Routinier gegen aufstrebendes Grand Prix-Pferd. Das war das Duell im heutigen CDI4* Grand Prix, Qualifikation für die Flutlicht-Kür. Am Ende konnten Isabell Werth und ihr 17-jähriger Emilio die Prüfung knapp für sich entscheiden. Das Nachsehen hatte Dorothee Schneider mit ihrer elfjährigen Stute Sisters Act. Dritte wurde Evelyn Eger mit Westminster.
Spannend bis zum Schluss war der Grand Prix vor dem Wiesbadener Schloss am Samstag. Als vorletztes Paar betrat Isabell Werth im Sattel von Emilio das Viereck. Für den 17-jährigen Ehrenpreis-Sohn ist es das erste Mal in Wiesbaden und zeitgleich auch das letzte. Werth hatte bereits in Mannheim bekannt gegeben, dass es die letzte Saison für ihren Routinier sein wird.
Topfit und frisch präsentierte sich der Braune heute unter Werth. Sein Ehrgeiz kostete an mancher Stelle wertvolle Punkte – das waren zum einen der versammelte Schritt und zum anderen die Galoppwechsel zu zwei Sprüngen. Im versammelten Sprung lässt Werth die Zügel ja häufig durchhängen, da sie schon weiß, dass Emilio sonst den Takt verlieren und „anzackeln“ könnte. Doch das half heute nicht, der Wallach brachte den versammelten Schritt nicht bis zum Punkt zu Ende. In den fliegenden Wechseln schlichen sich auch ein paar Fehler ein. Dafür wusste Emilio in seinen Paradelektionen Passage, Piaffe und auch in den Galopppirouetten zu glänzen. Bis auf einen Richter sahen alle das Paar in Front. 74,456 Prozent bedeuteten den 52. internationalen Sieg auf Grand Prix-Niveau für Emilio.
Geschlagen geben musste sich Dorothee Schneider, die als letzte Starterin mit Sisters Act die Führung noch hätte erobern können. Die elfjährige Sandro Hit-Tochter konnte heute ein neues persönliches Bestergebnis erzielen. Und das trotz Fehlern, die sich einschlichen, wie ein Taktfehler in der Trabverstärkung oder ein geklauter fliegender Galoppwechsel nach der Diagonalen im starken Galopp. In der Piaffe der Stute aus einer Royal Diamond-Mutter wünschte man sich noch mehr Tragkraft in der Hinterhand, auch in der Passage macht sich das durch leichtes Schwanken hier und da noch bemerkbar. Aber die Stute wirkt motiviert, absolvierte die Traversalen weit kreuzend, den starken Schritt energisch durch den Körper und die Galoppwechsel bedeutend. 73,913 Prozent vergaben die Richter für die Vorstellung, womit Schneider und Sisters Act wie schon in Mannheim hinter Isabell Werth und Emilio rangierten.
Platz drei ging mit Evelyn Eger an eine Lokalmatadorin. Sie kommt gebürtig aus Wiesbaden und hat noch immer einen familiären Bezug zur hessischen Landeshauptstadt. Kein Wunder, dass Eger heute viele Fans rund um das Viereck versammelt hatte. Mit dem nun 18-jährigen Wallach Westminster erzielte sie eine neue persönliche Bestmarke: 73,152 Prozent wurden es für das Paar. „Vor diesem Publikum zu reiten, ist einmalig. Man ist mitten in den Leuten drin. Da kommt eine Stimmung auf, die einmalig ist und die Westminster unheimlich motiviert hat. Er liebt die Aufmerksamkeit und fühlte sich durchweg super an“, so Eger.
Morgen Abend geht es für unter anderem diese drei Paare dann in die Flutlicht-Kür von Wiesbaden, Start ist um 21 Uhr.
Nachwuchsprüfungen
In Wiesbaden gibt es neben dem Louisdor-Preis noch eine Reihe weiterer Prüfungen für Nachwuchsdressurpferde. Am Samstagmorgen hatte Dorothee Schneider schon einmal Grund zur Freude. Mit ihrem Burg-Pokal-Finalisten 2022, Dante’s Hit, gewann sie die S-Dressur für sieben- bis neunjährige Pferde souverän mit 74,158 Prozent. Zweite wurde Lena Waldmann mit Charming Sezana und 72,526 Prozent, gefolgt von Marion Wiebusch mit Von Herzen FH und dem Ergebnis von 71,632 Pozent.
Bei den sechsjähigen Dressurpferden setzte sich Maree Tomkinson aus Australien mit Imagine II durch (8,12 Punkte), bei den Fünfjährigen hießen die Sieger Jessica Lynn Thomas (SWE) und Be My Love (8,68 Punkte).
Maximilian Weishaupt gewinnt Samstagshauptspringen
Der Lotto-Hessen-Preis, ein Zwei-Phasen-Springen über 1,50 Meter, bot am Samstagnachmittag den Höhepunkt auf dem Springplatz (abgesehen von dem Gelände-Teil der Vielseitigkeit natürlich). Das Springen war zeitgleich erste Qualifikation für den Großen Preis von Wiesbaden, der am Pfingstmontag ausgetragen wird. Maximilian Weishaupt übernahm in dem Springen mit dem erfahrenen Nekton-Sohn Nexus relativ früh die Führung und blieb bis zum Ende an der Spitze des 43-köpfigen Starterfeldes. 32,6 Sekunden in Phase zwei, ohne unterwegs eine Stange mitzunehmen, bedeutete den Sieg für den 17-jährigen Holsteiner Hengst und Maximilian Weishaupt.
Alle Ergebnisse vom Pfingstturnier Wiesbaden 2023 finden Sie hier.
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