Die London International Horse Show war „Testturnier“ für eine neue Variante des Grand Prix, einer stark verkürzten Version, die den Sport publikumsfreundlicher und medienwirksamer machen soll. Der Sieg ging in die Niederlande.
Der erste Sieger im neuen Kurz-Grand Prix war mit 73,895 Prozent der Niederländer Hans Peter Minderhoud im Sattel des zehnjährigen Vivaldi-Sohnes Dream Boy. Zweite wurde Charlotte Dujardin auf dem WM-Pferd ihres Trainers Carl Hester, Hawtins Delicato, mit 73,026 Prozent. Dahinter konnte sich das frisch gebackene Perspektivkader-Paar Frederic Wandres und Duke of Britain behaupten (72,632 Prozent).
Die neue Aufgabe
Die Aufgabe unterscheidet sich in vielen Punkten vom gewohnten Grand Prix-Programm. So beginnt sie schon mit der Grußaufstellung bei D statt bei X. Danach heißt es versammelt antraben und quasi sofort eine halbe Volte nach rechts einleiten. Statt des ersten starken Trabs folgt eine Rechtstraversale von K nach L und dann zurück in der Linkstraversale von L nach E. Wenige Meter danach beginnt die erste Passage-Tour bei S. Bei H wird abgewendet und bei G die erste Piaffe eingeleitet. Daraus folgt wieder der Übergang in die Passage bis R. Hier ist dann die erste Trabverstärkung entlang der langen Seite bis K gefragt. Danach wird abgewendet auf die Mittellinie und bei D durchpariert zum Starken Schritt von D nach E. Auf der Linie E-I-G ist versammelter Schritt gefragt. Bei G wird angaloppiert und dann im starken Galopp durch die ganze Bahn gewechselt. Fliegender Wechsel bei K, dann versammelter Galopp bis P und von dort aus Linkstraversale bis X. X-I versammelter Galopp, I die erste Pirouette. Danach weiter im versammelten Linksgalopp bis G, hier fliegender Wechsel und rechte Hand weiter bis R. Bei R dann das ganze spiegelbildlich im Rechtsgalopp mit Pirouette bei L und bei D fliegendem Wechsel, um dann auf der linken Hand weiterzugaloppieren. F-X-H duch die ganze Bahn wechseln mit neun fliegenden Wechseln zu zwei Sprüngen. M-X-K wieder durch die ganze Bahn wechseln mit 15 fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung. A auf die Mittellinie abwenden. D durchparieren zum versammelten Trab. L-X Passage, X Piaffe, X-I Passage, I Halten, Unbeweglichkeit, Gruß.
Es sind also beispielsweise die Zick-Zack-Traversalen sowie das Rückwärtsrichten weggefallen. FN-Ausbildungspapst Christoph Hess hatte sich kürzlich im Interview mit der Website „Ludwigs Pferdewelten“ zu dem neuen Format, das letztendlich den Dressursport für die Allgemeinheit attraktiver machen soll, geäußert. Er sagte, für ihn sei der verkürzte Grand Prix „ein Schritt in die falsche Richtung“. Die Elemente, die „die Korrektheit der Basisausbildung überprüfen“, dürften „auf keinen Fall geopfert“ werden. Dazu zählen für Hess ausreichend lange Schrittpassagen, das Rückwärtsrichten sowie „möglichst auch Schrittpirouetten“.
Das vollständige Interview lesen Sie hier.
Der oberste Richter des Weltreiterverbands FEI, Stephen Clarke, zog folgendes Fazit vom gestrigen Tag: „Ja, die Aufgabe ist ziemlich schwierig, weil die Lektionen Schlag auf Schlag kommen – ohne Zweifel ist es hier einfacher zu richten als zu reiten!“
Das sagen die Reiter nach der Premiere
Hans Peter Minderhoud, für den es der erste Sieg in London war, war natürlich glücklich: „Das war alles sehr neu und anders im Vergleich zu dem, was wir gewohnt waren. Aber es war ein wirklich cooler Augenblick, als die Prozente angezeigt wurden!“
Sein Dream Boy begann mit einer starken Trabtour, in der es in den doppelt bewerteten Lektionen wie den Traversalen Noten von 7 (für die Linkstraversale von Andrew Gardner/GBR) und 8,5 (für beide Traversalen von Chefrichterin Katrina Wüst bei C) gab. Wüst hatte den Hengst auch in der ebenfalls doppelt zählenden Piaffe höher als die Kollegen: 7,5 zu 7 von den vier weiteren Unparteiischen.
Im Schritt bewegten die Noten sich zwischen 6,5 und 7 im starken Schritt. Im versammelten Schritt reichten die Bewertungen von 6,5 bis 7,5. In der Galopptour gelangen die Zweierwechsel nicht fehlerfrei. Ansonsten bewegten sich die Noten auch hier zwischen 7 und 8 – bis auf die Linkspirouette, für die es von Katrina Wüst und Andrew Gardner nur eine 6,5 gab.
Für Dream Boy wie auch für Charlotte Dujardins bzw. Carl Hesters Delicato „Del“ ist 2018 die erste Grand Prix Saison. Der hochgewachsene Diamond Hit-Sohn hatte noch Unsicherheiten bei den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung sowie auf der letzten Mittellinie, wo die Übergänge nicht ganz Das Golden Girl der Briten musste gestern Abend als erste Starterin aufs Viereck. „Ich hatte keine Möglichkeit, jemand anders reiten zu sehen und für Del ist es das erste Hallenturnier dieser Art, von daher war ich sehr zufrieden“, erklärte sie später.
Gradezu überwältigt äußerte sich der neue Perspektivkader-Reiter Frederic Wandres, der noch nie zuvor in London war: „Als ich das Viereck zum ersten Mal sah, dachte ich, das ist einfach atemberaubend!“, so der Bereiter auf Hof Kasselmann. „Ich war ein bisschen aufgeregt wegen der neuen Aufgabe, aber für mich ließ sie sich gut reiten. Mein Pferd kam mit den Lektionen zurecht und fühlte sich wirklich gut an. Bei ihm waren Fehler in doppelt bewerteten Einerwechseln teuer.
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