Kürsieg krönt Cathrine Dufours Aachen 2022, Wandres Zweiter, Werndl Sechster

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Cathrine Dufour (DEN) und Vamos Amigos, Aachen 2022 (© von Korff)

Cathrine Dufours Aachen 2022 hätte besser nicht verlaufen können. Fünf Starts, fünf Siege. In der Kür auf „Zweitpferd“ Vamos Amigos setzte sie sich klar vor die Konkurrenz. Frederic Wandres wurde Zweiter, Benjamin Werndl Sechster – 0,255 Prozentpunkte von Platz drei entfernt – in einer unwahrscheinlich engen Entscheidung.

Dänemark kann der Weltmeisterschaft in der Heimat im Dressurviereck nach Aachen 2022 mit einem großen, strahlenden Lächeln entgegenblicken. Cathrine Dufour und Daniel Bachmann Andersen, Erste und Dritter, zeigten nicht nur Weltklasse, sondern auch das schöne Reiten, das man sehen möchte. Ruhig der Sitz, leicht die Hand, die Pferde zufrieden. Reiten als Tanz-, nicht als Kraftsport. Solche Bilder überwogen in der Kür der CDIO5*-Tour, in der neun Paare über 80 Prozent blieben.

Aachen 2022: Dansk Festival

Nach dem Ausfall von Isabell Werth, die wegen blutigen Schaums bei Quantaz im gestrigen Grand Prix Special abgeklingelt worden war – so wie noch drei andere Paare gestern wegen Verletzungen im Maulbereich in unterschiedlichen Prüfungen ausscheiden mussten – war ein deutscher Sieg recht unwahrscheinlich. Zumal die Dänin Cathrine Dufour, aktuell die Nummer zwei der Weltrangliste, einen Lauf hatte. Der endete auch heute nicht vor ausverkauftem Haus im Dressurstadion. Drei dänische Paare waren unter den Top 10. Diese drei, dürften nun auch bei den Selektoren für das Team, darunter auch der deutsche Coach Wolfram Wittig, hoch im Kurs stehen.

Die deutsche Dressurmannschaft, eine Longlist in Reihenfolge der Präferenz, wird der deutsche Dressurausschuss bald veröffentlichen. Wobei Aachen 2022 aus deutscher Sicht sicherlich nicht so verlaufen ist, wie sich das alle am Dienstag uzm Auftakt gewünscht haben. Der Ausfall von Dorothee Schneiders Showtime, das Malheur von Quantaz …

In der Kür war der Sieg von Cathrine Dufour zu keinem Moment in Gefahr. Überzeugend ritt sie den Weltcup-Zweiten, den erst zehnjährigen Westfalen Vamos Amigos, an die Spitze.

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Die Aachen 2022-Küren in Kurzkritiken

Cathrine Dufour (DEN) und Vamos Amigos

Querflöte und Percussion begleiten die Passage nach dem Gruß, dann eine erste Piaffe, etwas schwankend aber leicht und rhythmisch, die Übergänge fließend. Wie aus einem Guss geht es weiter: Passage-Traversale und eine Piaffe mit 180-Grad-Drehung, daraus starker Trab. Einmal erschrickt sich der Vitalis-Sohn in einer Passage vor C, findet aber sofort (!!) wieder zur Losgelassenheit und geht dann starken Schritt über die Diagonale, auch der versammelte Schritt ist locker und spannungsfrei. Das kleine Wegspringen sei ihm verziehen, zumal er nach dem Scheuen sofort wieder Schritt ging – das ist Vertrauen!

Piano setzt ein und es wird galoppiert. Zick-Zack-Traversalen und eine sensationelle erste Pirouette gefolgt von Zweierwechseln. Bald folgen 21 Einerwechsel und dann eine Kombination: Zweierwechsel, die in neun Einerwechsel münden. Am Ende auf der Mittellinie unter Mithilfe eines trällernden Soprans eine Piaffe-Pirouette und der Schlussgruß perfekt mit dem letzten Takt. Mehr geht kaum, zum Schluss der Prüfung verlor der Vitalis-Sohn etwas an Kraft und rutschte mitunter leicht hinter die Senkrechte. 88,375 Prozent

Frederic Wandres und Duke of Britain

Die 1980er-Jahre leben auf in der Kür des deutschen Vizemeisters, Modern Talking, dann „High Energy“ zu Passagen und Piaffen gestalten den Auftakt. „Shout to the top“ und „Relax“ münden in „Westend Girls“ von den Petshop Boys zur Passage-Traversale, einmal ist Frederic Wandres etwa vor der Musik zum Ende der Trabtour. Im Schritt ertönt „The Power of love“ über die Halbdiagonale, dann eine Piaffe mit 90-Grad-Drehung und weiter im starken Schritt.

„Wouldn’t it be good?“ fragt Nik Kershaw im Galopp zu Traversalen, „What is love“  ertönt zu (fehlerhaften) Zweierwechseln auf gebogener Linie. Die Einerwechsel, 17 an der Zahl, gelingen anschließend auf derselben Linie, auch die Jokerlinie, auf der Wanders noch einmal fliegende Wechsel zu zwei Sprüngen zeigen möchte, beginnt mit einem kleinen Fehler. 83,88 Prozent, Platz zwei. Aachen 2022 – für Frederic Wandres so wie schon Balve, die Deutschen Meisterschaften, ein Wochenende mit Wow-Effekt.

Knappe Kiste auf den Plätzen drei bis sechs Aachen 2022

Daniel Bachmann Andersen (DEN) und Marshall-Bell

Ob das ein versteckter Hinweis war? Während ja so manch einer (und erst recht manch eine) beim Herumreiten ums Viereck noch einmal die Pferde, „richtig an der Krawatte“ zu packen pflegt, trabt der Däne Daniel Bachmann Andersen leicht. Frei nach dem Dschungelbuch, „Probier’s mal mit Durchlässigkeit, mit Ruhe und Durchlässigkeit“.

Und so wie das Herumreiten dann auch alles, was folgte: Eine Passagevolte nach dem Gruß, dann gleich eine Piaffe, gesetzt auf dem Punkt. Klar abgesetzte Passage-Traversalen. Alles aus einem ruhigen Sitz entwickelt. Harmonie pur, statt hektisches Aneinanderreihen von Lektionsfolgen. Selbst ein Äppeln im starken Trab bringt beide nicht aus der Ruhe. Es ist eine Kür ohne Fehler, die am Ende einhändig passagierend zum Schlussgruß geritten endet. Manchmal passagiert der Fuchs noch, Erbteil seines Großvaters Don Schufro, exaltiert im Hinterbein, aber nur selten. Die Musik: viel E-Gitarren zu Motiven, die man aus den Charts der vergangenen Jahre kennt. Sicherlich wird Nicole Ahorner, die den Don Romantic-Sohn gekauft hat und die ihn Daniel Bachmann Andersen bis zur Weltmeisterschaft in Herning zur Verfügung stellt, auch in Aachen vor Ort das Herz aufgegangen sein. So wie vielen anderen auch. 82,985 Prozent, Platz drei.

Die Plätze drei bis sechs unterschieden gerade einmal 0,255 Prozentpunkte. Jeder Fehler ist da extrateuer.

Patrik Kittel (SWE) und Touchdown

Kittels Billy Idol-Kür startet mit „Hot in the city“, das passt zu Aachen an diesem Sonntag. In der Passage arbeitet der Quaterback-Sohn mit dem Hinterbein nicht zu aktiv unter den Körper, in der Piaffe, stets etwas nach vorne angelegt, ist das deutlich besser. Insgesamt wünschte man der Trabtour mehr Schluss vom Hinterbein. In den Galopp, dazu „Eyes without a face“, schießt der Braune etwas hinein. Die Verbindung ist während der gesamten Vorstellung weniger leicht als bei anderen Paaren. Serienwechsel zu „Flesh for fantasy“, die Piaffe-Pirouette zum Schluss ist etwas matt bei dem noch jungen Pferd zu erklären. 82,955 Prozent

Henri Ruoste (FIN) und Kontestro

Das Programm des großen Finnen und dem mächtigen belgischen Wallach startet mit Passage zu E-Gitarren, im starken Trab wünschte man sich einen deutlich längeren Hals. Aus der Piaffe auf der Mittellinie geht es in die Passage-Traversale. Die Traversale nach rechts im versammelten Trab ist unausbalanciert. Der Contendro-Sohn, ein väterlicher Halbbruder zu Michael Jungs Chipmunk, punktet dann im Galopp. Zentrierte Galopppirouetten helfen in der technischen Bewertung. Die Choreographie hat zunächst wenig Überraschungen parat. Aber dann! Auf eine Halbdiagonale Zweierwechsel, die linke Hand endet, folgt sofort eine halbe lange, eine ganze kurze Seite und eine sich anschließende Diagonale Einerwechsel. Mehr als 30 Einer ohne Fehl und Tadel – Chapeau! 82,735 Prozent.

Benjamin Werndl und Famoso

Das Team aus Aubenhausen war als letztes in das Aachener Dressurstadion eingeritten. Afrikanische Klänge begleiten das Programm. Nach dem Gruß geht es ein eine Passage-Traversale, dann Piaffe und gleitend heraus in die nächste Passage-Traversale nach rechts. Es folgt die nächste federleichte Piaffe, herrlich leicht die Anlehnung! Dressurreiten, das Spaß macht, anzuschauen. Deutliche Rahmenerweiterung im starken Trab über die Diagonale, frischer als noch im Grand Prix. Vom starken Trab mit einer leichten Unsicherheit in eine Piaffe-Pirouette, die Passagen in perfekter Silhouette und Selbsthaltung. Fehlerhafte Zweierwechsel nach der doppelten Pirouette. Das ist teuer! Das sind vielleicht die Promille, die „Benni“ gebraucht hätte, um noch weiter nach vorne zu kommen. Sichere 18 Einerwechsel. Auf der Jokerlinie, wo Reiter noch einmal Dinge zeigen können, die nicht geklappt haben, springt der Oldenburger dann Zweierwechsel für eine 7,8. 360-Grad-Piaffe-Pirouette zum Abschluss, 82,73 Prozent. Das Spectatorjudging sah ihn auf Rang zwei.

Charlotte Fry (GBR) und Everdale

„Higher Love“ ertönt zu dem KWPN-Hengst und der Britin Charlotte Fry. Viel Passagen und Traversalen zum Auftakt, mal im versammelten Trab und mal in der Passage. Everdale wirkt etwas lockerer im Rücken als man ihn schon erlebt hat. Immer noch hat er nahezu durchgehend dieselbe, enge, Halseinstellung, egal in welchem Tempo oder welcher Gangart und auch die Kruppe wünschte man sich phasenweise tiefer. Wobei er im Galopp häufiger die Nase an der Senkrechten hat, dazu dann musikalische Diamanten von Rihanna. Übergang von der Galopptraversale in die Piaffe-Pirouette zum Abschluss der Kür, die als erste mit mehr als 80 Prozent bewertet wurde, 82,65 Prozent.

Therese Nilshagen (SWE) Dante Weltino

Piaffe nach dem Gruß, daraus ein starker Trab wie aus dem Bilderbuch. Melodien von Adele, der mittlerweile erschlankten britischen Gesangssensation, „Rain“ am Anfang des Programms. Aachen 2022 – für Therese und den Welt Hit II-Sohn mit einem Bombenabschluss: ein zufriedenes Pferd, pendelnder Schweif, eine minimale Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Die Schwedin vom Dressurpferdeleistungszentrum Lodbergen ist auf die Sekunde genau passend mit der Musik. Sia schmettert zum Galopp, „the greatest“. Das passt, denn der gefragte Deckhengst ist in blendender Form. Alles gelingt, die Pirouetten, die Serienwechsel. 80,985 Prozent.

Carina Cassøe Krüth (DEN) und Danciera

Carina Cassøe Krüth und die Rappstute, gerade erst elf Jahre alt und zehnjährig schon bei den Olympischen Spielen im Kürfinale, setzen auf Filmhits der 1980er-Jahre. „Dirty Dancing“, „Time of my life“ zu Beginn (Piaffe und Passagen, in der ersten Piaffe ein Abstimmungsproblem), dann „Fame“ und Bonnie Tylers „Holding out for a hero” zu Passage-Traversalen. Das erste Drittel des Programms mit viel Fluss, manchmal ist die Stute leicht verkantet im Genick. „I wanna know what love is“ (Top Gun) zum Schritt, dann Galopp. „I wanna dance with somebody”, Whitney Houston zu Pirouetten (teilweise etwas groß), Serienwechseln und Traversalen. Nach neun gelungenen Zweierwechseln folgen direkt auf gebogener Linie Einerwechsel, hier springt die Rappstute mehrfach hinten nicht um. Am Ende geht es in der Passage einhändig geritten zum Schlussgruß. 80,635 Prozent

Steffen Peters (USA) und Suppenkasper

Der deutschstämmige US-Amerikaner Steffen Peters und Suppenkasper v. Spielberg zeigt die Kür, die auch in Tokio zu hören war. Er beginnt im Galopp zum „Safety Dance“ mit fliegenden Galoppwechseln, (teilweise großen) Pirouetten und Traversalen. Im Trab Dancefloor aus den 1980er-Jahren, „Baby don’t hurt me“. Die gesamte Vorstellung durchlässig und gehorsam. Etwas mehr Pep hätte man sich an der einen oder anderen Stelle gewünscht, aber harmonisch waren die beiden von Grußaufstellung zu Grußaufstellung. 79,715  Prozent

Jose Daniel Martin Dockx (ESP) und Malagueno

Der Spanier Jose Daniel Martin Dockx auf dem braunen PRE-Hengst Malagueno startet mit viel Piaffen, auch als Pirouetten, zu gezupften Streichern. Das Ganze mit einem Beat unterlegt, der die dynamischen Bemühungen des kleinen braunen Hengstes rhythmisch begleiteten. 79,235 Prozent.

Ingrid Klimke und Franziskus

Ingrid Klimke und Franziskus zeigen die Kür, mit der sie Bronze bei den Deutschen Meisterschaften in Balve gewonnen haben. Spanisch gesungene Charthits wie „Despacito“ und „La Cintura“, happy Sommermusik an einem sonnigen Tag in der Soers. Die beiden sind präzise im Einklang mit der Musik. Tanz mit Franz – gute Piaffen! Leider dann ein Fehler in den unendlich vielen Einerwechseln, die vor der kurzen Seite direkt in den starken Schritt münden. Die 13 Zweierwechsel, die in zwei Traversalen eingebettet sind, gelingen, 15 Einerwechsel danach auch, Klimke nutzt die Jokerlinie. Am Ende dann noch eine leichte Störung vor der Fächerpiaffe, weil die Zuschauer im Takt zu klatschen begannen. 77,967 Prozent.

Die Ergebnisse Dressur Aachen 2022 finden Sie hier.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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