Sönke Rothenbergers Fendi war eine Klasse für sich heute in der Einlaufprüfung zum Louisdor-Preis Finale in Frankfurt. Aber auch sonst gibt es viel Schönes zu berichten von dieser Prüfung.
Es sieht so aus, als hätte Deutschland ein neues Championatspferd, wenn alles gut geht. Das darf man bei Sönke Rothenbergers erst achtjährigem Fendi so sagen. Der dänische Franklin-Sohn erhielt heute fast 80 Prozent in der Einlaufprüfung, dem neu entwickelten „Louisdor-Grand Prix“. Und das zu Recht und mit einer Selbstverständlichkeit, die einigen seiner Kollegen heute noch abging, vor allem, weil sie sich von der Atmosphäre und Dekoration in der Frankfurter Festhalle noch ablenken ließen. Nicht so Fendi. Wie Sönke Rothenberger sagte: „Draußen war er noch ziemlich ,on fire‘, wie man so sagt. Aber als ich reinkam, machte er einmal ,Pfff!‘ und ich wusste: Heute geht alles. Das war so, wie ich es mir wünsche!“ Denn zuhause könne alles funktionieren, aber man müsse es eben auch am Tag X ins Viereck bringen. Das ist Rothenberger und Fendi heute gelungen.
Der Louisdor-Preis ist eine Prüfung für Nachwuchs-Grand Prix-Pferde. Schlüssellektionen des Grand Prix sind „Pi und Pa“, Piaffen und Passagen. Und Pirouetten. Für all diese Lektionen höchster Versammlung bringt Fendi ein außerordentliches Talent mit. Sönke Rothenberger sagt: „Ich will mich nicht arrogant anhören. Aber ihm das beizubringen, war einfach. Er kann es einfach. Er liebt es, spielerisch zu lernen.“ Zur Ausbildung von Fendi hat Sönke Rothenberger viel im St.GEORG Podcast erzählt, nachdem das Paar ja schon bei der ersten Qualifikation der Saison in Hagen beeindruckt hatte.
Insbesondere Passagen des Wallachs sind nah am Optimum. Dafür gab es mehrfach die 9. Henning Lehrmann traute sich auf der Schlusslinie auch einmal an die 10 heran. In den Piaffen nimmt Fendi bereitwillig Last auf, tritt taktsicher und schon sehr auf der Stelle, allerdings noch nicht mit der selbstverständlichen Erhabenheit, wie in den Passagen. Eine Kraftfrage, schließlich ist der Wallach erst acht.
8,3 und 8,2 lauteten die Durchschnittsnoten in den beiden Pirouetten. Das hätte auch mehr sein dürfen. So ausbalanciert hat man die Lektionen höchster Versammlung im vorgeschalteten Grand Prix de Dressage bei keinem Paar gesehen.
Fendi kann aber auch vorwärts! Die Tragkraft, die er für die versammelten Lektionen mitbringt, kann er mühelos mit Schub kombinieren. Das Ergebnis sind beeindruckende Verstärkungen sowohl im Trab als auch im Galopp. Hinzu kamen wunderbar geschmeidige und weit kreuzende Traversalen im Trab wie im Galopp. Die fliegenden Wechsel zu zwei Sprüngen waren gerade und energisch nach vorne-oben durchgesprungen. In den Einerwechseln kam etwas Spannung auf, aber auch die waren fehlerlos.
Die einzigen Aufgabenteile, in denen Fendi nicht mindestens eine 8, 9 oder 10 bekommen kann, sind die im Schritt. So großzügig der liebe Gott dem Braunen Versammlungsbereitschaft und -fähigkeit, kombiniert mit beeindruckendem Schwung und Mechanik in die Wiege gelegt hat, im Schritt dürfte es ein bisschen mehr Raumgriff sein.
Trotzdem, von diesem Pferd muss man begeistert sein. So wie sein Reiter, der nach dem letzten Gruß die Faust reckte und dann seinem Partner unter dem Sattel liebevoll anerkennend den Hals streichelte. Die Zuschauer an der langen Seite gaben den beiden Standing Ovations. Rothenberger zeigte nur immer wieder auf Fendi und schüttelte den Kopf, als könne er selbst nicht fassen, was da gerade passiert war. Denn passiert war dies (passend zur Jahreszeit): A Star is born. Punkt.
Platz zwei an Harrods
Platz zwei ging an Frederic Wandres und seine große Zukunftshoffnung Harrods. Der elegante neunjährige Dunkelfuchs v. Hochadel zeigte sich im Vergleich zu Hagen, wo er sich als Zweitplatzierter hinter Fendi bei seinem Heimspiel das Ticket für Frankfurt gesichert hat, sicherer und gereifter. „In Hagen waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, gab Wandres heute zu. Im Sommer habe Harrods dann ein wenig hinter seinen Stallkollegen, WM-Pferd Duke of Britain und Reservist Bluetooth, zurückstehen müssen. Aber als es auf Frankfurt zuging, habe er die Arbeit intensiviert. Der Schlüssel zum Erfolg sei es gewesen, die Gerte „mal zwei Monate lang ganz wegzulassen“, berichtete Wandres. „Da hat er gemerkt, es geht genauso gut auch ohne die Hilfe, die ihm den Takt vorgibt.“
In der Tat piaffierte Harrods fleißig und recht taktsicher, nur noch nicht mit der großen Erhabenheit und noch ein wenig im Vorwärts angelegt, aber das ist in dieser Aufgabe ja auch erlaubt. Auch die Übergänge gelangen, wenngleich er in den Passagen noch mehr unter den Körper arbeiten muss. Das gilt auch für die Galopptour. Die Ansätze sind da, aber man sieht, dass Harrods noch Zeit braucht, um mit zunehmender Kraft mehr Balance und damit auch Leichtigkeit zu entwickeln. Unter dem Strich wurden 74,914 Prozent für das Paar.
Preis für schönes Reiten: Ann-Kathrin Lindner
Die Pferde sollen durch die Ausbildung schöner werden. Das ist das Ziel. Ein Paradebeispiel, wie das aussehen kann, ist Ann-Kathrin Lindners Lord of Dance, genannt Paul. Der zehnjährige Württemberger Lingh-Sohn hat sich enorm entwickelt, ist geschlossener und elastischer geworden. Die Prüfung der beiden heute war wunderbar anzusehen, harmonisch, nicht überritten, bei kaum sichtbarer Hilfengebung und feinster Anlehnung das Maximum herausgeholt. Sicherlich hat Lord of Dance von Hause aus schon aufgrund seines Körperbaus nicht die Möglichkeiten, die etwa ein Fendi hat. Aber dennoch gab er sich alle Mühe, feinfühlig und optimal von seiner Reiterin unterstützt. Das waren 73,127 Prozent und Rang drei. Ein Riesenerfolg für die beiden, die von den Zuschauern groß gefeiert wurden.
Die weiteren Paare
Es ist ein guter Jahrgang dieses Jahr beim Louisdor-Preis. Auch von den weiteren Paaren hätten einige deutlich mehr Punkte erhalten, hätten sich nicht diverse Problemchen eingeschlichen – entweder, weil die Pferde oder die Reiter Nerven gezeigt haben. Der Reihe nach.
Platz vier ging mit 72,106 Prozent an Dr. Svenja Kämper-Meyer auf der von der Familie selbstgezogenen neunjährigen Ampère-Tochter Amanyara M. Auch diese beiden zeigten eigentlich eine sehr harmonische Prüfung bei sicherer und sehr beständiger weicher Anlehnung. Doch vor der ersten Piaffe setzte die Stute aus und ließ sich erst nach energischer Gertenaufforderung wieder zum Piaffieren bewegen. Was sie eigentlich sehr gut kann, wie sie dann demonstrierte. Dennoch, damit waren gleich zwei Noten kaputt: die für die Piaffe und die für den Übergang. In der letzten Piaffe musste Kämper-Meyer die Stute noch einmal auffordern, konnte ein Ausfallen aber verhindern.
Platz fünf sicherte sich Ralf Kornprobst mit dem zehnjährigen Trakehner Wallach Cayenne v. Imperio. Mit 71,851 Prozent waren die beiden zwischenzeitlich in Führung gegangen – obwohl auch Cayenne das viele Lila und die Weihnachtsmänner in der Festhalle gerne intensiver betrachtet hätte. Trotzdem boten die beiden ein schönes Bild, der Reiter tief im Pferd sitzend und mit fühlender Hand, der Wallach das Bild eines reell ausgebildeten Pferdes. Cayennes Vorderbeinaktion in den Piaffen erinnert an seinen Vater Imperio, nur dass er deutlich mehr Last aufnimmt. In den gebogenen Galopplektionen nach links fehlten heute allerdings Stellung und Biegung und die Pirouette nach rechts sprang der Wallach hinten beidbeinig.
Der einstige Bundeschampion Revenant v. Rock Forever belegte mit seinem Ausbilder Rudolf Widmann Rang sechs. 71,574 Prozent gab es für das Paar – nach Abzug, weil der Münchener im Mittelgalopp den fliegenden Wechsel bei X vergessen hatte. Der schicke Hengst ist ein beeindruckendes Pferd mit zwei sehr guten Grundgangarten, nämlich Trab und Galopp. Im Schritt musste man heute allerdings hinter dem klaren Viertakt ein Fragezeichen machen. Nach dem Verreiten war wohl bei beiden, Pferd und Reiter, ein wenig der Wurm drin. Beide Pirouetten, aber vor allem die nach links, ließen Lastaufnahme und Durchsprung vermissen. In den Zweierwechseln hatten sie Fehler, die Einerwechsel gelangen, aber nur mit viel Schweifeinsatz beim Pferd und Körpereinsatz beim Reiter. Die Schlusslinie war dann noch mal ein Highlight dieser Prüfung.
Eröffnet wurde die Prüfung von Stefanie Wolf und ihrem zehnjährigen Oldenburger Millennium-Sohn Matchball, mit dem sie Deutschland mehrfach bei Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde vertreten hat. Für dieses Wochenende hatten die beiden sich mit beeindruckenden Auftritten bei der Quali in Kronberg empfohlen. Heute war Matchball jedoch nicht in Bestform. Höhepunkten wie den Trabtraversalen, den Verstärkungen und den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung standen heute Probleme in den versammelten Lektionen gegenüber und andere ärgerliche Fehler, wie die Zweierwechsel, die eigentlich zu den Paradestücken des Rappen zählen. 71,276 Prozent gab es trotzdem noch.
Auf Rang acht platzierten sich der Österreicher Christian Reisch und sein zehnjähriger Quaterhall-Sohn Qattani, der Höhepunkte in den ersten beiden Piaffe-Passage-Touren hatte und gute Pirouetten zeigte. Doch in der letzten Piaffe fiel der Fuchs einmal aus und im Galopp wünschte man sich insgesamt mehr Bewegung in der Oberlinie. 70,680 Prozent wurden es für die beiden.
Platz neun belegte Marcus Hermes mit dem zehnjährigen Fürstenball-Sohn Facilone. Nach einem Ausfallen in der ersten Passage, Fehlern in beiden Serienwechseln und der letzten Piaffe, in der der Wallach einmal den Rückwärtsgang einlegte, wurden es 68,340 Prozent.
Einen schwarzen Tag erwischt hatten Nina Kudernak und Queolito, auch dies ein Quaterhall-Sohn. Der zehnjährige Wallach war so beeindruckt von der Halle, dass er schon beim Einreiten am liebsten umgedreht hätte. Das zog sich durch die gesamte Prüfung, in der es aber durchaus auch gute Ansätze zu sehen gab. Sonntag ist auch noch ein Tag! Heute wurde es der letzte Platz mit 63,893 Prozent.
Alle Ergebnisse sowie die Protokolle finden Sie hier.men’s jordan retro 13 release date | what time does the travis scott jordan 1 release
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