Horrortraining unter Palmen – tierschutzrelevante Bilder von US-Dressurreiter kursieren

Von
Florida

Videos von manipulierten Pferden kursieren im Internet

Tierschutzrelevante Bilder – Schläge auf Kopf und Hals mit der Gerte, extrem eng ausgebundene Pferde, Peitschenschläge, blutige Mäuler – wieder einmal steht ein Dressurreiter im Verdacht, Pferde misshandelt zu haben. Diesmal in Florida. Und inzwischen ist auch offiziell, um wen es sich handelt.

Der Begriff „tierschutzrelevante Bilder“ trifft es nur ungenau. Auf dem Instagram-Kanal des Olympiareiters und Weltcup-Finalisten Dr. Cesar Parra waren gestern kurzfristig drei Videosequenzen zu sehen. Der Mann sitzt auf einem Pferd und piaffiert. Dann schlägt er mit der Gerte auf die Kopf-Halsregion des Tieres. „SOUND ON!!!! A typical day of training. Happy horses with animal welfare as a number one priority” steht darunter. „Ein typischer Trainingstag. Glückliche Pferde mit dem Tierwohl als Priorität Nummer eins“.

Wer stellte die tierschutzrelevanten Bilder in die Social Media?

Wer der Aufforderung, SOUND ON, „Ton an“, folgt, der hört wie die Gerte auf das Pferd einschlägt. So wenig Reaktion wie darauf erfolgt, könnte man mutmaßen, es ist nicht das erste Mal, dass das Tier so behandelt wird. Ein weiteres Video zeigt einen Fuchs, der extrem eng ausgebunden longiert wird und immer wieder mit der Peitsche geschlagen wird, was er – obwohl seine Unterlippe beinahe die Brust berührt – noch mit Piaffetritten goutiert. Doch immer wieder schlägt das Pferd auch verzweifelt aus.

Das Instagram-Video, dessen Untertitel man wohl ironisch zu verstehen haben soll, wurde kurz nach der Veröffentlichung wieder vom Netz genommen. Mittlerweile kursieren aber noch weitere Videos und tierschutzrelevante Bilder im Internet. International haben sie ihren Weg genommen. Via E-Mail, WhatsApp und die Sozialen Medien. Darauf sind unter anderem Fotos von blutenden Maulwinkeln mit tiefen Verletzungen, durch Sporneinsatz blutende Flanken und Peitschenstriemen zu sehen. Bilder, wie man sie aus der Dokumentation Operation X des dänischen Senders TV2 aus den Stallungen von Helgstrand Dressage kennt. In diesem Fall scheinen die Misshandlungen allerdings teilweise noch deutlich drastischere Ausmaße angenommen zu haben.

Mehrere Videosequenzen zeigen darüber hinaus Pferde mit Gummibändern zwischen den Vorderbeinen. Ein anderes wird longiert mit Stricken an den Vorderbeinen. Diese beeinflussen den Bewegungsablauf des Pferdes so, dass es mit hoher Aktion im Vorderbein trabt. An den Stricken wird von der Innenseite des Longierzirkels gezogen. Derart manipuliert kommt das Pferd wiederholt aus dem Takt. Die Art und Weise, wie es die Vorderbeine anwinkelt, kennt man aus internationalen Dressurprüfungen. Auch bei den Europameisterschaften in Riesenbeck sah man 2023 Pferde, die sich ähnlich bewegten.

Mittlerweile, so berichtet die Webseite Dressage-News , habe der amerikanische Verband United States Equestrian (USEF) Ermittlungen aufgenommen, auch der Weltreiterverband (FEI) ist von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt. „Wir sind uns des entsetzlichen und abscheulichen Trainingsvideos bewusst, das heute veröffentlicht wurde“, so die USEF in einer Erklärung zu den tierschutzrelevanten Bildern. Die FEI hat schnell reagiert. Parra ist mit Wirkung ab heute gesperrt.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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    • Jan Tönjes

      Sehr geehrte Frau Sieg, anders als Menschen in den Sozialen Medien gibt es bei unseren Veröffentlichungen Bereiche, die wir mit unseren Hausjuristen zu besprechen haben. In diesem Fall fielen die Formulierungen so aus, wie sie Ihnen offensichtlich missfallen. Da die FEI mittlerweile Cesar Parra offiziell vorläufig suspendiert hat, können wir nun in der Folge-Meldung den mutmaßlichen Täter (und das ist er juristisch nun einmal und in einem Rechtsstaat tun wir alle gut daran, dessen Prinzipien zu wahren) mit Namen nennen. Beste Grüße aus der Redaktion

  1. Doris

    Ich danke allen, die diese Missstände in die Öffentlichkeit tragen. Bitte weiter so! Vermutlich aufgrund des mittlerweile öffentlichen Drucks gibt es endlich rasch Konsequenzen, die hoffentlich anhalten. Leider gab es diese Fälle von Tierquälerei schon immer aber es wird – Gott sei Dank – immer schwieriger, es geheim zu halten. Ich denke da z.B. an einen bekannten Profireiter, bei dem an bestimmten Tagen die Reithalle versperrt und der Zutritt verboten war. Begründung: Ich (0/8/15 Amateurturnierreiterin!) könnte mir was abschauen!!! Bitte, für wie blöd hielt MANN mich/hält man uns? Was leider immer noch ein riesengroßen Manko ist… das Richten auf Turnieren. Hier sehen wir aktuell eher Rückschritte, die unseren, an sich schönen, Sport sehr unsportlich und unakzeptabel machen. Das Eine lässt sich vom Anderen nur bedingt trennen.

  2. Gaby Schmitz

    Diesen Reiter zu sperren ist richtig.Nur was ich nie verstehen werde sind a die Pferdebesitzer und auch b die Reiter die dort Unterricht und Beritt bekommen.Das, das nicht der richtige Weg ist müsste mittlerweile angekommen sein.Mein damaliger Reitlehrer hat immer gesagt ‚, Wer sein Pferd einem Anderen zur Ausbildung anvertraut, sollte viel Zeit haben (um dabeizustehen wenn das Pferd gearbeitet wird )und so mutig sein zu sagen wenn es einem nicht gefällt,,

  3. Anja Sieg

    Das ist auch gut so, sehr geehrter Herr Tönjes, dass Sie sich mit den Hausjuristen besprechen. Den Namen Parra habe ich aber erst erfahren, als ich den Link in dem St. Georg-Artikel angeklickt habe. In den Sozialen Medien bin ich nicht unterwegs, sondern informiere mich gerne im St. Georg. Nur um das klarzustellen. Und Sie missverstehen mich. Die Formulierungen haben mir nicht missfallen. Keine Unterstellungen bitte.


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