Das war ein gelungenes Finale im Deutschen Dressur-Derby mit tollen Ritten und Bewertungen, die sehr dicht beieinander lagen. Am besten meisterte Frederic Wandres die Herausforderung mit Pferdewechsel und ließ sich zum ersten Mal in seiner Karriere das Blaue Band umhängen.
Frederic Wandres konnte sich im Deutschen Dressur-Derby gleich in mehrfacher Hinsicht freuen: bester Reiter, bestes Finalpferd und als Einziger drei Bewertungen über 70 Prozent. An den Start gebracht hatte der hochgewachsene Bereiter vom Hof Kasselmann den kompakten Oldenburger Westminster v. Weltissimo, mit dem er unlängst auch Champion der Berufsreiter geworden war.
Das Paar legte in der Grand Prix-Sonderaufgabe eine souveräne und harmonische Runde hin mit deutlicher Rahmenerweiterung in den Verstärkungen, dynamischen Traversalen und flüssigen Piaffen. Die Serienwechsel sprang Westminster korrekt, wobei er in den Wechsel zu zwei Sprüngen leicht schwankte und man sich in den Einerwechseln mehr Durchsprung gewünscht hätte. Auf der letzten Linie sammelten die beiden noch einmal Punkte in der Passage und Piaffe und mit einem geschlossenen, entspannten Schlussgruß genau am Punkt. 72,200 Prozent gaben die Richter für die Vorstellung, die Tageshöchstnote.
Als nächstes betraten Susan Pape und der ansprechende Württemberger Grafenstolz-Nachkomme Grafit die Bahn. Grafit alias „Fiete“ ist im Stall Pape eigentlich als Lehrpferd für die Auszubildenden im Einsatz. Unter Susan Pape bewegte sich der Rappe in einem schönen Seitenbild, obschon er häufig mit dem Schweif schlug. Schwierigkeiten hatte er in den Piaffen, in denen er nicht wirklich in den Rhythmus fand, auch die Pirouetten zählten nicht zu seinen Stärken. Demgegenüber standen flüssig und gerade gesprungene Serienwechsel – 69,100 Prozent.
Dritte Finalreiterin war Anabel Balkenhol mit der zwölfjährigen Hannoveranerin Davinia la Douce. Die Don Frederico-Tochter war recht geladen, im starken Schritt zackelte sie an und die Einerwechsel sprang sie mit etwas hoher Kruppe – aber alles in allem zeigten die beiden eine gelungene Runde, die mit 69,733 Prozent bewertet wurde.
Da ist Reitergefühl gefragt: die Ritte auf den Fremdpferden
Den zweiten Durchgang läutete Susan Pape mit Wandres‘ Westminster ein. Die beiden gaben ein sehr harmonisches Paar – was die Reiterin im Nachhinein auch bestätigte. „Ich habe mich auf Westminster sofort wohl gefühlt. Er erinnert mich an seinen Vater Weltissimo, den ich bis zum Grand Prix geritten bin. Westminster ist schön in der Hand, gut zu sitzen und wirklich einfach nachzureiten.“ Die beiden zeigten eine souveräne Runde, als ob sie sich schon sehr lange kennen würden. Besonders gefielen die Piaffen, Pirouetten und die Einerwechsel (70,967). „Westminster macht mit jedem ein gutes Bild“, lobte Frederic Wandres seinen Sportpartner.
Auch Anabel Balkenhol fühlte sich auf ihrem ersten Fremdpferd sichtlich wohl. Sie ritt Susan Papes Grafit mit etwas längerem Zügelmaß und geschickt durch die Lektionen, auch die Piaffen gelangen ganz gut, die Serienwechsel klappten einwandfrei. Dafür gab es ein paar Punkte mehr als Susan Pape selbst erhalten hatte (69,233).
Frederic Wandres war dann an der Reihe mit Davinia la Douce von Anabel Balkenhol, die er auf dem Abreiteplatz geschlossen und dynamisch auf seine Seite bekommen hatte. „Ich versuche dem Pferd auf dem Abreiteplatz Zeit zu geben, sich an mich zu gewöhnen. Und ich versuche über meine Stimme und viel Lob eine Verbindung zu bekommen“, erklärte Wandres seine Taktik für die fünf Minuten Abreitezeit, die jeder Finalist für pro Fremdpferd zur Verfügung hat. „Außerdem ist es wichtig, Kräfte zu sparen. Das heißt, ich frage wohl alle wichtigen Lektionen einmal ab, aber sehr sparsam. Und dann ist das Ziel, heile durch die Aufgabe zu kommen.“
Wandres auf dem Weg zum Sieg
Davinia la Douce und Wandres fingen stark an, die erste Piaffe war etwas stockend, in den Serienwechseln kam Spannung auf und die Stute machte sich eng. Den Richtern gefiel die Runde: 71,200 Prozent standen auf der Anzeigentafel. Etwas mehr als die eigene Reiterin bekommen hatte. Das gelang Wandres auch in seiner dritten Runde auf Grafit, mit dem er auf 70,600 Prozent kam, obwohl das Paar einen Fehler in den Einerwechseln hatte. „Da guckte Grafit auf die Anzeigentafel und war abgelenkt – das passiert“, so der Reiter.
Das sollte der einzige Wechselfehler in der gesamten Prüfung bleiben, obwohl diese Lektion bei einem Pferdewechsel oft die Entscheidung bringt. Nach einer ansprechenden Vorstellung von Wandres und Grafit brandete lauter Applaus auf. Mit 214,0 Punkten stand der Derby-Sieger 2019 fest. „Man lernt bei jedem Ritt“, zog Frederic Wandres ein Fazit. „Ich bin es vom Hof Kasselmann gewohnt, viele verschiedene Pferde zu reiten. Das hat mir bestimmt geholfen.“
Westminster ging seine letzte Runde mit Anabel Balkenhol ohne sich anmerken zu lassen, dass er schon zwei Aufgaben bestritten hatte. Lektionssicher, souverän und losgelassen absolvierte er die Prüfung, 69,500 Prozent erhielten die beiden. Wie schon beim Berufsreiterchampionat wurde Westminster auch im Dressur-Derby zum besten Finalpferd gekürt.
Susan Pape präsentierte zum Abschluss Davinia la Douce. Die Stute hatte von Prüfung zu Prüfung zu mehr Ruhe gefunden, so dass Pape sie schön vor sich halten konnte, lediglich in der letzten Piaffe kam sie etwas in Rückwärts-Tendenz (69,667). Für Susan Pape bedeuteten 209,734 Punkte insgesamt Platz zwei im Dressur-Derby vor Anabel Balkenhol, die auf 208,466 Punkte kam.
Frederic Wandres war auch nach der Siegerehrung noch etwas ungläubig: „Meine letzte Saison war schon unglaublich und ich hätte nicht im Traum gedacht, dass das noch zu toppen ist. Aber es geht. Der Derbysieg bleibt für immer – darauf bin ich schon stolz. Und so wie es für immer in der Ergebnisliste bleibt, bleibt es auch für immer in meinem Kopf.“
Die Ergebnisse im Detail finden Sie hier.
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