Am Samstagabend unter Flutlicht ging es für die Dressurreiter um die Grand Prix Kür des CDI4*. Frederic Wandres und Bluetooth ließen auch hier keine Zweifel aufkommen und setzten ihre Siegesserie fort. Die wichtigsten Siege im Parcours gingen bereits tagsüber an Harm Lahde und Sophie Hinners.
Regen setzte ein zu Beginn der Kür unter Flutlicht, die im Springstadion von Hagen ausgetragen wurde. Aber als Frederic Wandres und Bluetooth in die Bahn kamen, hatte sich das Wetter schon wieder beruhigt. Zu Klängen aus den 1980er Jahren von Pop und New Wave präsentierte der Kasselmann-Bereiter mit dem 13-jährigen Bluetooth seine Kür dem deutschen Publikum, das die Ränge, womöglich auch aus Wettergründen, zum großen Teil schon verlassen hatte.
Der Oldenburger Bordeaux-Sohn präsentierte sich konzentriert unter Frederic Wandres, hier und da stimmte die Choreographie noch nicht zu 100 Prozent mit den Lektionen überein. Punkten konnte das Paar in den ersten Piaffen, gegen Ende der Prüfung wurde der Wallach aus einer Riccione-Mutter tendenziell etwas breit. Auch die Verstärkungen und fliegenden Wechsel gelangen. Bis auf die Joker-Linie, bei der sich Wandres für das Risiko entschied und nochmal Einerwechsel ritt. Dort schlichen sich jedoch Fehler ein. Auch beim versammelten Schritt ließ Bluetooth unter Wandres ein paar Punkte liegen. Dafür fielen die B-Noten besonders hoch aus. Ein hoher Schwierigkeitsgrad sowie eine gelungene, auf die Bewegungen des Pferdes abgestimmte Choreographie und Musik wurde von den Richtern gut bis sehr gut bewertet, ebenso auch die Harmonie des Paares. Unter dem Strich wurden es 81,425 Prozent für das Paar, das beste Ergebnis der Prüfung.
Dahinter ritt der Däne Daniel Bachmann Andersen seinen hünenhaften Vayron auf Rang zwei mit 80,760 Prozent – und das in der ersten internationalen Grand Prix Kür überhaupt für den Westfalen! Begleitet von Streichern und wuchtigen Trommeln präsentierte sich der imposante zwölfjährige Vitalis-Sohn energisch in der Passage und fließend in den Traversalen. In den Piaffen stützt sich der Wallach vorne tendenziell noch etwas ab, was sich auch in den Punkten der Richter bemerkbar machte. Dafür gelangen die Verstärkungen von Vayron unter Bachmann Andersen umso besser, mit viel Schub und Ausdruck. Die Galopppirouetten absolvierte der Hengst anfangs etwas drehend, die zweite Pirouette gelang dann aber schon besser. Sehr sicher, mit gutem Durchsprung und schön im Bergauf angelegt gelang die gesamte Wechseltour, und das zudem auch fehlerfrei. Eine Prüfung und ein Ergebnis, auf dem man sicher sehr gut aufbauen kann.
Platz drei wurde es für Bachmann Andersens Mannschaftskollegin der Weltmeisterschaften in Herning 2022: Nanna Skodborg Merrald. Sie brachte in der Kür den 15-jährigen Hengst Don Olymbrio an den Start. Eine solide Prüfung mit einem Patzer in den Einerwechseln resultierte in 79,485 Prozent.
Fabienne Müller-Lütkemeier belegte mit ihrer ebenfalls von Vitalis abstammenden Stute Valencia As Rang fünf mit 77,815 Prozent. Für die glasklare Stärke der Stute, die Passage, gab es Punkte satt, darunter mehrfach die 9. Die Schritttour fiel dagegen punktemäßig ab, im starken Schritt gab Müller-Lütkemeier die Verbindung zum Kandarenzügel komplett auf, dennoch wünschte man sich den Schritt noch mehr durch den Körper. Im versammelten Schritt ging die Stute nicht immer ganz klar im Viertakt. Die Galopptour gelang ohne große Patzer, auf der Schlusslinie wusste Valencia As dann nochmal mit ihrem energischen Passagieren zu punkten. Wie für Vayron war es auch für diese zwölfjährige Stute die erste Grand Prix Kür international.
Zwischen das deutsche Paar und Skodborg Merrald wusste sich noch Isabel Freese (NOR) vom Stall Schockemöhle mit Total Hope zu schieben. Der Totilas-Weihegold-Sohn kam auf 77,980 Prozent nach anfänglich noch reichlich Spannung, die sich im Angaloppieren beim Übergang Piaffe-Passage bemerkbar machte. Danach brachten die beiden ihre Kür aber sicher zu Ende.
Qualifikation zum Großen Preis an Harm Lahde
Im Parcours wurde es heute ebenfalls spannend. Am Nachmittag stand die Qualifikation zum Großen Preis an, ein 1,55 Meter-Springen mit Stechen. Der zehnjährige Comme Il Faut-Sohn Commander Bond sprang unter Harm Lahde zum Sieg. Ihre Zeit von 35,27 Sekunden im Stechen war nicht zu schlagen. “Ich ging mit einem festen Plan ins Stechen, aber auf der Höhe der Kombination habe ich mir überlegt, dass ich doch vorne lang reite zum Oxer und ich glaube, da habe ich die Zeit gutgemacht!“, verriet Lahde nach seinem Erfolg, der für sein Pferd der bisher größte der Karriere ist. Am Sonntag wird Lahde einen Boxennachbar von Commander Bond reiten.
Bereits am Vormittag war es bei den Youngstern um das Finale gegangen. Hier gab es kein Vorbeikommen an Sophie Hinners, die den siebenjährigen Twilight-Sohn Twick Star vorstellte. Der Oldenburger Wallach steht im Besitz von Mohammed Ghanem Al Hajrii aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der ihn auch in den internationalen Sport brachte. Kurzzeitig übernahm Tim Hoster dann die Zügel des Hengstes, sein erstes Turnier unter Hinners bestritt der Wallach aus einer Coupe d’Or-Mutter erst im März. Der Sieg im Youngster-Finale ist also ein toller Erfolg dieser noch jungen Partnerschaft!
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