Charlotte Dujardin sattelte am Freitagvormittag ihren Everdale-Sohn Imhotep. Frederic Wandres verhinderte einen britischen Doppelsieg und schob sich zwischen die Siegerin und Carl Hester auf Platz zwei.
Eine besondere Beziehung ist die zwischen Imhotep und seiner Reiterin Charlotte Dujardin. Die Olympiasiegerin von London und Rio entdeckte den KWPN-Wallach früh, Besitzer Carl Hester legte jedoch Einspruch ein – das Pferd sei zu wild. Eine Lösung musste her und die kam: Imhotep lebt nun Tag und Nacht draußen, auf diese Weise ist sein Temperament zu bändigen. Und mit Charlotte Dujardin gibt er im Viereck ein harmonisches Bild ab.
Hagen ist das erste Turnier des Jahres für den Everdale-Sohn. Mit Stallkollegin Alive and Kicking war die Britin bereits zweimal siegreich. Am Freitag folgte Sieg Nummer drei mit Imhotep im CDI4* Grand Prix. Doch man merkte dem Wallach etwas an, dass es sein erster Auftritt in diesem Jahr war. Über die gesamte Dauer der Prüfung wirkte er leicht angespannt, Dujardin versuchte immer wieder mit deutlichem Überstreichen der Anspannung entgegenzuwirken. Imhotep war dadurch zeitweise unruhig im Maul und etwas zu fest im Rücken. In den Einer-Wechseln fehlte Gleichmaß, rechts sprang der Fuchs deutlich kraftvoller durch als auf der linken Seite. Auf der Schlusslinie galoppierte Imhotep außerdem einmal ungeplant an.
„Es gibt noch viel zu tun, denn ich kann nicht bis sechs zählen“, so die Olympiasiegerin von 2016. In der Zick-Zack-Traversale hatte sie sich einmal verzählt. Ein teurer Fehler, denn diese Lektion zählt doppelt.
Insgesamt hat Charlotte Dujardin den elfjährigen Wallach dennoch mit viel Gefühl und herausragender Präzision durch die Prüfung geritten. Der Höhepunkt ihrer Vorstellung: die nahezu perfekten Pirouetten, angelegt in kleinem Radius und kontrolliert geritten. Dafür erhielt das Paar Wertnoten bis 9,5. Insgesamt wurde der Ritt mit 77,478 Prozent bewertet. Ihr Fazit: „Dann gab es noch ein paar Kleinigkeiten wie den Galoppübergang und die letzte Mittellinie, dumme Sachen, die Punkte kosteten. Insgesamt war ich für die erste Prüfung dieses Jahres allerdings sehr zufrieden.“
Platz zwei für Frederic Wandres und Bluetooth vor Carl Hester und Fame
Einen Fehler in den Zweier-Wechseln kurz vor Erreichen des Hufschlags bezahlten Frederic Wandres und der Oldenburger Wallach Bluetooth teuer. Schwierigkeiten hatte das Paar außerdem in den Übergängen von Piaffe in die Passage und andersrum. Das zeigte sich bis hin zur Schlusslinie, auf der das Paar ebenfalls von der Passage nur mit viel Aufwand den Weg in die Piaffe fand, dann allerdings die beste Piaffe in Wandres‘ Prüfung zeigte. Das sahen auch die Richter so und vergaben dreimal die 7,5, eine 7,0 und eine 8,0. Insgesamt hätten die Piaffen allerdings noch gleichmäßiger im Takt und mit sichererem Abfußen erfolgen können. Schietwetter in Hagen nachdem der Wallach in Florida vor kurzen siegreich war – ein Grund dafür, dass noch nicht alles ideal klappte, so Frederic Wandres: „Wir kommen aus der Sonne bei 30 Grad, heute hatten wir Nieselregen und deutliche Temperaturunterschiede!“
Beide Pirouetten legte Wandres vor allem zu Beginn recht groß an. Begeistern konnte das Paar im starken Trab. Das Endergebnis für Frederic Wandres und Bluetooth: 75,362 Prozent, Platz zwei. Mit diesem Ergebnis verhinderte das Paar einen britischen Doppelsieg. Carl Hester, der zuvor auf Platz zwei rangierte, belegte mit dem gleichaltrigen Halbbruder zu Bluetooth, dem KWPN Hengst Fame, Platz drei (74,478 Prozent). „Ich habe mich weniger auf meine Prüfung konzentriert, sondern eher darauf, ihn an den Rand des Vierecks zu bringen. Die Grand Prix-Aufgabe ist schon schwierig genug, da möchte man sich eigentlich keine Sorgen ums Herumkommen machen müssen“, scherzte Hester. Fame sei „etwas hengstig“ heute gewesen.
Die 15 besten Paare aus dem Grand Prix werden am Sonntag (9:15 Uhr) nochmal im Grand Prix Special zu sehen sein. Darunter u.a. auch Ingrid Klimke mit Franziskus, Therese Nilshagen mit Dante Weltino und Sönke Rothenberger mit Fendi, die die Plätze vier bis sechs belegten.
Franziskus ließ in der ersten Pirouette ein paar Punkte liegen, seine 74,174 Prozent sind aber ein starkes Ausrufezeichen zum Auftakt der grünen Saison. Bei Sönke Rothenberger und Fendi gab es einen Fehler in den Zweierwechseln und die Übergänge zwischen Passagen und Piaffen erreichten nicht die Qualität., die man bei dem Paar schon erlebt hat (72,674).
Der Grand Prix Special findet im Springstadion statt. Frederich Wandres, der in Hagen zuhause ist, weiß: Da sieht die Welt noch einmal anders aus. „Das ist eine ganz andere Atmosphäre. Das Dressurstadion ist auch groß, aber das Springstadion viel weitläufiger mit mehr Platz drumherum. Das hat deutlich mehr Championats-Charakter und wir wollen es den Pferden ermöglichen, sich dahingehend zu akklimatisieren.“
Alle Ergebnisse vom CDI4* Grand Prix in Hagen, Horses and Dreams 2024, finden Sie hier.
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