Die Halle festlich lila, die Pferde teilweise noch etwas fremdelnd mit der Atmosphäre, die Qualität gut – beim Finale um den Nürnberger Burg-Pokal 2023 haben Isabell Werth und Skovens Tzarina die Einlaufprüfung für sich entschieden. Eine Vorentscheidung ist das noch nicht. Am Samstag geht es für alle Finalisten bei null los.
Skovens Tzarina war noch etwas aufgeregt. Aber die Halbschwester des Grand Prix erfolgreichen Skovens Rafael wurde von Isabell Werth geschickt und mit leichter Verbindung durch die Einlaufprüfung zum Nürnberger Burg-Pokal Finale 2023 geritten. Highlights waren die Trabverstärkungen mit deutlicher Rahmenerweiterung und die halben Pirouetten im Galopp.
Immer wenn leichte Spannungsanzeichen aufkamen, etwa in der Trabtraversale nach rechts zu Beginn der Aufgabe, wusste Werth die Zack-Tochter schnell wieder zur Konzentration zurückzuführen. Deutlichstes Beispiel: Beim Übergang in den starken Schritt dehnte sich die Stute mit dem imposanten Hals sofort an die Hand heran.
Tzarina im Schritt verbessert
Die dänische Don Schufro-Enkelin ist keine Schrittkapitalistin, zeigte aber mehr Raumgriff als bei ihrer Qualifikation in Hagen im Frühjahr. Mit 76,048 Prozent setzte sich das Paar an die Spitze des zwölfköpfigen Starterfeldes. In den Serienwechseln zu vier und drei Sprüngen hätte Tzarina noch gerade bleiben dürfen, das Rückwärtsrichten geht auch noch flüssiger.
Seit August 2022 ist die dänische Stute im Besitz der Österreicherin Victoria Max-Theurer. Vorher gehörte sie zur Hälfte Helgstrand Dressage. Fünfjährig hatte die Dänin Bettina Jäger Skovens Tzarina auf der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde vorgestellt.
Werth, neuerdings auf Instagram aktiv, hat bislang 19 Pferde für das Finale im Nürnberger Burg-Pokal qualifizieren können. Viermal hat sie bislang den Sieg als verfrühtes, selbstgemachtes Weihnachtsgeschenk mit nach Rheinberg nehmen können.
Danny Cool ist cool
Mit insgesamt vier Pferden ist Helen Langehanenberg nach Frankfurt, das in diesem Jahr 50. Jubiläum feiert, angereist. Zwei Pferde gehen ab morgen im Louisdor-Preis, nachdem Lisa Müllers Chuck Bass, den Isabell Werth hätte reiten wollen, abgemeldet wurde, ist Assenzione, ebenfalls eine Zack-Tochter, in der Festhalle am Start. Doch heute galt die reiterliche Aufmerksamkeit Golden Romance (68,536/11.) und vor allem Danny Cool. Der DSP-Wallach ging als letztes Pferd ins Viereck und schüttelte die Rangierung noch einmal durcheinander. Der hochbeinige und immer noch in seine großen Partien hineinwachsende Danciano-Sohn zeigte schwungvolle Trabverstärkungen, eine der besten Darstellungen aller Pferde im starken Schritt und eine fehlerfreie Galopptour. In den fliegenden Galoppwechseln scheint der Bayer noch ein bisschen die Luft anzuhalten, sodass die gehorsam auf Hilfe gesprungenen Wechsel zu vier und drei Tempi noch über etwas mehr Boden hätten sein dürfen – ein Talent im Werden und für seine acht Jahre schon sehr lektionssicher. Die Runde wurde mit Platz zwei belohnt (74,804).
Escamillo mit der ersten 10,0 in Frankfurt
Den Drittplatzierten, 73,634 Prozent, kennt Helen Langehanenberg auch gut, genau wie die Siegerin Isabell Werth. Bei beiden hat Escamillo bereits im Stall gestanden. Der Rheinländer mit Oldenburger Mutterstamm ist nicht nur ein populärer Deckhengst – wie die Bundeschampionate gezeigt haben – er ist auch einer der Mitfavoriten. Unter Manuel Dominguez Bernal ließ der schicke Braune lediglich im versammelten Schritt und beim Rückwärtsrichten Punkte liegen. Für die Dreierwechsel vergab Elke Ebert, Richterin bei M, dem WM-erprobten Escolar-Sohn die Idealnote 10,0.
Auch wenn nicht alle Richterinnen das so sahen, hätte man dem Ritt der Finnin Emma Kanerva auf Bond Girl v. Borsalino gern einen Preis für Durchlässigkeit gegeben. Die Fuchsstute ging mit stabilem Genick und vorbildlich leichter Anlehnung durch die Prüfung. Als mit sieben Jahren eines der jüngsten Pferde überzeugte sie vor allem in der schwungvollen Trabarbeit – im Vorwärts, wie im Seitwärts – sowie im starken Schritt. Ihre etwas flache Galoppade dürfte noch kraftvoller sein, da bemerkt man den Altersunterschied zu anderen Pferden in der Konkurrenz. Die technische Qualität der gezeigten Galopplektionen war aber wiederum gut, beispielsweise die klein und ausbalanciert gesprungenen Galopppirouetten (73,536/4.).
Herrschte bei den ersten fünf Platzierten relative Übereinstimmung bei den Richterurteilen, gab es im weiteren Verlauf Diskrepanzen in der Bewertung. Bei Leonie Richter und dem Helgstrand-Hengst Lord Europe waren es mehr als vier Prozent. Wobei Dr. Dietrich Plewa, der mit 68,902 Prozent am tiefsten lag, wohl noch am ehesten die Kriterien einer S-Dressur in sein Urteil hatte einfließen lassen.
Atmosphäre beim Finale um den Nürnberger Burg-Pokal 2023
In Trab und Galopp bringt der Hannoveraner Prämienhengst, den seine Reiterin sehr geschickt und gefühlvoll in Prüfung unterstützte, viel Grundqualität mit. Aber die Hallenatmosphäre spielte dem Hengst heute mehrfach einen Streich. Neben kleineren Anzeichen von Spannung zeigte sich das vor allem in einem Rückwärtslaufen nach der zweiten Schrittpirouette. In der Wechseltour hätte man sich den Ganaschenwinkel klar offener gewünscht, der fliegende Galoppwechsel nach dem starken Galopp auf der Diagonalen misslang, das Rückwärtsrichten blieb unter der geforderten Trittzahl. Alles keine Dramen, aber in Summe mit einer 7,2 in der Durchlässigkeit und zwei Beurteilungen über 74 Prozent großzügig bewertet.
Das Finale im Nürnberger Burg-Pokal 2023 wird am Samstag ab 10.20 Uhr ausgetragen, Clipmyhorse streamt die gesamte Veranstaltung.
Ergebnisse der Einlaufprüfung zum Finale im Nürnberger Burg-Pokal 2023.
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