Louisdor-Preis 2023: Einlaufprüfung für Beata Stremler und Fürstin Bea

Von
Bildschirmfoto 2023-12-15 um 18.52.57

Noch nicht alles perfekt, aber auf dem richtigen Weg bei den Siegerinnen heute in der Einlaufprüfung zum Louisdor-Preis Finale: Fürstin Bea und Beata Stremler. (© Ludwiga von Korff)

Im vergangenen Jahr war nach der Einlaufprüfung des Louisdor-Preises absehbar gewesen, wie das Finale ausgeht. In diesem Jahr machen die Paare es spannend. Heute waren es nicht die Qualifikations-Rekordler Borja Carrascosa und Frizzantino, die die Ehrenrunde anführten, sondern Beata Stremler und Fürstin Bea.

Letztes Jahr war schon nach der Einlaufprüfung des Louisdor-Preises ziemlich klar: An Fendi wird kein Vorbeikommen sein, wenn nicht etwas ganz Außergewöhnliches passiert. Dieses Jahr war zumindest den Wertnoten aus den Qualifikationen nach zu urteilen, der Hannoveraner Frizzantino unter dem Spanier Borja Carrascosa als Favorit nach Frankfurt gereist. Er hatte in Guxhagen-Dörnhagen mit fast 80 Prozent gewonnen. Doch er war es nicht, der heute alle anderen hinter sich ließ, sondern eine Stute, die in ihrer Qualifikation „nur“ Zweite gewesen war: Fürstin Bea unter ihrer Ausbilderin und Besitzerin (und Namensgeberin) Beata Stremler.

Stets gut herangeschlossen, stabil im Genick und ausdrucksstark im besten Sinne präsentierte sich die neunjährige Oldenburger Fürstenball-San Amour-Tochter. Für die Fliegenden Wechsel zu zwei Sprüngen gab es sogar Neunen. Abstriche musste man heute in den Piaffen machen, in denen die Stute noch Fleiß vermissen ließ. In der zweiten Pirouette (nach rechts) verlor die Stute etwas die Balance. Aber alles in allem war sie heute das Pferd, das das kompletteste Gesamtpaket aus Erfüllung der Skala der Ausbildung, Lektionssicherheit und Ausdruck ins Viereck brachte. Mit 73,957 Prozent wurde sie bewertet.

Rang zwei an die Amateurin

Auf dem Gestüt Birkhof in Donzdorf hatten sich Yara Reichert und der schwedische Skovens Rafael-Sohn Springbank II für Frankfurt qualifiziert. Das Turnier fand nur wenige Wochen nach einem folgenschweren Anhänger-Unfall von Reichert statt, nach dem sie eine Woche lang auf Intensivstation lag. In Donzdorf musste sie noch mehr oder weniger aufs Pferd hinauf und vom Pferd hinunter gehoben werden. Und Springbank ist viel Pferd! Aber offenbar eines mit ebenso viel Herz. Reichert beschreibt: „Springbank hat mir die Qualifikation wirklich geschenkt. Ich konnte mit meinem rechten Bein praktisch nichts machen. Wechsel auszulösen war unmöglich. Ich konnte nur so in der Hüfte hin und her gehen und er hat es einfach gemacht.“

So, wie heute auch. Sie sei schon eine Woche vor Frankfurt „unglaublich aufgeregt“ gewesen. Ob es sich nun gelegt hat? „Nein!“ Kein Wunder. Anders als ihre Mitbewerber verdient Yara Reichert mit Reiten nicht ihr Geld, es ist ihr Hobby. Allerdings eines, das sie mit größtmöglichem Einsatz betreibt. Daneben muss sie sich allerdings auch noch um ihre vier Kinder von neun bis 15 Jahren und ihre Modelagentur kümmern. Und reitet dann auch noch sechs bis acht Pferde. „Irgendwas kommt immer zu kurz“, gibt sie freimütig zu. Was? „Meistens ist es der Job.“ Denn ihr Lebenstraum war es, „bei einem schönen Turnier einmal Grand Prix zu reiten“. Und wie sie sagt: „Wenn man etwas erreichen möchte, muss man sein Leben geben.“

Geld natürlich auch, aber der Einsatz, den die Bayerin getätigt hat, geht weit über die Investition in ihre beiden Toppferde Springbank II und Valverde hinaus. Sie hat an sich gearbeitet. Das sieht jeder, der sie 2021 mit den beiden gesehen hat und der sie heute sieht.

Insgesamt zeigte sich das Kraftpaket Springbank II sehr ausbalanciert und in den Grand Prix-Lektionen recht sicher. In die Piaffen „bremst er noch etwas hinein“. Aber die Piaffen selbst sind auf dem richtigen Weg und die Passagen ausdrucksvoll mit schöner Kadenz. Die Zweierwechsel gelangen sicher, aber noch etwas schwankend. Die Einer wurden gezeigt, müssen aber für die Zukunft noch weiter durch und über mehr Boden gesprungen werden. In den Trabtraversalen sollte der Hengst auf beiden Seiten die Kadenz aus dem sonst ja sehr ausdrucks- und schwungvollen Trab noch mehr halten. Aber alles in allem eine schöne Runde, die von den Richtern mit 73,638 Prozent bewertet wurde. Das war am Ende Rang zwei.

Auf der Ehrenrunde war Springbank dann mit zwei Schleifen unterwegs, denn sein Stallkollege Valverde wurde mit 71,744 Prozent auch noch Fünfter.

Frizzantino auf dem dritten Platz

Der erst achtjährige Hannoveraner Hengst Frizzantino v. Finest, der die Richter bei seiner Qualifikation in Guxhagen-Dörnhagen so vom Hocker gehauen hatte, belegte mit 72,787 Prozent den dritten Platz. Der schöne Schwarzbraune, den Borja Carrascosa jung bekam und ausbildete, ist ein echter Hingucker. Die Prüfung heute litt allerdings mehrmals unter Spannungen, die sich in „zuckigen“, krampfenden Trabbewegungen äußerten. Es fehlte also die Losgelassenheit, die es zum Beispiel auch im Galopp braucht, um 15 Einerwechsel fehlerfrei springen zu können.

Vierte wurde Ingrid Klimke, die wie Yara Reichert (und Helen Langehanenberg) zwei Pferde ins Finale gebracht hatte. Die blaue Schleife verdankt die Reitmeisterin ihrem Westfalen-Hengst Freudentänzer. Mit ihm verbindet Klimke schon rein abstammungsmäßig viel – er hat dieselbe Mutter, wie einst der von Klimke bi Grand Prix ausgebildete Damon Hill, und sein Vater ist Klimkes derzeitiges Toppferd Franziskus. Die beiden zeigten eine ansprechende Runde, bei der manches noch nicht ideal klappte, aber alles auf dem richtigen Weg ist. 72,553 Prozent gab es dafür.

Die weiteren Platzierten

Mit ihrem zweiten Pferd, dem ebenfalls von Franziskus abstammenden Firlefranz, belegte Ingrid Klimke mit 71,723 Prozent Platz sechs hinter Yara Reichert auf Valverde.

Dahinter reihte sich mit 71,170 Prozent Franziskus Nummer drei ein: Fortunity S unter Nuno Palma e Santos. Die beiden zeigten eine tolle Trabtour, im Galopp ließ der Fuchs es noch an klarem Durchsprung vermissen.

Reiterin Nummer drei mit zwei Pferden war Helen Langehanenberg mit Straight Horse Ascenzione und Schöne Scarlett, den beiden Stuten, mit denen sie vor zwei Jahren Erste und Zweite im Nürnberger Burg-Pokal geworden war. Sie wurden heute Achte (70,042) bzw. Zehnte (69,808). Dazwischen schoben sich der Australier William Matthew und Freischütz v. Foundation ein (69,914).

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

stgeorg_newsletter_booklet