde Vierter und sieht nun seinem nächsten Auftritt in der Festhalle entgegen.
Die Fünf-Sterne-Richterin Katrina Wüst überließ die Notenvergabe heute ihren Kollegen Dr. Dietrich Plewa, Dr. Evi Eisenhardt und Christof Umbach und kommentierte dafür die Ritte. Sie schwärmte: „Für die Pirouetten hätte ich ganz hohe Noten im Neuner-Bereich vergeben. Die waren genial geritten, die ganze Galopptour. Es ist spannend aus Richtersicht zu sehen: Der Hubertus hat überall dort gepunktet, wo es mal zwei geht. Er hat tolle Trabtraversalen geritten, er hat tolle Pirouetten geritten – also ich glaube, er weiß, wo er die Punkte holen muss. Aber auch sonst war es ein toller Ritt.“
Luft nach oben sehe sie aber dennoch: „Kleiner Wermutstropfen ist noch die Piaffe, die so am Ende ein bisschen rausgezaubert werden muss. Die ist sehr gut im Ansatz, aber das ist noch etwas, wo er noch nicht die Neun für kriegt, sondern nur eine relativ gute Note. Aber ich glaube, er kann mit seinem Ritt sehr sehr zufrieden sein.“ Und auch sie betonte, dass die Kollegen immer wieder darüber gestaunt hätten, wie der Hengst sich mit seinen erst acht Jahren bereits präsentierte.
Ticket Nummer zwei an Holga Finken und Gino
Das zweite Paar, das sich nun schon mal auf den Auftritt in Frankurt freuen kann, sind Holga Finken und der neunjährige KWPN-Wallach Gino v. Bretton Woods-Haarlem – übrigens auch der in US-Besitz. Sie waren schon gestern Zweite hinter Schmidt und Denoix gewesen und wiederholten diesen Erfolg heute, diesmal mit 77,364 Prozent. Der schicke Dunkelbraune zeigt Talent, insbesondere für die Höchstschwierigkeiten im Grand Prix,die Piaffe-Passage-Tour, wo er bei genügend Lastaufnahme scheinbar mühelos seinen Takt auch in den Übergängen hält und dabei eifrig und energisch abfußt.
Richterin Katrina Wüst: „Das ist ein sehr, sehr talentiertes Pferd, eigentlich mit keiner Schwäche, ganz viel Veranlagung zu Piaffe-Passage, eine tolle Trabtour, fließende Traversalen, eigentlich hat er auch keinen Fehler gemacht. Wenn man einen ganz kleinen Wermutstropfen reinwerfen könnte, müsste, sollte – man wünschte sich in der Schritttour ein bisschen spontaneres Losmarschieren, ein bisschen losgelasseneres Annehmen des Gebisses und etwas mehr Fluss in den Pirouetten. Alles andere war einfach genial!“
Holga Finken: „Mir ist ein richtiger Stein vom Herzen gefallen. Es war ja seine Premiere und man weiß es ja nicht mit so einem jungen Pferd und der Wind und dies und das, da muss man bei ihm ein bisschen – na, da kommt der Holländer ein bisschen durch und er ist superheiß gezogen, aber er ist superehrlich und superbrav, aber der kann schon mal ein bisschen zucken.“
Siebenjährig habe er ihn bekommen. „Da hat er gerade mal einen Wechsel gemacht.“ Er sei ein „sehr kerniges, sehr drahtiges“ Pferd gewesen. „Ich muss sagen, im Laufe der letzten zwei Jahre hat er sich sehr gefestigt. Ich bin jetzt auch ein paar Mal bei unserer Bundestrainerin Monica Theodorescu in Warendorf gewesen. So etwas tut ihm sehr gut! Viel Abwechslung, alles in Ruhe, und der braucht eben auch immer seine viertel Stunde, 20 Minuten Schritt, vor allem hier auf dem Turnier mit den äußeren Einflüssen. Und wie Katrina auch sagt, dieses im Schritt, dies Klappern, dann ist er innerlich noch etwas angefasst.“
Ganz einig ist sich Holga Finken übrigens in einem Punkt mit Hubertus Schmidt: „Der bringt Spaß!“
Platz drei an Greek Air
Über den dritten Platz konnte sich Hubertus Schmidts ehemalige Stallreiterin Emma Kanerva aus Finnland mit dem ZfdP-Fuchs Greek Air v. Gribaldi-Florestan freuen. Die beiden erhielten 76,279 Prozent und sind damit womöglich auch noch in Reichweite eines Louisdor-Preis Tickets. Da aufgrund der Corona-Pandemie nicht alle Qualifikationen ausgetragen werden können, werden die verfügbaren Plätze mit den zwei besten drittplatzierten Paaren der Saison ergänzt, so dass in Frankfurt wie gewohnt zwölf Pferde im Finale vertreten sein werden.
Katrina Wüst: „Was uns gut gefiel, das ist ein ganz schwingendes, lockeres und funktionelles Pferd, alles ganz elastisch ins Bergauf. Die kleinen Fehler am Ende, der Wackler nach der Pirouette und diese Wechselfehler hatten überhaupt nichts mit dem guten System dieses Pferdes zu tun. Der ist einfach sehr sehr reell ausgeritten, sehr sehr reell vorgestellt. Ein tolles Pferd, das sei alles so aus, wie man sich das wünscht – ganz unverkrampft, losgelassen und dennoch in manchen Lektionen wirklich spitze.“
Emma Kanerva lobte erstmal die Veranstalter: „Ich habe einfach gute Laune! Das ganze Turnier ist gut gelaufen und ich freue mich, wieder auf dem Turnier zu sein, es macht einfach Spaß!“ Dann ging es ums Pferd. Seinen Namen verdankt der Fuchs einem kleinen Exkurs nach Griechenland. Züchter Gerd Küst habe den Wallach als Youngster teilweise an einen Griechen verkauft, so sei der Name zustande gekommen, erzählte Kanerva und berichtete weiter, Greek Air sei in der Vergangenheit noch manchmal abgelenkt gewesen, aber über den Winter gereift. Sie bestätigte Katrina Wüst darin, dass die Corona-Pause vielen Pferden auch gut getan habe, weil sie zuhause in Ruhe gearbeitet werden konnten.
Die weiteren Platzierten
Platz vier ging heute an das drittplatzierte Paar des Louisdor-Preises, Dr. Annabel Frenzen auf dem selbst gezogenen SilberStern (74,612), gefolgt von Jasmin Schaudt auf Fano (dessen Vater Fiorano, selbst eins Louisdor-Finalist war, 74,070). Hubertus Schmidt belegte auf seinem zweiten Pferd Beryll (72,093) Rang sechs vor Lena Waldmann mit dem Hengst Grey Flanell, dem zweiten Gribaldi-Nachkommen unter den Top Ten (72,054) und schließlich Sandra Nuxoll im Sattel des KWPN-Wallach Bonheur de la Vie (71,744).
Mitfavoritin Dorothee Schneider und ihr Nürnberger Burg-Pokal Sieger von 2018, First Romance, hatten auch heute wieder einige Patzer, so dass die Mannschaftsolympiasiegerin, -welt- und -europameisterin auf eine Wertung verzichtete. Grund dafür war wohl, dass „Roman“ doch sichtlich beeindruckt von seiner Umgebung war und nicht recht zum Loslassen kam.
Das ändert aber nichts am Potenzial des Pferdes, wie auch Katrina Wüst bestätigte: „Wir haben viel Licht gesehen und ein paar sehr teure Schatten. Das Problem ist halt, wenn er den Übergang aus der Piaffe nicht klappt, dann ist die Piaffe-Note beeinträchtigt, dann ist die Passage-Note beeinträchtigt und der Übergang fand eigentlich nicht statt. Das ist ein bisschen schade. Man sieht als Zuschauer einen Fehler und die Richter müssen es dann in drei Lektionen tun. Aber wir haben auch sehr viel Licht gesehen, ein wunderbares Pferd!“
Dorothee Schneider selbst sagte. „Er ist genial, aber er lässt sich halt auch ablenken. Er war nicht viel unterwegs. Ich glaube, ich muss einfach raus mit ihm und reiten. Er will dann einfach alles auf einmal machen und hat nicht mehr den Fokus auf dem Wesentlichen und hört mir dann nicht mehr zu, ja und dann kommt’s halt zu Missverständnissen, Fehlern und das ist teuer.“ Er sei ein „absolut witziges“ Pferd: „Er lässt sich dauernd etwas einfallen und hat immense Ideen, auch im Viereck.“ Dennoch glaubt sie fest an ihn: „Aber trotzdem bin ich überzeugt, dass das ein geniales Pferd ist! Wir müssen noch ein bisschen üben und lernen, uns zu konzentrieren.“
Dafür haben die beiden diese Saison ja noch mehrfach Gelegenheit. Die nächsten Louisdor-Preis Stationen sind:
- Bettenrode vom 8. bis 12. Juli 2020
- Verden vom 5. bis 9. August 2020
- Ising vom 4. bis 6. September 2020
- Oldenburg vom 29. Oktober bis 1. November 2020
Und dann folgt das Finale in Frankfurt vom 17. bis 20. Dezember 2020.
Alle Ergebnisse aus Hagen finden Sie hier.
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