Das Duell Dalera gegen Glamourdale ist 1:0 zugunsten von Jessica von Bredow-Werndl und ihrer Trakehner Stute ausgegangen. Das Nachsehen hatte heute bei der Dressur-Europameisterschaft in Riesenbeck Charlotte, „Lottie“, Fry. Und wie es so ist, bei Duellen kann es auch lachende Dritte geben.
Schon im Vorfeld hatte Jessica von Bredow-Werndl ihr Konzept deutlich gemacht: Sich auf den Ritt konzentrieren, nicht woanders hinschielen. Und wer Jessica von Bredow-Werndl kennt, der weiß: Fokussieren kann sich die Olympiasiegerin. Die Tribünen an der langen Seite, überdacht und damit Schatten garantierend, waren voll besetzt. Das Paar kam in die Arena, die Glocke erklang. Dann wurde es leise. Zu diesem Zeitpunkt führte die Britin Charlotte Dujardin auf Imhotep mit 82,422 Prozent.
Dalera hält nicht ganz so gut wie Glamourdale, aber dann…
Die erste Frage: Würde Dalera bei der Grußaufstellung still stehen? Antwort: ein bisschen. Hundert Prozent sicher war das Halten nicht, aber deutlich besser als in Aachen und Balve (7,2). Die erste Trabverstärkung über die Diagonale nahm Dalera im Direktflug. Selten, wenn überhaupt, hat man die Stute so „losmarschieren“ gesehen (8,3). Dann folgten gewohnt weit kreuzende Trabtraversalen.
Erste Piaffe, erste Neun für Dalera
„Jessi“ und die Trakehner Stute zeigten sich so, wie man sie kennt: Centaurengleich, Pferd und Mensch eine Einheit. Die erste Piaffe mit einem minimalsten Energieverlust nach zehn Tritten dafür den geschmeidigsten Übergängen (9,3). Die 16-jährige Easy Game-Tochter aus einer Handryk-Mutter federte, die Kruppe tief, das Genick stabil der höchste Punkt, Stille im Stadion in Riesenbeck.
Im Schritt hat sich die konzentrierte Arbeit an dieser Grundgangart gelohnt. Unter anderem mit Cavaletti hatte Jessica von Bredow-Werndl hier noch an den berühmten Stellschrauben gedreht, die es braucht für ganz, ganz oben. Im starken Schritt gab es eine 7,4. Für das versammelte Tempo zückten die sieben Damen und Herren in den Richterhäuschen durchschnittlich eine 6,5. So hat auch die Reiterin das erlebt: „Wir verbessern uns von Mal zu Mal und heute war er wieder ein Stück besser.“
Federnd die zweite Piaffe (8,5) bei leichtester Anlehnung. In der Galopptour gelang alles fehlerfrei, keine Lektion unter 8,2 im Schnitt der sieben Juroren. Höhepunkte waren die beiden Pirouetten, zentriert, die erste bis zum Schluss noch etwas ausbalancierter als die zweite (8,9 und 8,6).
9,9 zum Abschluss für Dalera
Auf der letzten Linie leuchteten auf den Anzeigetafeln, die während der Prüfung den „running score“, also die aktuellen Bewertungen, anzeigen, erstmals auch 9,5 – und für die Übergänge, Passage, Piaffe, Passage schließlich die 9,9 auf. Halten. Grüßen. Strahlen! Beim aufbrausenden Applaus und Standing Ovations des Publikums galoppierte Dalera an, bockte fröhlich. Von ihrer Reiterin glücklich geklopft schien die Stute zu sagen: „Geschafft, Haken dran – jetzt will ich mehr, viel mehr“.
Silbermedaille für Deutschland
Ein ausgereiftes Dressurpferd, den klassischen Maximen nach ausgebildet, und zu maximalem Ruhm und Schönheit durch Ausbildung geritten. In Zahlen ausgedrückt: 84,612 Prozent – eine persönliche Bestleistung für das Paar! Damit addierten sich 239,764 Punkte für das deutsche Team. Sie bedeuteten die Silbermedaille in der Mannschaftseuropameisterschaft.
Silber für Deutschland, „mehr war heute nicht drin“, so die Olympiasiegerin nach ihrem Ritt. Das gesamte Team sei super geritten. Die Briten seien in Riesenbeck „abnormal stark“. Noch vor der Meisterschaftsehrung
blickte Jessica von Bredow-Werndl aber bereits nach vorn: „Unser Ziel ist es, im nächsten Jahr stärker zu sein.“ Und die nahe Zukunft, sprich der Abend nach dem Teamsilber und vor dem Grand Prix Special? „Mit den Kindern spielen, früh ins Bett, den Ritt analysieren“.
Und wie war Glamourdale?
Die britische Weltmeisterin Charlotte Fry und der mächtige Hengst galoppierten selbstbewusst die Mittellinie herunter. Wie ein Baum stand der Rappe. Starker Trab und Traversalen wurden mit Noten bis 8,7 beurteilt. Das Rückwärtsrichten war etwas eilig (7,1). Mit Spannung erwartet: Lektion Nummer acht, die Piaffe, die mit dem Faktor zwei multipliziert in die Wertung eingeht. Die erste Piaffe gelang Galmaourdale längst nicht in der Qualität wie Dalera oder anderen. Tritte auf der Stelle, nicht ganz gleichmäßig, insgesamt wenig Aktion und die Sprunggelenke nicht gleich hoch. Der starke Schritt war geregelt (7,3). In der zweiten Piaffe fußte der niederländische Hengst zumindest phasenweise etwas gleichmäßiger, aber ohne wirkliche Lastaufnahme.
Galopp: Vorteil Glamourdale
Dass der Hengst im Galopp die Trakehner Stute punktemäßig überholen würde, Fehlerfreiheit immer vorausgesetzt, war nicht überraschend. Die Zweierwechsel – spektakulär, genau wie der starke Galopp – die Noten: 9,6 und 9,9. Galopp kann der Hengst, da punktete er. In den Einerwechseln setzte sich das „sehr gut“ fort: 9,2. In der Rechtspirouette hörte Glamourdale dann hinten auf, taktmäßig weiter zu springen (8,2). Das Duell war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden. Die letzte Linie musste die Entscheidung bringen. In der Passage strotzte Glamourdale vor Energie. Aber die Piaffe bei X war dann zunächst „ein Satz mit x“. Glamourdale hielt einmal beinahe an, irgendwann trippelte er mehr, als dass er sich trabartig auf der Stelle zu bewegen gedachte.
Das Protokoll zeigte 81,258 Prozent, drittbeste Wertung der Prüfung. 242,22 Punkte für das britische Team bedeutete Gold für das Team GBR. Das erste seit 2011.
Und das Duell Dalera vs Glamourdale steht jetzt 1:0…
Einzelergebnisse des Grand Prix, Mannschafts-Aufgabe der Europameisterschaft Dressur
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