Ein hochkarätiges Starterfeld im Qualifikations-Grand Prix für die Kür sah bei Horses and Dreams 2018 mit Kristina Bröring-Sprehe und Desperados ein hochverdientes Siegerpaar. Interessant waren auch die internationalen Outdoor-Debüts der deutschen Nachwuchspferde, die 2017 noch im Louisdor-Preis am Start warten.
Schon der Eindruck beim Abreiten, den Kristina Bröring-Sprehe und Desperados hinterließen, war viel versprechend. Ein lockeres, konzentriertes Pferd, losgelassen über den Rücken arbeitend in jeder Phase. Und genau diese Form konnte Kristina Bröring-Sprehe dann auch im Viereck von ihrem Hannoveraner Hengst abrufen.
Dass es keine „fette“ 80-Prozent-Runde wurde, lag an ein paar kleineren Abstimmungsschwächen. Aber diese überhaupt als solche zu bezeichnen, ist Jammern auf hohem Niveau. Zu Beginn verkantete sich der Rapphengst leicht im Genick in der Traversale nach rechts. Die erste Piaffe gelang gut, die Übergänge aus und in die Passage waren perfekt im Gleichmaß. Auch der starke Schritt über die Diagonale war vom Fleck weg schreitend und raumgreifend, vor der zweiten Piaffe gab es eine Unstimmigkeit, so dass die Reiterin ihren De Niro-Sohn hier deutlich im Vorwärts ritt und damit Konzentration und Harmonie wieder auf ihrer Seite hatte. Beim fliegenden Galoppwechsel nach links am Ende des starken Galopps kam Desperados seiner Reiterin zuvor. Ansonsten ließ er im Galopp keinen Punkt liegen. Die Galopppirouetten gelangen sehr gut. Die Zickzack-Traversalen waren so, dass Clipmyhorse davon eine Zeitlupensequenz als Lehrmaterial in sein Archiv aufnehmen sollte. Ideal eingeteilt, alles am Punkt, der Hengst immer vor den treibenden Hilfen seiner dezent einwirkenden Reiterin – ganz großes Kino!
Bundestrainerin Monica Theodorescu hatte bei der Pressekonferenz zu den FN-Aktivitäten bei den Weltmeisterschaften vor zwei Tagen in Warendorf bereits gesagt, der Hengst sei in sehr guter Form, man müssen lediglich sehen, „wie er sich mit der frischen Luft und den vielen Stuten, die da herumlaufen, akklimatisieren wird“. Der Satz von der „sehr guten Form“ klingt in der Rückschau fast wie eine Untertreibung. 79,109 Prozent – ein klarer, ein verdienter Sieg.
Skandinavien stark bei Horses and Dreams
Ohne Fehler absolviert der Rappe Deep Impact unter dem in Dänemark lebenden Spanier Severo Jesus Jurado Lopez das Grand Prix-Programm. In der gesamten Trabtour hat der Hannoveraner die Tendenz, sich in Schwebetritten – oder zumindest kurz davor – zu bewegen. In den Trabtraversalen verlor er deutlich an Kadenz. Dafür war er in der gesamten Prüfung in einer guten Silhouette. In der Passage neigt er zum Schwanken. Die Lektion, mit der der De Niro-Sohn am meisten punktet, sind die Trabverstärkungen. Mit 75,152 Prozent wurde das Paar Zweite.
Sein Pferd von der Europameisterschaft hat der Schwede Patrik Kittel mit nach Hagen gebracht, den Oldenburger Delaunay v. Dr. Doolittle. Zu Beginn verliert der Wallach an Kadenz in den Trabtraversalen. Die Piaffen sind schwankend, in vielen Lektionen neigt der Wallach dazu im Genick zu tief zu kommen. Beispielsweise in den Zweierwechseln, auch im Verlauf der 15 fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung, die das Pferd gehorsam absolviert, sackt das Genick zusehends ab und der Wallach wird zu eng im Ganaschenwinkel. Die letzte Piaffe, gleichwohl schwankend gezeigt, erhält Bewertungen bis 8,5. 75,109 Prozent bedeuten Platz drei unterm Strich.
Wie stark Daniel Bachmann-Andersen derzeit beritten ist, zeigte der Däne vom Gestüt Blue Hors mit dem gekörten Jazz-Sohn Don Olymbrio, nachdem er erst vor wenigen Tagen mit Zack beim Weltcup-Finale in Paris geglänzt hatte. Die Höhepunkte von Don Olymbrio liegen in der Passage-Piaffe-Tour. Aber der Rest ist auch immer gut für ein „ziemlich gut“, sprich 7,0 und besser. Das summiert sich auf 74,087 Prozent – Platz vier.
D’Agostino und Dalera
Fünfte wurde Fabienne Lütkemeier, die ihren Routinier und Kürspezialisten D’Agostino mit nach Hagen genommen hat. Nächste Woche hat „Daggi“ frei. Da läuten die Hochzeitsglocken bei Fabienne. Als verfrühtes Hochzeitsgeschenk gab es von ihrem De Niro-Sohn heute eine gute Runde mit einer sehr gleichmäßigen Bewertung. Achten auf die starken Tempi in Trab und Galopp sowie die Serienwechsel im Galopp zählten zu den Topscores in der Prüfung, 73,413 Prozent.
Da kam sogar kurz die Sonne zum Vorschein, als Jessica von Bredow-Werndl und Dalera, Siegerin des Louisdor-Preis 2017, in das Hagener Viereck einritten. Die große Trakehner Stute begann mit einer leichten Unsicherheit im ersten Halten. Es war der erste „große“ internationale Grand Prix der Stute. In Österreich hatte sie schon 75 Prozent in der Halle erreicht. Nun also das Freiluft-Debüt zwischen den Big Names, zwei Startpositionen hinter Desperados und Championats-Kombinationen wie Hubertus Schmidt/Imperio und Fabienne Lütkemeier/D’Agostino im Rücken. Das nennt man dann wohl Standortbestimmung.
Das Paar begann mit einem guten ersten starken Trab und flüssigen Trabtraversalen. Die elfjährige Stute, die erst seit zweieinhalb Jahren in Aubenhausen bei Familie Werndl steht, hielt vorm Rückwärtsrichten besser. Den zweiten starken Trab ritt Jessica mit etwas weniger Risiko. Die erste Piaffe gelang sehr gut, minimal im Vorwärts und von bestechender Gleichmäßigkeit. Noten bis 9,0 spiegeln das große Talent der Easy Game-Tochter für die Lektionen der höchsten Versammlung wider. Die Schritttour war im starken Schritt gleichmäßig, man hätte sich noch etwas mehr Dehnung im Hals gewünscht. Die zweite Piaffe zeigte die Stute komplett am Platz, die Übergänge aus und in die Passage wurden bis 8,5 beurteilt.
Die Schweizerin Beatrice Bürchler-Keller, der Dalera den Nachnamen „BB“ verdankt und die auch den Weltcup-Dritten Unee ihr Eigen nennt, hielt es im VIP-Bereich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr auf dem Stuhl. Als ehemalige internationale Dressurrichterin weiß sie, in welche Richtung die Reise gerade geht. Eine hohe 70-Prozent-Burteilung liegt zum Greifen nah.
Dann die Galopptour: Der starke Galopp ist noch nicht bis zum Maximum ausgereizt, der fliegende Galoppwechsel am Punkt, für volle Punktzahl hätte man sich hier den Hals noch etwas länger gewünscht. Eine Frage von Kraft und Routine. Aber dann: In den Zickzack-Traversalen ist schon die Einleitung unstimmig, dann kommen weitere Fehler. Mehr als eine 5,0 ist da nicht mehr drin – und die Lektion geht in zweifacher Wertung ins Ergebnis ein.
In den 15 fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung kippt die Stute am Ende im Genick leicht ab, springt aber alle Wechsel gerade und flüssig (7,2 im Durchschnitt).
Dafür gelingen dann beide Pirouetten wirklich gut, die Rechtspirouette auf kleinstem Kreis ums innere Hinterbein gesprungen – wirklich gesprungen, nicht gedreht, wie das immer wieder in internationalen Prüfungen zu sehen ist.
Zum Schluss gab es dann noch eine Vollbremsung – ausgerechnet im starken Trab über die Diagonale, der gut und energisch begann, stoppt Dalera zwei Meter vorm Wechselpunkt abrupt ab. Das kostet noch einmal wertvolle Punkte. Am Ende gibt es dann eine gut gesetzte, gleichmäßige Piaffe zum Abschluss. Noch bekommt die Stute bislang hier „nur“ Achten, aber da ist noch Luft nach oben, 72,652 Prozent.
Die Patzer nahm die Reiterin auf ihre Kappe:
Das waren alles meine Fehler. Ich bin einfach blöd geritten!
Imperio in guter Form, aber mit Fehlern
Hubertus Schmidt hat sich mit Imperio einiges vorgenommen, so zumindest der Anschein, als das Paar ins „Almased Dressurstadion“ hineinkommt. Der Hengst ist geschlossen. Kraftvoll und dynamisch der erste starke Trab mit drei Huf Übertritt, gefolgt von leichtfüßigen Trabtraversalen und gutem Rückwärtsrichten.
Beim Ansetzen zur ersten Piaffe scheint sich der Hengst hinten zu treten, das linke Hinterbein zuckt einmal hoch und zur Seite, danach findet der Connery-Sohn zur Piaffe. Der Starke Schritt gelingt gut über den Rücken. Im Übergang zur zweiten Piaffe geht Imperio zunächst Schritt statt Passage. Dann setzt der Trakehner zu Piaffe an.
Gröbster Patzer sind die spannungsgeladenen Zweierwechsel. Spannung kommt auf, nachdem der erste Wechsel nur kurz gesprungen war. Die Zickzack-Traversalen gelingen, die Einerwechsel sind deutlich besser als die Zweier.
Die letzte Piaffe bei X ist die beste der drei gezeigten, etwas matt zu Beginn, dann gut gleichmäßig. 72,065 Prozent bedeuten Rang sieben.
Achte wurde die US-Amerikanerin Shelly Francis mit Danilo v. De Niro, den sie im Finale des Weltcups vor zwei Wochen noch in Paris an den Start gebracht hatte (71,935).
Ihr folgte Jan Dirk Gießelmann mit seinem Hünen Real Dancer v. Rubin Royal (71,717).
Ein gereifter Franziskus
Ingrid Klimkes Hengst Franziskus macht einen reiferen Eindruck, ist jetzt ein wirkliches Grand Prix-Pferd. Es ist die erste Grand Prix-Saison, die der Hengst, der schon als Fohlen seinen ersten großen Auftritt beim Deutschen Fohlenchampionat gehabt hat, geht. 2017 war er Dritter im Finale des Louisdor-Preises. Seinen hormonellen Überschwang hat der viel beschäftigte Deckhengst aber immer noch nicht ganz abgelegt.
Insgesamt ist „Franz“ aber geschlossener, brilliert nach wie vor in allem, was nach vorne ausgerichtet ist, wie Trab und Galopp in den starken Tempi. Im starken Schritt vereitelte ein Anzackeln eine höhere Beurteilung – Wiehern vom nur durch ein Zelt vom Prüfungsviereck abgetrennten Abreiteplatz, das ist nicht einfach, da nicht zu antworten und konzentriert weiter zu gehen.
In den Piaffen lässt sich der Hengst in der international ausgeschriebenen Prüfung, die reglementgemäß ohne Gerte zu reiten ist, dann aber doch etwas bitten. Immer wieder mal bleibt hinten ein Bein stehen. Manchmal kommt während der Prüfung kurz die Zunge des Fidertanz-Sohns zum Vorschein. Die 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung sind wunderbar bergauf, nach vorne und gerade gesprungen – ein Highlight der Prüfung.71,109 Prozent, Rang zehn.
Alle Ergebnisse finden Sie hier.cheap air jordan 11 | is air jordan outlet fake
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar